PsychoPuzzle: Geht ohne „Faktor X“ wirklich gar nix?

PsychoPuzzle: Geht ohne "Faktor X" wirklich gar nix?Bestimmt kennen Sie diese hinreißenden Humor-Postkarten, in denen ein augenzwinkernd angestaubtes Fotomotiv durch einen ergänzten Sinnspruch für einen fröhlichen Lacher sorgt. Ich habe diese Postkarten mal für eine Weile gesammelt, bis ich gemerkt habe, dass das ein Fass ohne Boden ist 😉 und so habe ich meine Sammlung irgendwann aufgelöst, wobei ich die Glanzlichter natürlich schon noch behalten habe.

Eine dieser Postkarten zeigt ein gemütliches Kaffeekränzchen, wo sich wohl gerundete Damen ihre Sahnetorte und ihr Likörchen bei bester Laune munden lassen. Darunter steht der Spruch: Wie wäre die Welt ohne Männer? Sie wäre voll mit dicken glücklichen Frauen.

Dazu darf natürlich mild geschmunzelt werden. Doch auf den zweiten Blick tut sich hier eine sprudelnde Quelle psychisch motivierter Kümmernisse auf. Denn wer von uns könnte schon im Brustton der Überzeugung von sich sagen, dass er in den Augen der Anderen als absolut vollkommen und perfekt erscheinen würde?

Wir alle haben irgendwo irgend einen „Faktor X“, an welchem es uns schmerzhaft zu mangeln scheint. Der eine findet sich zu dick, der andere zu schüchtern, der nächste hasst seine Brille, ein vierter bemängelt in Modefragen fehlendes Stilgefühl … ich bin sicher, Sie können diese Aufzählung individueller Fehler und Mängel im Geiste beliebig erweitern. Und dann sofort in den jeweiligen „Faktor X“ übersetzen: Attraktivität, gewinnende Persönlichkeit, Duft des Erfolges, faszinierendes Charisma, was auch immer. Doch stimmt es wirklich, dass uns diese Dinge fehlen? Ist die Wahrnehmung unserer Unvollkommenheit wirklich gerechtfertigt? Oder sind wir nur wieder mal auf illusorische gesellschaftliche Idealnormen und Aspekte der sozialen Erwünschtheit reingefallen? Diese Frage können Sie sich gleich selbst mit einem kleinen persönlichen Aufsatz zur folgenden Überschrift beantworten:

Wie ginge es mir mit dem Gefühl, künftig nicht die Bohne anders sein zu müssen, als ich heute bin?

In Ihrem Aufsatz sollten Sie die folgenden Punkte betrachten:

❓ Wer sind eigentlich diese Anderen, für die ich mich mit Diäten, Selbstsicherheits-Trainings, Kontaktlinsen und den neuesten Laufsteg-Trends in einen völlig anderen Menschen verwandeln soll?

❓ An welchen Richtlinien oder Normen orientiert sich mein Bestreben, mich zu verändern?

❓ Dient die sich mir aufdrängende Veränderung meinem persönlichen Wohlbefinden, oder will ich damit lediglich von außen an mich herangetragene Ansprüche bedienen?

❓ Was ist schmerzhafter für mich: So zu bleiben, wie ich bin, oder irgendwelchen Idealen hinterher zu rennen, die eigentlich gar nicht zu mir passen?

❓ Was könnte schlimmstenfalls passieren, wenn ich dem ewigen Perfektionsdruck einfach mal die Zunge rausstrecken würde?

❓ Wie müsste eine (Um)Welt beschaffen sein, in der Sie mit Freuden und glücklich erleichtert ganz genau so sein und bleiben wollten, wie Sie sind?

Kommen wir wieder zu meiner Postkarte zurück. Die lustigen Kaffee-Schlürferinnen geben ganz offensichtlich einen Dreck um irgendwelche Schönheitsideale, und leben statt dessen lieber in gesellig genussvoller Runde ihren herrlich herrenlosen Hedonismus aus. Wegen dieser fidelen Mädels bräuchte man also das starke Geschlecht nicht abzuschaffen. Die würden deren Abwesenheit ohnehin kaum bemerken 😉

Was meinen Blick wiederum auf eine weitere Postkarte richtet. Dort steht stolz erhobenen Hauptes eine große stattliche Frau mit respektablem Busen sowie mit Brille und Hut in der körpernahen straffen hochgeschlossenen züchtigen und tugendhaften Mode ihrer Zeit. Ihr Blick ist fest, ihre Mine kämpferisch, ihre Persönlichkeit stark ausgeprägt. Sie könnte ein mehr als gestrenger Feldwebel sein. Mit dieser Respektsperson möchte man keinen Streit. Ihr zu widersprechen wäre ebenfalls keine gute Idee. Und was hat man ihr in die Sprechblase gelegt?

Ich sage Euch: Lebt Euer Leben lustvoll und tollkühn!

Fürwahr einer der besten Ratschläge, die man beherzigen kann.

– Carina Collany –

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