Das Geheimnis hinter der grünen Tür

turVerschlossene Türen machen uns grundsätzlich neugierig und stacheln unsere Imaginationskräfte an. Das wusste auch der absolut unvergleichliche Groucho Marx, dem der Ausspruch zugeschrieben wird:

„Was auch immer Sie sich in Ihren wildesten Phantasien vorstellen; hinter dieser Tür passiert es!“

Sogar der überaus gelenkige und gesangsstarke Held meiner rockend rollenden Sturm- und Drangzeit, Shakin‘ Stevens, machte sich für seinen unvergessenen Evergreen :mrgreen: „Green Door“ die magischen Anziehungskräfte verschlossener Türen zunutze:

„Midnight, one more night without sleepin‘
Watchin‘, till the morning comes creepin‘
Green door, what’s that secret you’re keepin‘?“

Was ist es aber, das uns an verschlossenen Türen so fasziniert und uns zum mehr oder weniger legalen Lüften sämtlicher Geheimnisse motiviert? Das kommt ganz auf die Tür und auf unseren individuellen Kenntnisstand an.

➡ Situation 1:
Wir haben schon einmal hinter diese Tür gesehen. Lange bevor sie geschlossen wurde.
In diesem Fall drängt es uns danach, inzwischen mutmaßlich geschehenen Veränderungen auf den Grund zu gehen. Wir wissen genau, wie es einmal hinter dieser Tür war, und wir möchten heute zu gerne wissen, wie es jetzt dort aussieht. Haben wir mit damals gemachten Vorhersagen recht behalten? Wird es sich im Nachhinein als richtig getroffene Entscheidung erweisen, diese Tür seinerzeit zugeschlagen zu haben? Ist es dem Menschen, der uns vor Jahren wirklich derbe enttäuscht hat, genau so übel ergangen, wie wir es ihm in frischem Seelenschmerz gewünscht haben? War es aus heutiger Sicht ein Segen, dass sich damals Wege getrennt haben, um durch verschiedene Türen hindurch divergierende Richtungen einzuschlagen? Was ist eigentlich aus alten Freunden geworden, die man durch auseinander driftende Lebensentwürfe aus den Augen und aus dem Sinn verloren hatte?

➡ Situation 2:
Diese Tür ist völlig neu für uns. Genau wie der Raum, den sie vor unseren Augen verschließt.
Auf solche Türen treffen wir, wenn wir für das Beschreiten neuer Wege und für das Erleben neuer Erfahrungen bereit sind, oder aufgrund zwingender Umstände dafür bereit sein müssen. Jetzt liegt es an uns, ob wir
a) den Mut und die Kraft aufbringen, die erstmalig entdeckte Tür zu öffnen und uns dem Neuen (Wohl oder Übel) zu stellen, oder ob wir
b) die Türen doch lieber ignorieren, da sich dahinter ja auch etwas Unangenehmes oder Gefährliches enthüllen könnte.

Neue Türen können wir aktiv und gezielt suchen und finden. Dazu eignen sich gute Bücher, neue soziale Kontakte, lebenslanges Lernen und die allgegenwärtige Neugier des Alltagswissenschaftlers, der wir ja irgendwie alle sind (oder jedenfalls sein sollten).

Andererseits können wir uns aber auch passiv (aber mental aufgeschlossen und bereit) von neuen Türen finden lassen; letzteres frei nach dem Motto eines mir leider unbekannten Verfassers:

„Das Wichtigste im Leben finden wir nicht durch intensive Suche,
sondern so wie man eine Muschel im Sand findet. Im Grunde findet es uns.“

Eines ist allerdings gewiss: Wer eine neue Tür nicht aufmacht, der wird auch nie wissen, was sich hinter ihr verbirgt. Das kann gut sein, falls das Böse in dem unbekannten Raum sicher weggesperrt war. Und es kann schlecht sein, wenn man hinter einer geschlossen gelassenen Tür die Chance seines Lebens verpasst hat. Welches von beidem zutrifft, kann man leider vorher oft nicht wissen. Zu dieser kniffligen Lage dürfen Sie auch gerne Schrödingers Katze konsultieren, falls sie hinter ihrer eigenen geschlossenen Tür noch am Leben sein sollte.

Soll ich nun oder soll ich nicht?

Ich selbst bin nicht Schrödingers Katze, kann Ihnen aber trotzdem meine Sicht der Dinge vorstellen. Vielleicht hilft Ihnen das ja in Ihrer eigenen Entscheidungsfindung.

❗ Wer im Leben nicht auf der Stelle treten, sondern sich mit neuen Impulsen immer wieder weiter entwickeln will, der wird nicht um das Öffnen geschlossener Türen drum rum kommen. Werfen Sie Ihre betuliche Bequemlichkeit, Ihr Kuschelbedürfnis in der Komfortzone und Ihre mentalen Klammerreflexe über Bord, und halten Sie hinter der geöffneten Tür Ihrer eigenen Kommandobrücke stets Ausschau nach neuen Ufern.

❗ Hinter altbekannten Türen (Situation 1) wartet die Möglichkeit, aus Fehlern oder Erfolgen der eigenen Vergangenheit für die eigene Gegenwart und Zukunft zu lernen.

❗ Hinter neuen Türen (Situation 2) können echte Schatzkammern oder echte Müllhalden lauern. So oder so gibt es hier grundsätzlich etwas zu lernen. Und bitte denken Sie immer daran, dass es auch eine wichtige Erfahrung sein kann, zu erkennen, was einen persönlich eben gerade NICHT weiterbringt. Keine Antwort ist schließlich auch eine Antwort.

– Carina Collany –

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5 Antworten

  1. Daniel Deppe sagt:

    Also, zu diesem Beitrag fällt mir doch ganz spontan auch was musikalisches zum Thema „Verschlossene Türen“ ein 😉 http://www.youtube.com/watch?v=-Vuyww5gzYc

  2. Carina Collany sagt:

    Danke für dieses klangvolle Ticket für eine romantische Zeitreise 🙂

    Christian Anders ist übrigens ein hervorragendes Beispiel für einen neugierigen Menschen, vor dem keine verschlossene Tür jemals sicher war. Seine Biographie und sein Lebenswerk künden von einem geborenen Entdecker, der immer alles ausprobieren wollte. Ob das am Ende dann gut oder schlecht für Lanoo war – darauf hat er es wissbegierig und experimentierfreudig ankommen lassen. Ein echter Türöffner eben 😉 und dabei doch immer Anders 😛

  3. Martha sagt:

    Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere; aber wir sehen meist so lange mit Bedauern auf die geschlossene Tür, dass wir die, die sich für uns geöffnet hat, nicht sehen.

    Alexander Graham Bell

  1. 13. Mai 2013
  2. 21. Februar 2018

    […] nicht zu alt, um immer noch jung zu sein. Und ganz bestimmt nicht zu alt, um immer noch mal etwas Neues zu […]