Vier Wege in die eigene Unterschwelligkeit
Der Terminus Unterschwelligkeit mag als griffiges Synonym für das Unterbewusstsein dienen. Denn im Unterbewusstsein liegen enorme Wissens- und Erfahrungsschätze verborgen, die zwar allesamt vorhanden und prinzipiell verfügbar, aber unserer bewussten Wahrnehmung nicht direkt zugänglich sind. So dümpelt unser Unterbewusstsein mit all seinem gesammelten Reichtum in der Unterschwelligkeit unseres tagaktiv wachen Geistes vor sich hin. Das Unterbewusstsein meldet sich lediglich im Traumleben des Schlafes kryptisch zu Wort. Oder tagsüber manchmal dann, wenn Intuition, Bauchgefühl oder Wachsamkeit den Menschen in aktuellen Entscheidungssituationen beschützen oder beglücken sollen. Zweifelsohne sind die
Klarheit und Weisheit der Unterschwelligkeit
Quellen der wertvollen Erkenntnis. Kein Wunder also, dass Menschen schon seit ewigen Zeiten danach trachten, das Unterbewusstsein der Unterschwelligkeit zu entreißen, um sich dieses Lebens-Lexikons immer und überall nach Belieben ratgebend bedienen zu können. Das ist allerdings nicht ganz so einfach, wie man es sich wünschen würde. Immerhin hat das Unterbewusstsein zahlreiche gute Gründe dafür, sich in der Grauzone unseres Geistes dezent bedeckt zu halten. Und so verteidigt es sich mit allen Mitteln der Kunst gegen allzu offensichtliche Zugriffsversuche. Darum muss jeder, der sein eigenes Unterbewusstsein wertschöpfend „anzapfen“ will, den richtigen Zugangscode kennen und für die Pforte zur Unterschwelligkeit fachkundig benutzen. Dieser Zugangscode lautet:
Theta-Zustand
Der Theta-Zustand kennzeichnet im Hirnstrombild (EEG) die charakteristischen und typischen niederfrequenten „Zacken“, die nur in einem wahrhaft tiefenentspannten Gehirn vorkommen können. Ist das Oberstübchen so harmonisch befriedet, dass es im Theta-Zustand schwingt, dann verschwimmen die ansonsten so scharf gezogenen Grenzen zwischen Wachen und Träumen, und das Unterbewusstsein kann (und wird) seine Bilder und Assoziationen ungehemmt auf die Kinoleinwand des empfangsbereiten Geistes projizieren. Das Ziel des „Self Hackings“ besteht also darin, absichtsvoll in den Theta-Zustand zu gleiten, um sich dann und dort des Orakels der Unterschwelligkeit zu bemächtigen. Nachfolgend sollen vier Methoden kurz vorgestellt werden, mit denen dieses Unterfangen gelingen könnte.
Unterschwelligkeit #1: Meditation
Es gibt derartig viele Meditationsformen, dass eine erschöpfende Auflistung an dieser Stelle mehr als müßig wäre. Zum Glück ist es auch völlig egal, welche Meditationsmethode man sich erwählt, so lange man dadurch und damit in einen von Grund auf entspannten Zustand kommt. Da schwören die einen auf transzendentale Meditation, die anderen auf Selbsthypnose und wieder andere auf das „Sitzen“ des Zen. Es spielt wirklich keine Rolle, was man von all diesen Methoden favorisiert. Hauptsache, die grauen Zellen kommen derartig zur Ruhe, dass Bilder, Gefühle und Erinnerungen ungehemmt in die Wahrnehmung aufsteigen dürfen.
Unterschwelligkeit #2: Die Tafeln von Chartres
Auch mit kleinen feinen meditativen Wahrnehmungstricks kann man ein allzu aktives Gehirn in den Theta-Zustand wiegen. Ein hoch ästhetisches und gleichzeitig absolut faszinierendes Beispiel hierfür sind die Tafeln von Chartres. Diese achsensymmetrischen Bildvorlagen müssen mit einer Art stereoskopischem Silberblick so angeschaut (also angeschielt) werden, dass sich mitten zwischen den beiden tatsächlich sichtbaren Figuren eine dritte „baugleiche“ Figur in den dreidimensionalen Raum der plastischen Wahrnehmung erhebt. Auf dieser mittleren Figur ruht dann der Blick. So wird das Gehirn sanft dazu veranlasst, seine beiden Hälften angeregt miteinander kommunizieren zu lassen. Das Ergebnis dieses intensiven Austauschs kann den Blick ins Unterbewusstsein öffnen.
