Monatsarchiv: Februar 2014

Vom Zauber des Zerfalls

Der Zerfall und sein Zauber

(Zerfall) Was fasziniert uns eigentlich so sehr an verfallenen Gebäuden, an verwitterten Rostlauben oder an Friedhöfen für ausgemusterte Technik? Was macht eine vor so vielen Jahren gesunkene und inzwischen vom Meeresboden komplett vereinnahmte „Titanic“ so zeitlos anziehend? Warum entpuppen sich längst verlassene Orte erst in ihrem zeitlupigen Zerbröseln als Magnete für menschliche Aufmerksamkeit? Es ist der unwillkürlich attraktive Reiz der Vergänglichkeit, also der Zerfall welcher uns da in seinen charmant morbiden Bann zieht. Es ist die voyeuristische Lust an der Beobachtbarkeit vom Altern und vom Dahinschwinden. Kurzum: Es ist die tiefe innere Sehnsucht nach dem, was in unserer von perversem...

Selfies an die Foto-Front

Selfies an die Foto-Front

Fotografiert wird heute dank Smartphone & Co. immer und überall. Und was liegt da näher, als sich selbst mit einem schnellen Schnappschuss für die Freunde und für die Nachwelt digital zu portraitieren? Da wird der Arm einfach mal ausgestreckt, der Auslöser betätigt, und schon grüßt ein neues „Selfie“ – so nennt man diese spontanen und „von langer Hand“ geschossenen Selbstportraits 😉 – von Facebook, Instagram, Twitter oder flickr. Oder wo man sich sonst noch im Netz der unbegrenzten Möglichkeiten sehen und zeigen möchte. Selfies sind unkomplizierte Zeitzeugen des Augenblicks, die es dem darauf abgebildeten Menschen möglich machen, sich ohne Worte...

Geh aus, mein Herz!

Geh aus, mein Herz!

Hans wollte nicht länger alleine sein. Darum beschloss er, sich ins pralle Leben zu stürzen, um dort vielleicht seine bessere Hälfte zu finden. Er schloss sich Menschen an, die die gleichen Freizeitinteressen hatten wie er, und er nahm aktiv und rege am gesellschaftlichen Geschehen teil. Und weil er stets hilfsbereit und offen für neue Herausforderungen war, geschah es eines schicksalhaften Tages, dass ihm unter wahrhaft drehbuchreifen Umständen in seinem dramatisch erweiterten und bestens gepflegten Bekanntenkreis die Liebe seines Lebens über den Weg lief. Seitdem gehen Zwei, die sich in dieser Situation zwar nicht gesucht, aber dennoch (und gerade deshalb) zielstrebig...

Worthülsen zum Selbermachen

Worthülsen zum Selbermachen

Je hohler die Nuss, desto (verbal)akrobatischer ist oft das Geschwurbel, was bevorzugt in der Anwesenheit zahlreicher Mikrofone an der blubbernden Mundöffnung austritt. Wie schaffen es die geistigen Tiefflieger aus Politik und Prominenz bloß immer, so dermaßen kariert daherzuquatschen, dass es sich von weitem fast schon irgendwie gebildet anhört? Ganz einfach: Die Damen und Herren Dummschwätzer bedienen sich einer ebenso einfachen wie wirksamen Technik, die man als „Satzbaukasten des schmerzhaft Sinnfreien“ umschreiben könnte. Und so funktioniert es: Betrachten Sie sich diese einführende Tabelle. Nun wählen Sie völlig frei und losgelöst von Sinn und Verstand aus jeder Spalte eines der Worte zufällig...

Wie und warum Aristoteles Ihnen zur Selbstständigkeit rät

Wie und warum Aristoteles Ihnen zur Selbstständigkeit rät

Aristoteles ist meist auch jenen Zeitgenossen ein Begriff, die sonst mit Philosophie nicht viel am Hut haben. Man zitiert ihn gerne, schmückt sich mit seinen Weisheiten und Aphorismen, und – begibt sich mit ihm auf die Suche nach dem Glück. Oder haben Sie das bisher etwa noch nicht gemacht? Na, dann wird es aber höchste Zeit dafür 🙂 Das Ergon als Schlüssel zum beruflichen Glück Nach Aristoteles (und damit ist er fast schon erschreckend modern) ergibt sich ein gutes und glückliches Leben immer dann, wenn der Mensch genau das tut, was er am liebsten tut und gleichzeitig am besten kann....

Komm wir gehen ins Kino!

Komm wir gehen ins Kino!

Früher galten die Begriffe „Lichtspielhaus“ oder „Filmtheater“ als Synonyme für das Kino. Heute sind die über die Leinwand pixelnden Streifen eher die nebensächliche App für eine auf nachtaktive Nachofresser optimierte Erlebnisgastronomie. Kaum zu glauben, dass in den Geburtswehen der Kinematographie die bewegten Bilder einer in den Bahnhof einfahrenden Dampflokomotive beim fassungslos staunenden Publikum fast schon Panikattacken auslösten. Und so sehnen sich die Freunde der guten alten Kinokultur verständlicher Weise zu jenen cineastischen Epochen zurück, in denen der Kinosaal von einer phantastisch mystischen Aura statt vom Gestank frischer Pickelsalbe, alten Frittierfetts und verschütteten Biers umweht war. Vom Projektionsraum (eigentlich: Bildwerferraum) ging...