Konzeptuelle Intelligenz am Beispiel BRD

Es gibt in der Persönlichkeitspsychologie jede Menge Intelligenztheorien, die sich bis heute um ihre jeweilige Daseinsberechtigung streiten. Eine Theorie vergleichsweise neueren Datums (was immer das in der akademischen Psychologie auch heißen mag 😉 ) stammt von Robert Sternberg:

intelligence triarchic theory of intelligence

Sternberg vertritt die Auffassung, dass es drei fundamentale Intelligenzdimensionen sind, die die Gesamtintelligenz eines Menschen konstituieren. Eine dieser drei Dimensionen lässt sich aus dem Englischen am passendsten mit „Konzeptuelle Intelligenz“ ins Deutsche übersetzen. Und diese Dimension hat es mir ganz besonders angetan, weil sie mitten ins pralle Leben greift, anstatt im Elfenbeinturm an vertrockneten und verknöcherten Theorieskeletten langsam zu verhungern. Darum möchte ich der Konzeptuellen Intelligenz diese Ausgabe des WUNDERBLOG PsychoPuzzles widmen 😎

Was will der Mensch?

Reduziert man diese Frage auf das wirklich Wesentliche, dann bleiben lediglich zwei Antworten übrig:

1) Der Mensch will (über)leben und
2) der Mensch will seine Bedürfnisse, welche das auch immer sein mögen, befriedigen.

Letzten Endes geht es immer nur darum. Und um diese Ziele erreichen zu können, muss der Mensch in einer Umwelt leben, die ihm dies gestattet. Was aber, wenn die Umwelt, in der der Mensch sich befindet, lebensfeindlich und/oder bedürfnisnegierend beschaffen ist? Dann ist der Mensch dazu gezwungen, seine Konzeptuelle Intelligenz (soweit vorhanden) ins Spiel zu bringen. Das bedeutet konkret, dass zunächst

Zwei Fragen

zu stellen sind:

1) Kann (und will) ich meine Umwelt so verändern, dass ich darin zufrieden und glücklich (über)leben kann?
2) Kann (und will) ich selbst mich so verändern, dass ich meine gegebene Umwelt nicht mehr als bedrohlich und/oder als bedenklich einschränkend empfinde?

Wenn hier auch nur ein einziges ehrliches JA kommt, dann frisch ans Werk und munter losgelegt. Falls aber zweimal NEIN erschallt, dann lässt die Konzeptuelle Intelligenz nur noch eine einzige Möglichkeit zu: Die inkompatible Umwelt zu verlassen, und sich eine andere neue Umwelt zu suchen, in der es sich besser leben lässt.

So weit die Grundzüge der Konzeptuellen Intelligenz. Und nun die Veranschaulichung mit einem

Beispiel aus der Bundesrepublik Deutschland

Die BRD ist ein extrem durchreglementiertes Land, dessen Paragraphendschungel seinesgleichen sucht. Als Bundesbürger wird man vom gierschlundigen Staat permanent zur Ader gelassen, ohne sich dafür eine sinnvolle Gegenleistung erhoffen zu dürfen. Außerdem hat man mit einer extremen Lustfeindlichkeit zu kämpfen. Alles, was Spaß macht, ist hier verboten, oder doch zumindest soweit gesetzlich zu Tode geregelt (oder obszön hoch besteuert), dass es schon keine Laune mehr macht. Einem grotesk absurden Jugendwahn und einer aberwitzigen Kinderverherrlichung steht eine unwürdig verächtliche Nichtbeachtung alter Menschen gegenüber. In Fragen der persönlichen Selbstbestimmung, gleich auf welchem Gebiet, finden sich Bundesbürger sowieso vom Staat kollektiv entmündigt und demütigend gegängelt. Das versteinerte Feigenblatt der Demokratie ist braun und brüchig geworden. Verbrecher haben weder von der Polizei noch von der Jurisprudenz ernsthafte Konsequenzen ihrer widerlichen Taten zu befürchten. So leben immer mehr Menschen in zunehmender Furcht vor einer nachgewiesener Maßen stark steigenden Brutalisierung und Verrohung auf den Straßen. Und ein Heer abgehobener Polit-Absolutisten hat den lieben langen Tag nichts Besseres zu tun, als sich weitere Quälereien und Zwangsabgaben für das dumpf vor sich hinbrütende Stimmvieh auszudenken, während die eigenen Diäten ständig weltfremd angehoben werden.

