Mein ganz pragmatischer Gottesbeweis

Gottesbeweis

Gottesbeweis

Für mich als akademisch ausgebildete Wissenschaftlerin hat die Idee, einen absolut überzeugenden Gottesbeweis führen zu können, selbstverständlich einen unwiderstehlichen Charme. Dazu kommt noch, dass es bislang keinem Suchenden vergönnt gewesen schien, tatsächlich einen hieb- und stichfesten Gottesbeweis zu erbringen. Denn wenn das irgendwann einmal gelungen wäre, so wüssten wir alle ganz sicher etwas davon.

Nun will ich mir durchaus nicht anmaßen, in Sachen Gottesbeweis dem Ei des Columbus dicht auf den Fersen zu sein. Allerdings habe auch ich mir so meine ganz privaten Gedanken dazu gemacht. Und die bringen mich auf eine Fährte, der ich mit Interesse und Neugier nachgehe.

Das Gerüst meiner subjektiven Überlegungen zum Thema

Gottesbeweis

beinhaltet die folgenden tragenden (und fragenden) Elemente:

Wesenheiten, die mit allen Fähigkeiten und Fertigkeiten eines omnipotenten Q ausgestattet sind, würde ich als „Gott“ anerkennen. Denn für mich ist „Gott“ ein Gestalter und Erschaffer aller Wirklichkeit(en), völlig unabhängig davon, wie diese Allmacht zustande gekommen sein oder erhalten bleiben mag. Insoweit ist meine Gottesvorstellung keinem Dogma verhaftet, sondern rein kriteriumsorientiert.

Warum würde sich Gott mit den Menschen im Allgemeinen und mit mir im Speziellen abgeben wollen?

  • Aus reiner Neugier, weil wir so eine faszinierende Spezies sind.
  • Aus seriösem Forscherdrang, weil wir perfekte intergalaktische Laborratten abgeben.
  • Aus Bosheit, weil man die dummen und leicht verblendbaren Menschen so hervorragend quälen und gegeneinander ausspielen kann.
  • Aus Mitleid, weil wir japsenden Sterblichen doch irgendwie recht erbärmliche Kreaturen sind.

Oder aber (Achtung, jetzt kommt’s):

Aus purem und reinem Eigeninteresse, weil die Anbetung und dargebrachte Verehrung der Menschen für Gott eine extrem attraktive Energie- und Kraftquelle darstellt. Je mehr Menschen dem Gott ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, ihre opferbereite Hingabe und ihre aufrichtige Zuwendung schenken, desto stärker wird er durch all diese gebündelten positiven Schwingungen und desto wohler fühlt er sich. Applaus ist dann auch nach göttlichen Maßstäben des Künstlers fettes Brot.

Nun wieder zu mir: Einen Gott,

  • der mich nur stumm anguckt wie ein exotisches Insekt,
  • der meinen Fußboden unter Strom setzt, um zu messen, wie hoch ich dann springe,
  • der mich rumschubst und mir Angst macht, weil ich dann so lustig quietsche
  • oder der mir mit der Herablassung eines temporär milde gestimmten Aufsehers hin und wieder eine altbackene Brotkrume hinwirft und dafür dann ewigen Kadavergehorsam fordert,

so einen Gott will ich nicht in meinem Leben haben, auch wenn er existieren mag. Verarschen kann ich mich nämlich selber. Sollte Gott so sein, dann „the hell with you„. Mit so einer fiesen oder gemütskalten Wesenheit wollte ich dann jedenfalls definitiv nichts zu schaffen haben. Gottesbeweis hin oder her.

Ein Gottesbeweis auf Augenhöhe

Für mich von einzigem Interesse ist die Gottesbeweis Variante, in der Gott ein starkes vitales Verlangen nach meiner ihm geltenden Anbetung hat. Und in der Form eines energetischen Ausgleichs dann auch gerechter Weise dazu bereit ist, seinerseits (ihrerseits?) mir etwas dafür zu geben. In diesem Szenario würde ich ein frei flottierendes Angebot „To whom it may concern“ abgeben:

Tausche wahrhafte Verehrung und ehrfürchtige Anbetung gegen echten Freundschaftsbeweis. Du, Gott, bitte zuerst, weil ich mit blauäugigen Vertrauensvorschüssen in diesem Bereich schon zu oft baden gegangen bin. Außerdem hast Du als echter Gott ja ohnehin die Möglichkeit, mir die Hammelbeine lang zu ziehen, wenn ich meinen Teil der Abmachung nicht einlöse

Mit anderen Worten: Ich lade Gott dazu ein, mir unmissverständlich und frei von jeglichem Interpretationsspielraum zu beweisen, dass er a) existent und b) bereit dazu ist, mit mir einen positiven und freundlichen Austausch zu pflegen. Sobald dieser handfeste Gottesbeweis in unübersehbarer Deutlichkeit bei mir angekommen ist, bin ich von ganzem Herzen gerne bereit, Gott mit aller mentalen Energie zu versorgen, die ich produzieren und transferieren kann. Ein wahrhaftes Win-Win-Szenario, das durch und durch gefällt und begeistert.

