Modeln mit Händen und Füßen
Haben Sie schon einmal in Betracht gezogen, mit Teilen Ihres Körpers leichtes Geld zu verdienen? Nein? Dann schauen Sie sich in der schönen bunten Konsumwelt doch mal Spaßes halber etwas aufmerksamer um als sonst. Dabei werden Sie rasch bemerken, auf wie vielen Produktverpackungen, Werbemitteln, Prospekten oder Gebrauchsanweisungen es isolierte Hände, Füße, Augen, Ohren, Nasen, Münder ezetterapeepee zu sehen gibt. Und wem gehören all diese herausgestellten, um nicht zu sagen, herausragenden Körperteile? Sie gehören hoch spezialisierten Models, die allerdings nicht all ihre Haut, sondern nur ausgewählte Teile derselben Gewinn bringend zu Markte tragen. Natürlich kennen Sie diese Models nicht so gut wie all jene käuflichen Stil-Ikonen, die ihre dürren Knochen den lieben langen Hungertag über die Laufstege klappern lassen. Denn Hand- und Fuß-Models bleiben als vollständige Personen im Anonymen verborgen, während alle Welt ihnen mehr oder weniger (un)bewusst auf die Finger oder auf die Zehen schaut. Ja, es stimmt tatsächlich: So lange es auch nur ein einziges Körperteil an Ihnen gibt, auf dessen Optik und Ästhetik Sie mit Recht stolz sein können, können Sie Model werden. Gänzlich unabhängig von Ihrem Geschlecht, Ihrem Alter oder Ihrer Hautfarbe. Googeln Sie doch beispielsweise mal nach „Handmodel“. Wahrscheinlich werden Sie dann erst staunen, und dann sagen, hey, was die da machen, das kann ich sicher auch. Nur zu! Auch Werbefotografen, die für neue Prospekte Kilometer schrubben müssen, sind immer auf der Suche nach fotogenem „Frischfleisch“ vor der Linse.
In der Tat könnten Sie sogar schon einmal meine Hände auf der Verpackung von und in der Gebrauchsanleitung für irgend einen nützlichen Haushaltsgegenstand gesehen haben. Denn meine Griffel sind von einem professionellen Produktfotografen entdeckt worden; rein zufällig, wie es in der Modelbranche üblich ist. Er hatte unvorhergesehen einen brandeiligen Auftrag für die Bebilderung einer Kartonage hereinbekommen und befand sich in der prekären Lage, von jetzt auf gleich ein weibliches Handmodel beischaffen zu müssen. Da schlug meine Stunde, weil ich meine manikürten Pfoten ausnahmsweise mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort hatte. Der Prospekt-Profi war mit meinen „Handreichungen“ am Schluss ebenso zufrieden wie sein Kunde. Und so werde ich seit dem immer mal wieder „gebucht“, wenn es irgend etwas dezent feminin vor die Kamera zu halten gilt. Wer mich sonst so im Ganzen kennt, ist darüber im Übrigen genau so amüsiert wie ich.
Also: Zeigt her Eure Füße. Oder was sonst noch so alles zum anonymen Ablichten geeignet erscheint.
– Carina Collany –
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