Unfallstatistik 2013 – da sehe ich rot!

us2013

Ist auch Ihnen schon aufgefallen, dass auf deutschen Straßen das Blinken (also das Betätigen des Fahrtrichtungsanzeigers) derbe aus der Mode gekommen ist? Auch das Anhalten vor einer roten Ampel ist zu einer aussterbenden Verhaltensweise geworden. Dafür sieht man immer mehr Vollpfosten, die beim aufmerksamkeitsfernen Autolenken fröhlich in ihr Handy labern, und dabei gefährliche Schlangenlinien mit schnell wechselnden Geschwindigkeiten fahren. Von den frisch eingeparkten Blindgängern, die ihre Türen zur Fahrbahnseite hin ohne Rücksicht auf Verluste einfach mal sperrangelweit aufreißen, ganz zu schweigen. Und diese asozialen Rüpeleien betreffen nur den Stadtverkehr. Was auf Fahrbahnen außerhalb geschlossener Ortschaften von gewissenlosen Arschlöchern gedrängelt, genötigt und gefährdet wird, geht sowieso auf keine Kuhhaut. Mit anderen Worten: Die Teilnahme am Straßenverkehr ist in unseren modernen Zeiten durch die vermehrte Anwesenheit von unterbelichteten Soziopathen sowohl für Fußgänger als auch für Motorisierte zu einem gefährlichen Vabanquespiel geworden. Das belegt jetzt auch die jüngst veröffentlichte Unfallstatistik 2013:

Unfallstatistik 2013 Mehr Unfälle, weniger Tote
http://www.sueddeutsche.de/auto/unfallstatistik-mehr-unfaelle-weniger-tote-1.2027393

In dem Artikel heißt es einleitend (Zitat):

Im vergangenen Jahr (…) gab es seit 1991 noch nie so viele Unfälle.

Es krachte und kracht an allen Ecken und Enden, weil viele Leute einfach nicht (mehr?) richtig Auto fahren können. Und weil jeder meint, er wäre samt eingebauter Vorfahrt alleine auf der Straße. Da haben wir

– die Klasse der hitzköpfigen Jung-Honks, die die Straße irgendwie mit einem Kickboxer-Ring verwechseln, und für die Verkehrsregeln nur dazu da sind, um gebrochen zu werden.

– Die Gattung des „Ich habe immer Vorfahrt“ Fußgängers, der mit einfältiger Selbstherrlichkeit die Straße grundsätzlich dann und dort überquert, wo es gerade nicht sein soll.

– Die üble Sorte der rücksichtslosen Radfahrer, für die sowieso keine Ge- oder Verbote gelten.

– Wir haben außerorts die neunmalklugen Oberlehrer, die das Rechtsfahrgebot absichtlich mit Füßen treten, um auf ihre Weise Geschwindigkeitsbegrenzungen zu erzwingen. Eine Untergattung dazu sind die belehrungsresistenten „Amis“, die grundsätzlich auf der Mittelspur mit dem Motto „Pick a Lane and stay in it“ dahinschleichen.

– Wir haben die selbstgefälligen Muttertiere, die der Meinung sind, dass der Besitz einer Gebärmutter (oder die Anwesenheit ihrer Brut) jedwedes Fehlverhalten im Straßenverkehr automatisch entschuldigt.

– Natürlich gibt es da auch noch die klassischen „Hutsimpel“, die zwar an Jahren, aber deshalb noch lange nicht an Fahrtauglichkeit reich sind.

– Nicht zu vergessen die dämliche Dorfjugend, die hackedicht von der Disco nach Hause heizt und sich dabei für unbesiegbar und für unverwundbar hält.

Habe ich bei dieser Aufzählung noch was vergessen? Ja, na klar. Da wären noch die tumben SUV-Dödel (so genannte Panzerreiter), die weder die Garagenbreite ihrer aufgemotzten Kuhfänger-Karren kennen, noch auf solche Nickeligkeiten in Baustellenbereichen Rücksicht nehmen würden. Und das Heer von Falschparkern, die selbst im ruhenden Verkehr noch eine galoppierende Gefahrenquelle bilden. Außerdem kommen immer mehr reiche Asiaten und Araber mit ihren PS-Boliden hierher, in das Land der unbegrenzten Geschwindigkeiten, um ihre hochgezüchteten Höllenschlitten auf deutschen Autobahnen mal so richtig ans Limit zu orgeln. Und, und, und …

Es mag ja sein, dass die Autos rein technisch immer sicherer werden. Doch was nützt das, wenn die Fahrzeuglenker gleichzeitig immer blöder und bornierter daherkommen? Was helfen Spurassistenten, Bremskraftverstärker und Seitenairbags, wenn in der Blitzbirne hinter dem Steuer kein Licht brennt?

