Der Ouroboros als Symbol für die Mindestlohndiskussion

Der Ouroboros als Symbol für die MindestlohndiskussionBestimmt kennen Sie das (Sinn)Bild einer Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt, und damit einem ewig währenden Kreislauf ein ringrundes Aussehen verleiht. Diese sich ständig selbst verzehrende Schlange trägt den griechisch stämmigen Namen „Ouroboros“ und findet sich in ungezählten Mythologien und Weltbildern wieder. Und seit ich die stellenweise extrem bizarre und absurde Mindestlohndebatte verfolge, geht mir der Ouroboros nicht mehr aus dem Sinn.

Schlangenschraube statt Solidarität?

Immer mehr Menschen in Deutschland kommen mit dem Lohn ihrer Arbeit nicht mehr aus. Viele sind gezwungen, die Einkünfte aus dem Hauptjob durch einen zusätzlichen Nebenjob aufzustocken. Da ist es nur verständlich, wenn der schmale Geldbeutel durch ein verstärktes Preisbewusstsein beim Frisör oder an der Supermarktkasse geschont werden soll. Schnäppchen sind schon lange kein luxuriöses Jagdwild mehr, sondern für viele klamme Käuferschichten die einzige Möglichkeit, sich „am Kacken zu halten“, wie es im Ruhrgebiets-Idiom so bildstark heißt. Wer keine Schulden machen mag, muss zusehen, dass die Dinge des täglichen oder regelmäßigen Bedarfs möglichst günstig bis möglichst gratis zu haben sind. Das wiederum veranlasst gewinnerzielungsorientierte Unternehmer dazu, an den Personalkosten zu sparen, um am Markt so attraktiv preiswert wie irgend möglich auftreten zu können. Dazu werden wahlweise Mitarbeiter entlassen und/oder so sittenwidrig niedrig bezahlt, dass von Kaufkraft so oder so keine Rede mehr sein kann. Wer aber ohne Kaufkraft dasteht, ist auf Billigware und Billigdienstleistungen angewiesen, um über die Runden zu kommen. Hier werden wir Zeuge vom Biss der Schlange in den eigenen Schwanz.

Mindestlöhne zu fordern ist erst einmal eine recht publikumswirksame Möglichkeit, sich als gönnerhafter Gutmensch zu profilieren. Doch der Ouroboros erhebt dazu drohend sein mit dem eigenen Schwanz gestopftes Haupt. Denn Mindestlöhne machen viele Produkte oder Dienstleistungen so teuer, dass sich das die anvisierten Käufer nicht mehr leisten können. Das wiederum kostet Arbeitsplätze und kann in Einzelfällen zum unrühmlichen Ende einer Firma oder eines Geschäftskonzeptes führen. So beraubt sich der Mindestentlohnte am Ende (und natürlich um einige Ecken gedacht) selbst seiner persönlichen Existenzgrundlage. Man hört ihn deftig schmatzen, den Ouroboros.

Ein Teufelskreis

Was der Mindestlohn an zusätzlichem Zaster in die Geldbeutel spült, wird durch die vom Mindestlohn bedingte Verteuerung der Dinge wieder aufgefressen. So wird das also nicht funktionieren, auch wenn die Forderung „Hey Boss, ich brauch mehr Geld“ verlockend einfach erscheint.

Was tun, sprach Zeus?

Vielleicht sollten wir alle mal wieder daran denken, den tatsächlichen und echten betriebswirtschaftlichen und marktpolitischen Wert einer Arbeitsleistung in den Mittelpunkt der Diskussion zu stellen, statt im Elfenbeinturm oder am Stammtisch über marktferne Mondpreise und über „Pi mal Daumen“ ermittelte Mindestlöhne zu schwadronieren.

– Milla Münchhausen –

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Eine Antwort

  1. Martha sagt:

    Was mich an der Mindestlohnsache auch stört, sind die Ausnahmen, die da schon wieder im Gespräch sind. Warum soll ein Rentner oder ein Student oder weiß ich wer sonst noch für eine bestimmte geleistete Arbeit weniger bekommen als jemand anders? Hängt denn der Wert der Arbeit von dem ab, der sie erledigt? Das kann ja wohl nicht sein. Eine bestimmte Arbeit muss einen bestimmten Wert haben, der dann auch der angemessenen Honorierung für den Arbeiter zugrunde liegen muss. Die Diskriminierung offenbar für minderwertig angesehener Leistungserbringer geht in meinen Augen gar nicht. Ich persönlich bin dafür, dass statt einem wackeligen Mindestlohnkonzept der tatsächliche Wert der Arbeit wieder mehr in den Vordergrund gestellt wird. Und wenn eine Arbeit, danach bemessen, sich für niemanden rechnet, dann soll sie eben auch nicht mehr erbracht werden. So einfach. Meine Meinung.