Keinschwanzböckchen

KeinschwanzschafHallo liebe Kinder – Märchenstunde!

Es war einmal ein kleines Schafsböckchen mit Namen Tillbert. Aber seine Mitschafe nannten ihn immer nur Till. Das konnten sie nämlich einfacher aussprechen.

Till wollte so gerne ein richtig großer Bock sein, vor dem alle anderen Tiere mächtig viel Respekt haben. Doch leider hatte Till keinen Schwanz. Deshalb respektieren ihn die Erwachsenen auch nicht, ganz egal, wie groß und wie gefährlich er auch tat. Das wurmte den kleinen Till natürlich ganz fürchterlich.

Till hatte eine Idee. Er glaubte, wenn er nur allen anderen Schafen auf der ganzen Welt pausenlos den lieben langen Tag auf den Sack gehen und ihnen permanent davon erzählte, für welch einen furchtlosen Krieger er sich selbst hielt, dann würden ihn alle lieb haben und ihn mit immenser Ehrfurcht betrachten. Doch leider hatte Till nicht nur keinen Schwanz, sondern auch keine markige Stimme, und erst recht keine deutliche Aussprache. Tatsächlich klang sein fistelflaches Knödelfiepsen wie das eines nuschelnden Schafswallachs. Und so raunte man sich bald landauf, landab hinter mehr oder weniger vorgehaltenen Hufen vor: Oh Till! Wärst Du doch ein schtiller Schweiger. Dann hätten wir endlich Ruhe vor Deinen allgegenwärtigen misstönenden Selbstwertblähungen.

Doch Till dachte gar nicht daran, aufzugeben. Zu groß war sein Ego, zu eitel seine Promi-Pläne. Darum beschloss er, sich ab jetzt Böckchen McLane zu nennen, und an möglichst vielen Tatorten eifrig und emsig so zu tun, als könne er Blut sehen, oder als könne er den Rückstoß einer großkalibrigen Faustfeuerwaffe überleben. Beides war natürlich völliger Quatsch. Und weil er außerdem noch so fürchterlich flachpfeifig dahernuschelte, konnten die bösen Buben auch nie verstehen, was er sagte. Das ärgerte den nach wie vor schwanzlosen kleinen Till, und deshalb erschoss er auch immer gleich alle. So! Nehmt das, Ihr Ehrlosen! Ich werde Euch schon zeigen, wer hier schwanzlos ist.

Tills kleiner Rachefeldzug gegen jene, die ihn nicht für voll nahmen, stieß auf ein geteiltes Echo. Die einen titulieren ihn fortan als „Bruce Willis für Arme“, die anderen sagten, ach, lass das kleine Böckchen doch machen, ist doch auch für uns anderen Schafe mal was Neues.

Und wenn der kleine Till nicht schon von richtigen echten Actionhelden zu falschem Pferdemett verwurstet wurde, dann glaubt er wohl auch heute noch, dass ihm irgendwann einmal ein Schwanz wachsen wird. Oder wenigstens mal ein Satz brauchbarer Stimmbänder.

Ach Kinder – sind frei erfundene Tier-Märchen nicht einfach wunderbar? Künstlerisch frei und Spaß dabei 😉

– Märchentante Milla Münchhausen –

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