PsychoPuzzle: Dirty Harry als Vorbild

PsychoPuzzle: Dirty Harry als VorbildGehören auch Sie zu jenen Zeitgenossen, die um jeden Preis von jedermann und jederfrau geliebt oder zumindest gemocht werden wollen? Dann haben Sie mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit eine dependente Persönlichkeitsstruktur. „Dependent“ bedeutet dabei abhängig und will sagen, dass Sie ganz offensichtlich abhängig von den ständigen Wohlwollensbekundungen Ihrer Mitmenschen sind. Falls ich damit schon einen Nerv bei Ihnen getroffen haben sollte, muss ich die Feinheiten dieses (Ihres?) speziellen Persönlichkeitsprofil wohl nicht näher ausführen. Alle anderen verweise ich gerne auf die bekannte

Geschichte von dem Vater und dem Sohn und dem Esel

Vater und Sohn wollen in die Stadt. Der Vater reitet auf einem Esel, der Sohn trabt nebenher. Da kommt ihnen ein Wanderer entgegen. „Das ist aber nicht in Ordnung, dass Du reitest und Dein kleiner Sohn laufen muss. Du solltest laufen. Du bist viel kräftiger.“ Also steigt der Vater ab und setzt seinen Sohn in den Sattel. Schon naht der nächste Wanderer. „“Das ist aber nicht in Ordnung, dass Du reitest und Dein alter Vater laufen muss. Du solltest laufen. Du bist viel jünger.“ Also setzt sich der Vater zu seinem Sohn auf den Esel. Und schon schimpft Wanderer Nummer Drei: „Seid Ihr beiden denn komplett wahnsinnig? Reitet zu zweit auf dem armen Tier? Diese Bürde ist doch viel zu schwer!“ Also steigen beide ab und laufen neben dem jetzt völlig unbelasteten Esel her. Da spottet bereits Wanderer Nummer Vier: „Ihr seid ja voll bescheuert. Habt einen kräftigen Esel dabei, und geht trotzdem alle zu Fuß.“ Also binden die beiden dem Esel die Füße zusammen, suchen sich einen stabilen Baumstamm, und tragen den Esel an dieser Stange in die Stadt, wo sie von allgemeinem Gelächter feixender Umstehender empfangen werden. So ergeht es jenen, die es immer allen Recht machen wollen.

Was hätte Dirty Harry gemacht?

Die Filmfigur des Dirty Harry, unnachahmlich und unerreicht verkörpert von Action-Ikone Clint Eastwood, hätte schon dem ersten moppernden Nörgler gesagt, wo hinein der sich seine höchst unmaßgebliche Meinung im Einzelnen stecken kann. Dem zweiten Besserwisser hätte er wahrscheinlich ohne weiteren Kommentar gleich eins auf die Zwölf gegeben. Und beim bloßen Anblick eines dritten Klugscheißers hätte er wohl leise vor sich hingebrummt: „Go ahead! Make my Day!“ Was sehr frei übersetzt so viel heißt wie: „Bittebittebitte mach Dein ungewaschenes Maul auf, damit ich einen legitimen Grund habe, es Dir umgehend zu stopfen.“ Was Dirty Harry so konsequent seine eigene Gangart verfolgen lässt, ist die Tatsache, dass es ihm absolut drissegal ist, ob ihn irgendjemand mag oder nicht. Er braucht keine Streicheleinheiten und kein Kopf tätscheln. Er macht sein Ding, ob das nun seinen Mitmenschen passt oder auch nicht. Er will und braucht keine sozialen Bestätigungen. Das macht ihn völlig immun gegen Liebesentzug und ähnliche fiese Psychostrafen.

Auf die Mischung kommt es an

Natürlich will ich Sie nicht dazu animieren, Ihre Interessen prinzipiell wortkarg und wuchtig mit einer Wumme vom Dirty-Harry-Kaliber durchzusetzen. Allerdings möchte ich Ihnen davon abraten, Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse stets und ständig für ein „Brav! Fein gemacht! Du bist aber lieb!“ an der gesellschaftlichen Garderobe abzugeben. Denn oftmals (nicht immer!) ist es ganz einfach die richtige Entscheidung, seinen eigenen klugen Kopf durchzusetzen, und zu seiner eigenen (möglicherweise unpopulären) Meinung zu stehen. Wann Sie es mit Dirty Harry halten sollten, und wann Sie einfach mal die Füße still halten müssen, ist eine Entscheidung, die aus der jeweiligen Situation erwachsen muss. Wichtig für Sie ist, dass beides in Ihrem Verhaltensrepertoire einen schnell abrufbaren Platz hat. Und das kann man ja üben 😉

Mein Rat an Sie: Tragen Sie niemals den Esel an der Stange. Äußern Sie Ihre wohl erwogenen Standpunkte beherzt. Zeigen Sie Haltung und Entschlusskraft. Setzen Sie Grenzen. Verleugnen Sie sich niemals. Und machen Sie sich frei von dem grundfalschen Glaubenssatz, dass ein jeder Mensch Sie mögen müsste 😉

– Carina Collany –

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Eine Antwort

  1. J. J. Kater sagt:

    Klasse! Besser hätte man es nicht beschreiben können 🙂