Montblanc stürmt den Gipfel der TCO
Zunächst zwei wichtige Informationen vorab:
1) Die Abkürzung „TCO“ steht für „Total Costs of Ownership“ und bezeichnet die Gesamtheit an Geld, die ein Produkt seinen Besitzer kostet, so lange das Produkt dessen Leben begleitet. Also den Anschaffungspreis plus sämtliche fälligen Folgekosten, etwa an Verbrauchsmaterial, Wartung und Pflege, Reparaturen usw.
2) Ich bin bekennende Schreibgeräte-Fetischistin. Erlesene Füller und ihre ebenso ästhetische wie hochwertige Verwandtschaft lassen mich lechzen. Nur gut, dass ich von Berufs wegen viel zu schreiben habe. So paart sich die pure Verführung mit dem praktischen Nutzen. Man kann eben auch mal Glück im Leben haben.
Und nun zu meiner heutigen Geschichte:
Im Laufe meines Arbeitslebens haben sich in meiner Schriftsteller-Schatzkiste schon einige herrliche Schreibgeräte diverser mehr oder weniger bekannter Luxusmarken und Lifestyle-Labels angesammelt. Gelegentlich betrachte ich mir meine Kostbarkeiten und lasse die Anlässe Revue passieren, unter denen ich sie erworben und benutzt habe. Als ich vor wenigen Tagen mal wieder auf diesen schönen Pfaden der Erinnerung wandelte, fiel mir mein schicker superschlanker dunkelblau lackierter Montblanc-Patronenfüller mit seiner gut eingeschriebenen Goldfeder in die Finger und guckte mich herausfordernd an. Lächelnd beschloss ich, das traumhaft schöne Schreibgerät mal wieder liebevoll für den Autorinnen-Alltag zu aktivieren. Und so putzte ich das alte Schätzchen gewissenhaft durch, verjagte vertrocknete Tintenreste – und stellte zu meinem Leidwesen fest, dass ich gar keine Montblanc-Tintenpatronen mehr in meiner Bevorratung hatte. Es war eben wirklich schon ein paar Tage her.
Aber was soll’s – es gibt ja Schreibwarenabteilungen in gut sortierten Warenhäusern, so wie beispielsweise Karstadt eines ist. Und die haben so viele Tintenpatronen, dass sie sogar welche verkaufen 😉 deshalb fragte ich dort einen beflissenen jungen Mann, wo denn hier die Montblanc-Tintenpatronen wären. Er legte mir ein gediegenes Schächtelchen mit acht Patronen der Farbe „Mystery Black“ hin und wollte dafür – DREI EURO HABEN!
Hallo??? Drei Euro für acht stinknormale Tintenpatronen? Da ist nicht nur die Farbe, sondern auch die Preisgestaltung äußerst mysteriös. Drei Euro, das sind, für die älteren Leser unter Ihnen, so um die sechs harte Deutsche Mark, und das für ein bisschen Plastik, ein paar Tropfen Tinte und den Markennamen. Aber hatte ich eine Wahl? In einen Montblanc-Patronenfüller passen nun mal nur Montblanc Tintenpatronen. Und wenn ich meine nachtblaue Schönheit wieder reaktivieren wollte …
Zähneknirschend zahlte ich den Freudenhauspreis und schleppte meinen dicken Hals aus der Schreibwarenabteilung. Das durfte doch nicht wahr sein! Ging das denn nicht billiger? Mein Instinkt sagte mir, dass es da eine geldbeutelfreundlichere Lösung geben musste.
Natürlich gibt es die. Und ich habe sie natürlich auch gefunden.
Vom Hersteller „Stylex Toppoint Schreibwaren“ sind Universal-Tintenpatronen im Handel erhältlich, die aufgrund ihrer genialen Doppelenden-Konstruktion in alle handelsüblichen Füllhalter passen. Diese Patronen sind außerdem etwa doppelt so lang wie normale Tintenpatronen, so dass eine dieser XXL-Patronen so lange hält wie zwei normale Formate. Und für dieses Wunderwerk des Verbrauchsmaterial-Designs habe ich – jetzt halten Sie sich fest – für acht Stück gerade mal 1,79 Euro anlegen müssen. Die enorme Preisdifferenz zu meinen Gunsten dürfen Sie sich jetzt gerne selbst ausrechnen.
Liebe Montblancs! Ihr stellt herrliche Schreibinstrumente her, anbetungswürdig in Technik und Design. Glaubt mir, ich weiß sehr gut, wovon ich rede. Und ich weiß auch, dass Ihr Euch Eure Meisterwerke nicht eben schlecht bezahlen lasst. Dagegen ist auch nichts zu sagen, weil Qualität nun mal ihren Preis hat. Aber müssen Eure schäbigen Tintenpatronen deswegen teurer sein als eine Kiste Champagner in Nobelbordell? Ich sage: Das müssen sie nicht. Gute Kundenpflege geht nämlich anders. Und mit Sicherheit preisgünstiger. Auch Ihr solltet Euch mal mit den TCO und deren unmittelbaren Implikationen für die Kundenzufriedenheit befassen.
Mein Montblanc-Füller läuft jedenfalls ab sofort mit extrem langlebigen Fremd-Patronen, die mir beim Kauf nicht mehr die Tränen in die Augen und die Schwellung in die Halskrause treiben. So!
– Carina Collany –
Ich kenne das Problem auch, und ich habe da mit einem Tintenkonverter sehr gute Erfahrungen gemacht. Den schafft man sich einmal an, und dann muss man sich nur noch „lose“ Tinte kaufen. Das hält dann ewig. Und man hat wegen der losen Tinte sehr viele freie Gestaltungsmöglichkeiten.