Wie alt bin ich eigentlich wirklich?

Wie alt bin ich?

Wie alt bin ich?

Wie alt bin ich? Bin ich so alt, wie ich mich fühle? Oder so, wie ich mich benehme? Oder so, wie ein Physiologe es schätzen würde? Die Frage nach dem wahren Alter eines Menschen ist so unglaublich facettenreich, dass ein Blick in die Geburtsurkunde noch nicht mal die Spitze des Eisbergs enthüllt. Darum ist es sicher recht reizvoll, einmal die verschiedenen „Altersmerkmale“ einzeln zu betrachten.

Wie alt bin ich im Auge der Gesellschaft?

Mit meinen fast schon 60 Lenzen habe ich nach der derzeitigen Festlegung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch etwa fünf Jahre Zeit, bevor ich ganz offiziell ein alter Mensch bin. Denn für die WHO gelten Leute ab dem 65. Lebensjahr als alte Leute. In den Augen geschäftstüchtiger Marketingstrategen bin ich schon seit fast 10 Jahren alt. Denn in der schönen neuen Werbewelt fängt „alt sein“ mit 50 Jahren an. Für den Staat, der gerne möglichst lange mein sauer verdientes Geld abkassieren will, gehöre ich erst mit 67 zum echt alten Eisen. Während ich also für die Macher von Reklame schon seit einem Jahrzehnt mit einem Bein im Grab stehe, lässt mich das Deutsche Sozialwesen kalt lächelnd noch knapp 10 Jahre schuften. Und das, obwohl mir jede Agentur für Arbeit sofort bestätigen wird, dass ich in meinem fortgeschrittenen Alter nur sehr schwer, wenn überhaupt noch, vermittelbar bin. Wem soll ich jetzt glauben? Denjenigen, die mir schon die letzte Ölung angedeihen lassen wollen? Oder denjenigen, die mich noch auf Biegen und Brechen in einen vom Jugendwahn verblendeten Arbeitsmarkt quetschen wollen, damit ich weiterhin zur staatlichen Melkkuh tauge? So oder so bleibt die Frage „Wie alt bin ich?“ von der Gesellschaft nur höchst unzureichend geklärt. Und jedenfalls von sämtlichen Instanzen sehr unschmeichelhaft.

Wie alt bin ich nach meinem Körper?

Meine inneren und äußeren Organe haben sich im Laufe der Zeit mehr oder weniger abgenutzt. Zwar habe ich ganz sicher nicht das kräftige Herz eines durchtrainierten Sportlers, aber dafür sind meine Gelenke auch noch nicht allzu verschlissen. Ich rauche nicht, wodurch mir einige inwendige Verschmutzungen wohl erspart bleiben. Das mag dazu beitragen, dass mein Organismus für sein rein kalendarisches Alter noch vergleichsweise gut da steht. Würde mich ein Physiologe ohne weitere Kenntnisse meiner biografischen Daten hinsichtlich meines kalendarischen Lebensalters abschätzen müssen, so würde ich gute 10 Jahre jünger sein, als es mein Ausweis angibt.

Wie alt bin ich nach meinem Oberstübchen?

Durch regelmäßiges Spielen, meine chronische Neugierde sowie meinen nahezu unstillbaren Lernhunger und Wissensdurst stecken meine kleinen grauen Zellen so manchen Frischling locker in die Tasche. Mein Hirn ist fit wie ein Turnschuh und flink wie ein Wiesel. Ginge es nach der objektivierbaren Reaktionsgeschwindigkeit sowie der komplexen Verdrahtung und Betankung meines Gehirns, dann könnte ich ganz lässig mit deutlich jüngeren Leuten wetteifern. Mein „Rübenalter“ liegt irgendwo zwischen 25 und 30 Jahren. So haben es zumindest einschlägige Tests sowie meine direkte alltägliche Praxiserfahrung ermittelt. Hier profitiere ich ganz ohne Frage von meiner internen Weigerung, erwachsen zu werden. Ich liebe es, zu lachen und Freude zu empfinden. Tanzen, Singen und Spaß haben gehört auch zu meinen „Kernkompetenzen“. Glaubt man der Wissenschaft, sind all diese kindlichen Eigenarten wie ein Jungbrunnen für die Birne. Da kann ich auch die ewige verknöcherte Ansage „Wann wirst Du endlich mal erwachsen?“ lächelnd an meinem verlängerten Rückgrat abperlen lassen.

Wie alt bin ich nach meinem Äußeren?

Für gewöhnlich werde ich aufgrund meines faltenfreien Aussehens und meines „Anti-Oma-Kleidungsstils“ deutlich jünger geschätzt, als ich nach meinem Geburtsdatum bin. Und so mancher ungläubige Mensch konnte erst durch einen gestreng prüfenden Blick auf meinen Ausweis davon überzeugt werden, dass ich tatsächlich ein waschechter Babyboomer bin. In Jeans und lässigem Sweatshirt kommt man eben doch jünger rüber als in der geblümten Kittelschürze. Natürlich nur dann, wenn man sich in der doch eher jugendlichen und betont farbenfrohen Bekleidung auch richtig wohl fühlt.

Fazit

Ich wirke äußerlich deutlich jünger, als ich bin. Trotzdem fühle ich mich wesentlich jünger, als ich aussehe. Gesellschaftlich gesehen bin ich eine alte Kuh, die nur noch zum gemolken werden taugt, wahlweise durch den geldgierigen Staat oder durch die allgegenwärtige Aufforderung zum Kaufen und Konsumieren. Also: Wie alt bin ich? Jedenfalls nicht zu alt, um immer noch jung zu sein. Und ganz bestimmt nicht zu alt, um immer noch mal etwas Neues zu wagen

– Carina Collany –

Beitragsbild: kat7214 bei pixabay

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2 Antworten

  1. J. J. Kater sagt:

    Oh wie wahr.

    Und hierzu, Zitat, „Gesellschaftlich gesehen bin ich eine alte Kuh, die nur noch zum gemolken werden taugt, wahlweise durch den geldgierigen Staat oder durch die allgegenwärtige Aufforderung zum Kaufen und Konsumieren.“ kann ich nur anmerken: Irgendwie muss dieser heruntergewirtschaftete Staat nach den Plünderungen der Rentenkassen ab Regierung Kohl ja noch seine zur Pleite verdammten Projekte finanzieren. Stuttgart 21, BER, um nur einmal die Medienträchtigesten zu nennen. Vom unzähligen verschwenderischen Kleinvieh einmal ganz abgesehen …

  2. macbauso sagt:

    Toller Artikel über ein streitbares Thema. Meine Haare sind so grau wie das Fell eines Esels, rein äußerlich könnte man mich für älter halten als ich es wirklich bin. Der Punkt ist aber der das ich auch wenn es hier und da schon mal zwickt ich mich nicht anders fühle als vor 20 Jahren um die Mitte meiner 20iger herum. Ich denke man ist so alt wie man sich fühlt und wenn man sich nicht alt fühlt, dann ist man es auch nicht, egal was die Knochen sagen.