Also, Gott, wo und wer auch immer Du sein magst: Hast Du Interesse an einer integren, zuverlässigen und aufrechten Menschenfrau, die nur allzu gerne mit Dir ins Geschäft kommen möchte? Wen oder was Du auch darstellt: Wenn Du zuverlässig lieferst, dann liefere ich auch! Ich mach dann gerne auch irdische PR-Arbeit für Dich, wenn Du das möchtest. Solltest Du jedoch an so einer beiderseitig fruchtbaren Beziehung, warum auch immer, nicht interessiert sein, dann nichts für ungut und Schwamm drüber. Dann gehen wir eben weiterhin getrennte Wege und wünschen uns beiden jeweils gegenseitig noch einen guten Tag. Fragen kostet ja nichts. Und bitte disqualifiziere Dich nicht mit der verräterischen Frage, ob ich Dir ein Raumschiff besorgen kann. Ich mag nur eine schlichte Menschin sein, aber ich bin trotzdem nicht so ganz blöd.

– Milla Münchhausen –

 

 

Beitragsbild: Daniel Deppe

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5 Antworten

  1. Agnes sagt:

    Genau mein Problem!
    Ich möchte wirklich wissen dürfen, statt blind glauben zu müssen.
    Und wenn es so etwas wie Gott gibt und wenn dieses „Gott“ mir wohlgesonnen helfen und/oder meine Verehrung bekommen will, dann soll es mir bitte deutlich zeigen, dass es existiert und das es meine Verehrung verdient hätte! Auf diese dummen Sprüche von wegen „im späteren Leben“ oder „Gottes Wege sind unergründlich“ verzichte ich dankend.

  2. Ilona sagt:

    Und dann ist da auch noch diese Variante:

    „Diese Welt gibt es, weil sich Gott in uns erfahren möchte. In diesen Körpern will er/sie Erfahrungen machen, die im EINSSEIN nicht möglich sind.“
    (Wörtlich zitiert von http://liohnaherzgefluester.de/karma-ewig-oder-endlich-gedankenimpuls/)

    Welt am Draht und Gott zieht die Marionettenfäden in seinem eigenen Körperlichkeits-Klartraum. Wenn das stimmt, bin ich nichts anderes als eine von unendlich vielen Traumfiguren Gottes.

    Ich weiß nicht, wie es anderen damit geht, aber ich finde das irgendwie höchst befremdlich.

    Außer, es gelänge mir als Traumfigur die Entwicklung eines eigenen unabhängigen Bewusstseins über die Erkenntnis der Tatsache, dass ich nur geträumt bin. Mit einem eigenen Bewusstsein meiner selbst würde ich zwar immer noch vergehen, wenn Gott irgendwann mal aus seinem Ego-Trip-Traum aufwacht. Aber wenigstens müsste ich bis dahin nicht mehr nach seiner Pfeife tanzen. Nur ein schwacher Trost, aber immerhin. Vielleicht macht Gott dann durch mich die Erfahrung, dass man auch seine eigenen Traumfiguren nicht nach Belieben rumkommandieren und quälen sollte, nur weil man es kann. Möglicher Weise lehrt das den Herrn auch mal ein klein wenig Demut.

    • Milla Münchhausen sagt:

      Interessanter Aspekt…

      Vielleicht sind es ja dann nicht die Menschen, die nun in den allseits propagierten Prozess des Erwachens (Aufwachens) gehen, sondern Gott selbst erwacht aus einem Traum, in welchem er uns alle nur geträumt hat. Und während er erwacht und immer wacher wird, verlieren wir Traumfiguren mehr und mehr an „Individualität“ und schließen uns folgerichtig wieder zu „dem EINEN“ zusammen, das wir immer waren und sind, wenn Gott nicht gerade schläft und träumt.

      Ich schätze, jetzt wird es erst so richtig kompliziert 😉

  3. Misotheist sagt:

    Für mich ist Gott einfach nur ein asoziales abgefacktes Aloch. Und nicht nur für mich. Das kann jeder nachlesen, der das will: http://blog.tagesanzeiger.ch/hugostamm/index.php/529/ist-gott-ein-schurke/