Unterschwelligkeit #3: Tiefenentspannung
Klinische Psychologen und Psychotherapeuten haben einen wohlfeilen Katalog an Entspannungstechniken im Sortiment. Dazu gehören beispielsweise sowohl die klassische Hypnose als auch das Autogene Training. Selbstverständlich verfehlen diese professionellen Methoden ihre Wirkung nicht. Wer aber um „Seelenklempner“ lieber einen großen Bogen macht, kann eine vergleichbare Art der Tiefenentspannung jede Nacht ganz von alleine selbst erleben. Denn wenn der Mensch auf natürliche Weise in den Schlaf fällt, durchläuft das Gehirn ganz automatisch auch den Theta-Zustand. Man kann üben, sich in diesem Zustand ein wenig länger aufzuhalten und mental einzurichten, um so mit dem Unterbewusstsein eine freundliche Zwiesprache halten zu können. Besonders versierte Leute, die man Klarträumer nennt, schaffen es sogar, ihr Wachbewusstsein mit in den Traumzustand hinüberzuretten. In dieser Situation kann der wach gebliebene Geist nach Herzenslust in den phantasievollen Bildern des Unterbewussten stöbern und den auftauchenden Traumgestalten sogar Verständnisfragen stellen. Das ist dann allerdings schon die hohe Kunst.
Unterschwelligkeit #4: Schumann-Wellen-Musik
Vorwiegend akustisch orientierte Menschen können sich durch das Anhören entsprechender Klanggebilde in den Theta-Zustand versetzen. Dazu besonders geeignet erscheinen wohlklingende Variationen der Schumann-Wellen-Musik. Ohne hier auf den spirituell esoterischen Hintergrund rund um die Schumann-Wellen eingehen zu wollen, sei doch gesagt, dass die Frequenz der vom Planeten Erde permanent produzierten Schumann-Wellen mit der Frequenz des Theta-Zustandes fast perfekt identisch ist. Da kann schon mal der Gedanke aufkommen, dass der „Ruhepuls“ der Erde mit dem Ruhezustand des Gehirns auf natürliche Weise synchron läuft. Wie dem auch sei: Das entspannte Hören von freundlich aufbereiteten Schumann Resonanzen (kleines Klangbeispiel gefällig?) kann beim geneigten Hörer zum aufgeschlossenen Theta-Zustand führen.
Theta ja – Erkenntnis nein?
Wer schon jemals Scharade gespielt hat, der weiß, wie schwierig es sein kann, Informationen ohne Sprache korrekt zu senden und fehlerfrei zu empfangen. Oder anders gewendet: Wenn Sender und Empfänger einer Botschaft nicht das gleiche Vokabular benutzen, ist das gegenseitige Verständnis bestenfalls Glückssache. So ist es leider auch mit dem Unterbewussten und dem Wachbewusstsein. Die Unterschwelligkeit arbeitet mit Bildern, mit Metaphern und mit Emotionen, wahrend der glasklare Verstand eine stark strukturierte schnörkellose Sprache spricht. Wie soll die gestreng reglementierte Ratio denn da die Botschaften vom assoziativen Kaleidoskop des Unterbewussten enträtseln? Die Antwort auf diese Frage verspricht Arbeitseinsatz und will zugleich ermutigen. Denn einmal mehr gilt: Übung macht den Meister. Auf der Spielwiese des Theta-Zustandes mögen sich die Teams Bewusstsein und Unterschwelligkeit zunächst als redlich bemühte, aber dennoch durch Sprachbarrieren getrennte Partner gegenüber stehen. Doch im Laufe der Zeit wird man eine gemeinsame Sprache finden oder entwickeln. Der Wille zur fruchtbaren Kommunikation wird irgendwann die natürlichen Schikanen überwinden. Und dann steht sie endlich: Die segensreiche Verbindung zwischen Unterbewusstsein und Logik.
– Carina Collany –
Das geheimnisvolle Stimmungsbild zu diesem tiefenentspannten Beitrag stammt von Licht- und Tonkünstler Daniel Deppe. Warum nicht mal das mysteriöse Unterbewusstsein zur Geisterstunde in ein fröhlich strahlendes Pink kleiden?
Vielleicht wird es ja dadurch etwas mitteilsamer
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