Misophonie – wenn Geräusche Mordlust schüren

Misophonie ist ein psychisches Missbefinden, dem die Wissenschaft noch nicht allzu lange *ACHTUNG WORTSPIEL* Gehör schenkt. Daher dürften wohl die meisten von Ihnen, werte Leserinnen und Leser, zwar das grausame Gefühl verhasster Geräusche, aber noch nicht die dazu gehörende Bezeichnung „Misophonie“ kennen. Mit dieser Wissenslücke soll heute Schluss gemacht werden:

Misophonie (von griech.: misos = Hass und phonḗ = Geräusch), wörtlich „Hass auf Geräusche“, ist eine Form der verminderten Geräuschtoleranz gegen bestimmte Geräusche.

Quelle: Misophonie

Bei der Misophonie handelt es sich also nicht um die verständliche Vermeidung von gefährlich gesundheitsschädigendem Lärm, sondern um grundsätzlich „harmlose“ Geräusche, die dennoch dazu geeignet sind, beim sensibilisierten Hörer Hass, Mordlust und ein enormes Gewaltpotenzial hervorzurufen.

Misophonie

Misophonie

Misophonie: Ein Fallbeispiel

Über mir wohnt ein chronisches Ärgernis, das sich unlängst einen nutzlosen Drecksköter Marke „kleiner weißer Wadenbeißer“ zugelegt hat. Dieses dämliche Vieh wird von der schlicht gestrickten Hundehalterin nach Strich und Faden verzogen. Das führt dazu, dass die bodennah gebaute Töle mit ihrem nervigen Gekläffe, Geheule und Gejaule ungehindert und unerzogen jede Menge störfrequenzigen Akustikmüll in mein Zimmer pumpt. Zwar sind die Geräusche, die dieser blöde Kläffer erzeugt, von der reinen Akustik her nicht besorgniserregend. Allerdings machen mir die ungebremsten Lautäußerungen dieser verhassten Kreatur immer wieder deutlich, dass sich hier eine ignorante Ziege im geschützten Raum ihrer bestens gepflegten Begriffsstutzigkeit beständig über den Hausfrieden im Allgemeinen und über mein Ruhebedürfnis im Speziellen hinwegsetzt. Und dieser ganze Psychorattenschwanz macht mich so rasend wütend, dass ich immer, wenn dieses Mistvieh sich mal wieder ungehindert in Rage bellt, gerne zum Spaten greifen würde. Wer mal den Film „Mord im Pfarrhaus“ gesehen hat, weiß ganz genau, wie ich das meine.

Es ist also, rein akustisch betrachtet, nicht so sehr das Geräusch als ein solches. Das ist zwar durchaus nervig. Aber wenn es nicht mit all dieser emotional negativen Bedeutsamkeit bis zum Bersten aufgeladen wäre, würde es mich womöglich gar nicht weiter tangieren. Was mich eigentlich stört, ist die Respektlosigkeit, die Dummheit und die Rücksichtslosigkeit, die jeder missklingende Ton aus dem Maul dieses Mistviehs laut und deutlich zum Ausdruck bringt. So ist die von mir inzwischen entwickelte Misophonie ein Symptom meiner ohnmächtigen Wut auf das, was da über mir haust.

Misophonie: Welches sind Ihre Hassgeräusche?

Was mich auf die Palme bringt, wissen Sie jetzt. Haben auch Sie solche Hassgeräusche, bei denen in Ihnen die blanke Mordlust aufsteigt? Prof. Dr. med. Volker Faust könnte Ihnen da ein paar fundierte Vorschläge machen:

Die schlimmsten Geräusche der Welt

  1. Erbrechen
  2. Mikrophon-Rückkoppelung
  3. Babygeschrei
  4. Quietschen von Zuggleisen
  5. Quietschen einer Wippe
  6. falsch gespielte Geige
  7. „Furz-Kissen“
  8. Streit in der TV-Serie
  9. elektrisches Brummen
  10. Schrei des Tasmanischen Teufels (eine nacht-aktive und hässlich aussehende Säugetierart)

Quelle: Misophonie – Wenn Geräusche krank machen

Fazit: Die Misophonie ist zweifelsohne ein sehr spannender Aspekt der Psychoakustik. Denn bei Geräuschen, die ihrer Lautstärke nach eigentlich völlig unschädlich sein würden, kann die individuelle seelische „Begleitmusik“ durchaus dafür sorgen, dass sich bei den Betroffenen eine gediegene psychische Beeinträchtigung entwickelt. Und die kann wirklich böse enden. Sehr, sehr böse.

– Milla Münchhausen –

Das Beitragsbild kommt von https://makeameme.org/
Wie immer: Vielen herzlichen Dank dafür!

Print Friendly, PDF & Email

Das könnte dich auch interessieren …

6 Antworten

  1. Salma sagt:

    Mein Mann hat solche vorgefertigten Zahnseidedinger, wo Zahnseide stramm drin eingespannt ist. Sehen bisschen aus wie kleine Fletschen. Die holt er sich manchmal zum Fernsehen. Das macht so ein ekelhaftes Geräusch, dass ich echt kotzen könnte. Ich muss dann immer rausgehen, um nicht auszurasten. Ich dachte immer, ich spinne. Jetzt weiß ich endlich, dass ich nicht spinne, und wie das heißt, wenn man Geräusche hasst. Also Danke für den Artikel.

  2. Mia sagt:

    Ich hätte Babygeschrei auf Platz eins gesetzt. Wirklich unerträglich!

  3. Michael sagt:

    Fingerknacken. FINGERKNACKEN!!!!!! Das widerlichste Geräusch überhaupt!!!! Ich könnte jedem, der das in meiner Nähe macht, sofort den Hals umdrehen!!!!!

  4. Anonymous sagt:

    Hundebellen, Trittschall aus der Wohnung oben oder nebenan, knallende Autotüren, Fussball schiessen, Vogelgezwitscher!

  5. Anonymous sagt:

    scheiß Hundegekläffe auch bei mir auf Platz 1, gefolgt von piependen (Müll)fahrzeugen wenn sie rückwärts fahren. Alles was an sinnlosen Geräuschen statt findet die leicht vermeidbar wären, was der allgemeine, von stumpfsinn geprägte, Mensch aber garnicht merkt oder aus irgendwelchen Pseudosicherheitsgründen befürwortet was erwiesenermaßen nichts bringt sondern nur noch mehr krankmachenden Lärm in die Welt scheisst…Alles muß immer irgendwie piepen. Egal ob es die Waschmaschine ist, wenn man den Gurt im Auto nicht angelegt hat oder Bedienknöpfe an irgendwelchen anderen Geräten.

    • Piepshasser sagt:

      Sie haben ja so Recht! Dieses völlig nutzlose Gepiepse bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten! Das macht einen echt wahnsinnig! Mich jedenfalls. Also volle Zustimmung!