Filmautos zum Fürchten

Filmautos zum Fürchten

Filmautos zum Fürchten

Ach ja – der gutmütige Knuddel-Käfer Herbie oder der gesetzestreue und menschenfreundliche „Kumpel“ K.I.T.T., einstiger Traumpartner vom hasselhoffschen Knight Rider – das ist schöne heile Filmauto-Welt vom allerfeinsten. Doch glaubt mir, Leute: Die schauspielernden Schlitten auf Kinoleinwänden und in Fernseh-Formaten können auch ganz anders, nämlich richtig böse. Damit Ihr mir das auch glauben mögt, werde ich Euch nachfolgend mit zwei PS-Monstern bekannt machen, die Ihr auf einer menschenleeren Straße ganz sicher nicht im Rückspiegel sehen wollt.

Der Truck aus dem Thriller „Duell“

Auch der große Spielberg hat mal klein angefangen. Und zwar im Jahre 1971 mit seinem Spielfilm-Debut „Duell“. Darin bemüht sich ein ziemlich abgefahren aussehender usseliger Tanklastzug recht redlich darum, einen biederen Handlungsreisenden erst von der Straße und dann aus dem Leben abzudrängen. Ganz ehrlich: Diesen Film muss man einfach gesehen haben. Denn sonst glaubt man nicht, wie viel Spannung und wie viel geballte Psycho-Power in diesem Plot stecken. Dabei ist der gnadenlos Gas gebende Tanklastzug (übrigens ein stolzer stattlicher Peterbilt) von Anfang an der kraftvolle Hauptdarsteller, der sich nie die Blöße gibt, seinen menschlichen Lenker ins Bild zu rücken. Wozu auch? Wenn dieser Super-Diesel in Ideallinie zum Sprint ansetzt, bis der gejagte Geschäftsmann nur noch eine gigantisch große Kühlerschnauze hinter sich sieht, stockt ohnehin jedem Zuschauer der Atem. Eigentlich würde man dem recht langweiligen und außerdem noch ziemlich unglücklich verheirateten menschlichen Beutetier nicht zutrauen, dass es den Film überlebt. Tatsächlich aber wächst das graue Männlein durch seine ungewöhnliche Bedrohtheit schließlich über sich hinaus und erlegt den zornesblinden Peterbilt durch eine List, ein Feuer und einen final tiefen steilen Abgrund. Es ist wirklich schauerlich. Der sterbend in die Tiefe stürzende Truck schreit und ächzt wie ein tödlich getroffener T. Rex – Ein unmenschliches Geräusch, dass das Blut in den Adern gefrieren lässt. Als der Peterbilt, zerschellt am Boden liegend und aus zahlreichen Wunden technische Flüssigkeiten blutend, sein unheiliges Leben aushaucht, dankt wirklich jeder brave Autofahrer seinen Göttern, nicht selbst gegen diesen Giganten des Grauens angetreten sein zu müssen.

Der Teufel auf Rädern

In dem gleichnamigen Thriller aus dem Jahre 1977 treibt eine pechschwarze Horror-Karre ihr blutig tödliches Unwesen. Drohend und grauenvoll hupend heizt dieser Hobel durch die Gegend und bringt wahllos sämtliche Leute um, die das Pech haben, zur selben Zeit am selben Ort die selbe Straße zu benutzen. Es ist das Verdienst von „Pimp-Master“ George Barris, für diesen haarsträubenden Zweck einen Lincoln Continental Mark III dermaßen „geschminkt“ zu haben, dass man dem unaussprechlich und unsäglich Bösen mitten in das eiskalte grausame Gesicht zu sehen meint, sobald der unerbittlich spurtstarke Hauptdarsteller seinen Kühlergrill in die Kamera hält. Wer bislang geglaubt hat, dass ein Auto nicht bitterböse gucken kann, den wird ein Blick ins Antlitz des Teufels auf Rädern unmittelbar eines Besseren belehren. Da hilft nur noch die schnelle Flucht auf den Friedhof; diesen heiligen geweihten Boden darf und kann der satanische Lincoln Continental Mark III nämlich nicht betreten, pardon, befahren.

So. Genug gegruselt. Jetzt nehme ich den Gang wieder raus. Ich will ja Deutschlands Straßen nicht noch gefährlicher machen, als sie ohnehin schon sind. Auch wenn die vielen grauenhaften Verkehrsunfälle meist nicht bösen Autos, sondern ihren blöden Lenkern geschuldet sind.

– Milla Münchhausen –

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4 Antworten

  1. Frank Steinmann sagt:

    Duell ist wirklich ein sehenswerter Film, es gibt aber zwei
    Fassungen: die kurze Originalfassung (74 Min.) sowie eine
    längere Kinofassung (90 Min.) mit nachgedrehten Szenen.
    Unbedingt die längere Kinofassung ansehen; ich tanke schnell
    den PETERBILT 281 CONVENTIONAL voll und mache mich dann auf
    die Suche nach diesem roten PLYMOUTH VALIANT CUSTOM!

  2. Milla sagt:

    Hallo Herr Steinmann,

    Sie hören sich so an, also ob Sie auch schon das höchst informative Making Of von Duell genossen hätten 😎 mich hat dabei total fasziniert, mit welchen kreativen Mitteln der debütierende Spielberg auf die Tube gedrückt und stark erhöhte Geschwindigkeit visualisiert hat. Wenn der PETERBILT 281 CONVENTIONAL mit gefühlten Mach3 im Rückspiegel des PLYMOUTH VALIANT CUSTOM zu voller GruselGröße aufschließt, stockt mir jedes Mal wieder der Atem. Und ich kann den Film wirklich schon mitsingen :mrgreen:

    Ich für meinen Teil habe jedenfalls einen gesunden Respekt vor Tanklastzügen in Vintage-Optik entwickelt 😉

    AutoNärrinnenGrüße von Milla 😛

  1. 21. März 2013

    […] angerollt? Gesehen haben könnten Sie diesen Kameraden im Wunderblog schon einmal, und zwar unter https://wunderblog.daniel-deppe.de/filmautos-zum-furchten als Teaserbild. In Havanna macht dieser alte Recke in der realen Welt noch jeden Tag seine […]

  2. 7. November 2020

    […] Dinge bieten dem Teufel reichlich satanischen Spielraum. Hier ist in erster Linie der “Teufel auf Rädern” zu nennen: Ein Auto, abgrundtief bösartig und mordlüstern, dem niemand auf der Straße […]