Leck mich doch!

Leck mich doch!Ich gehöre einer Generation an, in der die sich liebevoll kümmernde Mutter schon mal in die hohle Hand gespuckt hat, um ihrer vom ausgelassenen Spielen verdreckten Tochter mit den bloßen besabberten Fingern das erdbodenkrustige Gesicht sauber zu reiben. Boah nee, wie habe ich das gehasst! Als permanent verschmutzter Wildfang (oder sollte ich sagen: Tomboy?) fand ich es unsäglich ekelhaft, mit Mutters Spucke Grund in mein Gesicht gerubbelt zu kriegen. Doch wer weiß? Vielleicht hat mir mein wohlmeinendes Muttertier damit unbeabsichtigt einen riesengroßen Gefallen getan. Denn wie man heute weiß, ist der elterliche Spauz der perfekte Einpeitscher für ein zackiges Immunsystem.

Es hat sich nämlich inzwischen erwiesen, dass die im Speichel der Eltern massenhaft vorhandenen Keime im Maul ihrer heranwachsenden Brut so etwas wie einen SchutzImpfungsEffekt auslösen können. Will sagen: Geschwächte Erreger, die Eltern mit einem sauber abgeleckten Schnulli ihren Sprösslingen direkt in den Mund schieben, dienen dort einer aufstrebenden Immunabwehr als salutogene Sparringspartner. Und zwar – bitte aufgemerkt! – ohne (!!!) ein erhöhtes Risiko für Erkältungen oder für Karies, wie bislang befürchtet.

Ich kann wirklich nicht behaupten, dass die rustikalen ad hoc Reinigungsmethoden meiner seligen Mutter mich seinerzeit auf dem Spielplatz begeistert hätten. Allerdings mag es gut möglich sein, dass die fast pausenlose Seiberei dafür gesorgt hat, dass ich Allergien heute eigentlich nur vom HörenSagen kenne.

– Milla Münchhausen –

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