Vierzig Tage Fastenzeit – worauf verzichten Sie?
(Fastenzeit) Es ist mal wieder „Arsch am Mittwoch“ und dementsprechend alles vorbei. Wer jetzt nicht nur Asche auf seinem Haupt oder kreuzweise an der Stirn haben will, der muss ab heute eine 40 Tage lang dauernde Fastenzeit einhalten. Fastenzeit heißt dabei, auf zwar liebe, aber irgendwie doch schädliche Verhaltensweisen 40 Tage lang strikt zu verzichten. Die einen tun sich das an, um sich selbst kritisch zu prüfen, ob sie es auch die rund sechs Wochen ohne Alkohol, ohne Süßigkeiten oder ohne Fleisch auf dem Teller im persönlichen Alltag noch aushalten können. Die anderen tun es, weil es ihr Glaube nun mal so von ihnen verlangt. Ob man sich selbst ganz bewusst absichtlich oder religiös vorgeschrieben zum Verzicht zwingt, unterliegt der individuellen Entscheidungsfreiheit. Doch soweit die Fastenzeit unabhängig von kirchlichem Reglement gelebt wird, steht es den Fastenden frei, welcher Art von Verlockung sie sich temporär verweigern mögen. Und da sind etliche Optionen denkbar.
Fastenzeit #1: Kein ungesundes Essen
Unter diesem Kapitel der Fastenzeit finden sich die üblichen Verdächtigen von der Steckbriefspeisekarte:
- Fleisch
- Süßwaren
- Kuchen und Gebäck
- Alkohol
Also im Gesamtpaket 40 Tage lang konsequent und konstant Nullkommanullnix Promille, allenfalls mal ein Stück Fisch als Fastenmahlzeit und ansonsten Gemüse, Salate, Früchte und Vollkorn, bis endlich die Osterglocken läuten. Klingt ziemlich gesund und begründet bestimmt die ersehnte Reinigung und Läuterung von Körper und Geist.
Fastenzeit #2: Keine ungesunden Medien
Wie wäre es, mal 40 Tage lang auf jeglichen Nachrichtenkonsum zu verzichten? Das Mobiltelefon mal für 40 Tage ausgeschaltet wegzulegen? Oder 40 Tage lang den Fernseher schwarz und stumm zu lassen? Dieses „Medienfasten“ kann tatsächlich schmerzhafter sein, als man sich das zunächst vorstellen würde. Doch lohnend ist es allemal. Denn der Mensch muss Ruhe haben. Und die kann er sich nur holen, indem er sich von der schädlichen Dauerberieselung umfassend abschottet. So kann die Fastenzeit zur kleinen Flucht, ja vielleicht auch zum großen Urlaub werden. Und das alles zum bequemen Nulltarif.
Fastenzeit #3: Kein Futter mehr für den Schweinehund
In diesem Sinne kann Fasten auch bedeuten, auf faulheitsunterstützende Vehikel temporär zu verzichten. Konkret könnte man in diesem Sinne das eigene Auto 40 Tage lang stehen lassen. Und statt dem Lift oder der Rolltreppe die Treppenstufen benutzen. Und überhaupt fußläufig erreichbare Ziele tatsächlich auch zu Fuß ansteuern. Der Tenor liegt dabei ausdrücklich nicht auf „mehr Bewegung“ (wie es etwa ein langweilig abgedroschener Neujahrsvorsatz beinhalten würde), sondern auf „Verzicht auf Bequemlichkeit“. Denn beim Fasten lässt man etwas weg und nimmt nicht etwa etwas dazu.
Fastenzeit als Trockenübung
Interessanter Weise kann man die Fastenzeit auch gänzlich ohne konkreten Verzicht direkt für die eigene Persönlichkeitsentwicklung nutzen. Und so einfach geht das:
- Nehmen Sie sich was zu Schreiben.
- Jetzt einfach mal ungeordnet und in loser Schüttung alles aufschreiben, was man im eigenen Leben für absolut unverzichtbar hält. Wirklich alles. Und zwar von A wie Auto bis Z wie Zweisamkeit. Dieser Prozess kann sehr lange dauern und darf deshalb gerne in mehreren Schritten bedarfsgerecht vollzogen werden.
- Die Liste ist fertig. Jetzt sollte jeder einzelne Punkt sehr streng darauf hin überprüft werden, wie sich das eigene Leben verändern würde, wenn der Punkt eliminiert wäre. Würde sich das Leben dann überhaupt wirklich (oder spürbar) verändern? Und falls ja: Wäre diese Veränderung zum Besseren oder zum Schlechteren? Auch dieser private Evaluierungsprozess kann sehr lange dauern. Aber immerhin hat man ja bis Ostern Zeit dafür. Und am Ende könnte die Seele dadurch gereinigter und befreiter sein als durch das stereotype Verzichten auf irgendwelchen Krempel.
Na? Welche Form der Fastenzeit würde Ihnen gut tun? Sie dürfen natürlich auch gerne kombinieren.
– Carina Collany –
Foto: Daniel Deppe
Neueste Kommentare