Das ist die Umwelt, in der wir leben. Sie ist gefährlich, sie ist bedrohlich und sie vereitelt flächendeckend fast jede Form von Bedürfnisbefriedigung.

Option 1: Diese Umwelt verändern

Dazu wünsche ich viel Glück und viel Erfolg. Jeder, der den Aufstand schon einmal alleine oder in gleichgesinnter Gemeinschaft geprobt hat, wird rasch bemerkt haben, dass das nicht sehr weit führt. Natürlich will ich niemanden entmutigen. Aber die „Umwelt BRD“ in einen lebenslustigeren Ort zu verwandeln, kommt einer Sisyphusarbeit gleich. Wobei natürlich auch steter Tropfen schon so manchen Stein gehöhlt hat.

Option 2: Sich selbst verändern

Der Mensch ist erstaunlich anpassungsfähig. Darum ist diese Option vermutlich recht effektiv, was sich auch in den regelmäßig stattfindenden repräsentativen Meinungsumfragen bestürzend realistisch widerspiegelt. Der zunehmenden Gewaltbereitschaft und Kriminalität „da draußen“ lässt sich durch Homing und duch Cocooning und durch Online Shopping trefflich entgehen. Wer muss schon raus auf die Straße? Tagsüber vielleicht mal, aber abends und nachts dann ganz sicher nicht mehr. Rauchen wird verboten? Dann gewöhnt man es sich eben ab, ist ja auch sowieso viel gesünder. Die Lebenshaltungskosten steigen? Dann wird der Gürtel eben in neuer Bescheidenheit etwas enger geschnallt. Die Politiker bauen nur Scheiße? Lass mal gut sein. An Mutti und Konsorten weiß man immerhin, was man hat. Was man statt dessen bekommen würde, könnte ja noch viel schlimmer sein.

Die Möglichkeiten, sich selbst in das Prokustesbett zu zwingen, sind mannigfaltig. Hier etwas abgehackt und dort etwas langgezogen … dann findet man die Umwelt auch irgendwann gar nicht mal mehr soooo schlecht. Das Credo dazu lautet: Wie geht’s? – Muss ja. Und selbst? Wer so (und damit) leben kann – auch dazu wünsche ich viel Glück und viel Erfolg.

Option 3: Good Bye BRD

Andere Länder, andere Sitten. Warum also nicht der verstopften und verkopften BRD den Rücken kehren und das eigene Heil in der Flucht suchen? Das ist natürlich ein großer Schritt, der viel Mut und Beherztheit verlangt. Die angestammte Komfortzone wird gegen das Abenteuer eines Neubeginns eingetauscht. Dabei gilt es natürlich, im Vorfeld genau zu recherchieren und das ganze Manöver gut zu planen. Denn der Sinn der Übung soll ja nicht darin bestehen, nach einem kläglichen Scheitern abgehalftert und abgebrannt wieder in „Good Old Germany“ angeschissen zu kommen, um reumütig Hartz IV zu erbetteln. In diesem Sinne wünsche ich selbstverständlich von hier aus allen Auswanderern viel Glück und viel Erfolg.

Welches ist Ihre Option?

Um es ganz klar zu sagen: Keine davon ist per se gut oder schlecht. Jede dieser Optionen stellt einen eigenen Intelligenzakt dar, der dazu beiträgt, zufrieden (über)leben zu können. Natürlich kann auch alles nach Belieben durchprobiert werden, bis ein „Sieger“ übrig bleibt. Wichtig ist einzig und allein, dass die irgendwann getroffene Entscheidung zufrieden stellt und praktikabel ist. Dann ist es genau richtig. Also: Wählen Sie weise, aber wählen Sie. Dafür ist Ihnen Ihre Konzeptuelle Intelligenz nämlich gegeben.

– Carina Collany –

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Eine Antwort

  1. 1. Mai 2017

    […] Hilfe zur Selbsthilfe liefern, die ganz nebenbei auf einer modernen und anerkannten Intelligenztheorie aufbaut. Köpfchen muss man […]