In den Händen von aggressiven, minderbemittelten und emotional leicht erregbaren Vollpfosten, die auf Krawall gebürstet sind, wird jedes Auto zur Waffe. Und deutsche Straßen haben sich, trotz der gesunkenen Zahlen der Verkehrstoten, zu einem mittelalterlichen Kampfplatz mit Lanzenstechen und Massengefechten rückentwickelt.

Hochkultur sieht irgendwie anders aus 🙁

– Milla Münchhausen –

 

 

Das Titelbild zu diesem Beitrag stammt von:
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4 Antworten

  1. J. J. Kater sagt:

    Gerade eben per Auto nach Hause gekommen, wo zuvor noch ein Zeitgenosse eine rot leuchtende Lichtsignalanlage überfahren und sich dann ohne Betätigung des Fahrtrichtungsanzeigers rüpelhaft auf die linke Spur gedrägt hat. Kurze Zeit darauf steht er wieder vor mir auf einer Linksabbiegerspur, nichtblinkend und am Mobiltelefon herumfummelnd. Und dann ruck zuck diese Ampel beim Linksabbiegen auch wieder bei Rot überfahren (ist ja immer noch genug Luft). Die im Artikel genannten Zeitgenossen kotzen mich an. Und wenn es dann kracht, wird erst mal lauthals nach einem anderen Schuldigen gesucht. Klingt nach Vorurteilen, sind aber selbst erlebte harte Fakten nach 40 Jahren unfallfreier Fahrpraxis. Die Straßenverkehrsordnung ist nun mal keine Interpretationssache, sondern geltendes Gesetz. Ich bin für Strafen bei solch harten Vergehen ab 2000.- Euro aufwärts und zusätzlich ein halbes Jahr Fahrverbot. Und für besoffen Autofahren gleich Führerscheinentzug auf Lebenszeit. Wer sich an die Gesetze hält, hat nichts zu befürchten. Und wer hier strikt dagegen sein sollte, hat offenbar selbst Dreck am Stecken. Oder was sonst spricht dagegen?

  2. Daniel sagt:

    Da kann ich auch ein Lied von singen. Insbesondere was die Ablenkungen durch Smartphone und Co. angeht. Kürzlich hatte ich über eine längere Strecke, die immer wieder durch Ampeln unterbrochen war, eine solche Kandidatin vor mir. An jeder Ampel, an der zu warten war, war die Fahrerin mit Ihrem Smartphone beschäftigt und bekam nicht mit, wenn der Verkehr wieder ins Rollen kam. An JEDER dieser Ampeln musste ich durch Hupen auf das Weiterfahren aufmerksam machen, es waren 7 oder 8 Ampeln.
    Schlangenlinien beim Fahren lassen mich vermuten, dass auch dann das Smartphone ständig bedient wurde. Es gibt da ein Video, das passt an sich sehr gut zu dieser Thematik, das möchte ich hier gern einmal verlinken: https://www.youtube.com/watch?v=RViH_dpLEGY

  3. Martha sagt:

    Die antisozial aggressive Geisteshaltung mancher „Verkehrsteilnehmer“ ist wirklich zutiefst verstörend:

    Gelsenkirchen. Nach einem offenbar harmlosen Überholmanöver hat ein Bottroper einen Mann und seine schwangere Frau brutal zusammengeschlagen. Auch ein Zeuge, der schlichten wollte, wurde mit einem Baseballschläger angegriffen und verletzt. Warum der Bottroper zuschlug ist unklar.
    http://www.derwesten.de/staedte/gelsenkirchen/paerchen-nach-ueberholmanoever-mit-baseballschlaeger-verpruegelt-id9536369.html

  4. Milla sagt:

    SO ist es recht:

    Strenge Gesetze: Deutscher Raser muss in der Schweiz seinen Wagen abtreten
    http://www.auto-service.de/aktuell/news/38072-strenge-gesetze-deutscher-raser-schweiz-wagen-abtreten.html

    Das könnte man hier ruhig auch mal einführen 👿