Single Malt Whisky – Gut Ding will Weile

Single Malt Whisky - Gut Ding will WeileEs gibt hochgeistige Getränke, die schnell genussfähig und schnell hinter die Binde gekippt sind. Und es gibt Single Malt Whisky. Dieses Geschenk der Genussgötter an die Gourmets dieser Welt verlangt immer sehr viel Zeit. Sowohl in seiner liebevollen Herstellung und Reifung, als auch im finalen Zelebrieren der flüssigen Kostbarkeit. Auch ich zähle schon seit vielen Jahren zu der bekennenden Liebhabergemeinde der Single Malt Freunde. Das allein befähigt mich natürlich noch nicht zu einer fachkundigen wissenschaftlichen oder ökotrophologischen Abhandlung des verführerischen Themas. Aber es versetzt mich durchaus in die Lage, als dankbarer Genussmensch von dieser bernsteinfarbenen Versuchung in sämtlichen warmen Holztönen zu schwärmen.

Jeder Single Malt ist einzigartig

Single Malt Whisky reift viele lange Jahre lang in ausgesuchten Holzfässern. Während dieser Zeit eignet sich die zunehmend kostbarer werdende Flüssigkeit die geruchlichen und geschmacklichen Eigenarten ihres traditionsreichen Behältnisses an. Und so kommt es, dass gut gereifter Single Malt, je nachdem, in welcher Wiege er geschlummert hat, mit einer wahrhaft einmaligen Komposition aus Duft und Gaumenfreude schließlich im Whiskyglas landet. Jetzt muss er nur noch auf genau den Feinschmecker treffen, der ihn zu würdigen weiß. Denn von feinherb Sandelholz über nussig und honigartig bis hin zu Sherry oder gar zu alten überlagerten Mullbinden aus einem längst abgelaufenen Erste-Hilfe-Kasten ist hier jede Nuance denkbar. Besonders an letzterer scheiden sich die Geschmacks-Geister. Denn entweder ist dieses gustatonasale Gesamtkunstwerk Liebe auf den ersten Schluck, oder es wird einem schlecht davon. In der Mitte gibt es da nichts. Natürlich spreche ich hier vom …

Lagavulin

Dieser für seine Art extrem typische „Islay Malt“ gilt als „Special Interest“ mit nichts desto trotz enormer Nachfrage unter Kennern. Natürlich bedient sich der offizielle Steckbrief für diesen edlen Tropfen nicht meiner eher rüden Diktion. Fragt man einen etwas diplomatischeren Freund dieser Geschmacksknospenoffenbarung, so würde dieser die Einzigartigkeit des Lagavulin eher als extrem kräftig, torfig und rauchig beschreiben. Ein höchst aufregender sensorischer Eindruck, mit dem sich der Mund auch noch sehr lange nach dem Runterschlucken intensiv beschäftigt, was bei Connaisseuren mit dem Begriff „langer Abgang“ gewürdigt wird. Dadurch wird auch der winzigste Schluck zum überdauernden Sinnesrausch. Herrlich!

Der langen und feuchtfröhlichen Rede kurzer Sinn: Wenn Sie der Typ sind, der sich an einem Finger breit flüssigem Himmel auf Erden den ganzen Abend lang still genießend festhalten kann, dann sollten Sie, falls Sie es nicht schon längst getan haben, die Wunderwelt des Single Malt Whisky für sich entdecken.

Sehr zum Wohl!

– Carina Collany –

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2 Antworten

  1. Petra sagt:

    Ja, ich muss mich outen: In meinem Schrank steht die eine oder andere Flasche, die jene zitierten abgelaufenen Mullbinden in flüssiger Form enthält 🙂
    Das ist wie mit Grönemeyer oder Berlusconi: Entweder man liebt ihn oder man hasst ihn. Wobei ich bei Mullbinden und Grönemeyer eindeutig ein Plus setze, jenem Clown (ich darf ihn so nennen, ich will nicht Bundekanzler werden)aber nur ein dickes Minus verpassen kann. Slainte!

  2. Carina sagt:

    Hallo Petra! Es gereicht mir zur Ehre, eine Fachfrau wie Sie mit ein paar warmen Worten über ein gutes Getränk aus der kommentatorischen Reserve gelockt zu haben 🙂

    Wenn meine chemischen Sinne mal nicht den Torf rocken 😎 dann lasse ich mir ebenso gerne eine andere Delikatesse munden, die da „The Balvenie Doublewood“ auf dem Etikett stehen hat. Aus zwei Fässern einmalig lecker :mrgreen:

    Einmalig malzige Grüße von Carina 😉