Verkleisterte Verbraucher, klebrige Kundenwut
Heute ist mir mal wieder so richtig der Kragen geplatzt. Das passiert jedes Mal, wenn ich an der Dummheit und an der Ignoranz intelligenzferner Vollpfosten schier zu verzweifeln drohe. Dabei ist mein heutiger Tobsuchtsanfall einem gut bekannten und allseits unbeliebten Phänomen geschuldet: Der Nicht-Ablösbarkeit von blödsinnigen Klebeetiketten.
Es fing damit an, dass ich einen nigelnagelneuen Kochtopf, unlängst zu einem günstigen Kurs erstanden, feierlich mit einem deftigen Eintopf-Rezept einweihen wollte. Nachdem ich die schützende Plastikumverpackung entfernt hatte, bemerkte ich auf dem Topf selbst ein monströs großes Klebe-Etikett, auf dem mir noch einmal die Vorzüge des erworbenen Produktes ebenso vollmundig wie detailliert beschrieben wurden. Auf dem Glasdeckel klebte ein feuerrotes Warnschild, das mich darauf hinwies, dass dieser Deckel aus Glas sei (ach nee, echt jetzt?) und dementsprechend vorsichtig zu behandeln wäre. Und am Boden des Kochtopfes klebte ein drittes Schild mit einem kryptischen Barcode. Bei all diesen unnützen Klebrigkeiten dachte ich erst noch mit meinem fast unerschütterlichen Optimismus, dass man bei so einem soliden Qualitätstopf mit Sicherheit einen Etikettenkleber verwendet haben würde, der mir als hofierter Kundin beim Abziehen der Papierteile keine Schwierigkeiten machen würde.
Weit gefehlt! Ich sah mich aufgrund der unfreundlichen Widerborstigkeit dieser dämlichen Etiketten leider genötigt, dem neuen Topf erst einmal mit reichlich Waschbenzin und einem Zentner Wattepads zu Leibe zu rücken, um die scheiß Papierfetzen und deren klebrige Haftflächen rückstandsfrei von meinem neuen Kochgerät zu entfernen. Ja Super! Ganz großes Kino! Vielen Dank auch! Da ist mir die Lust aufs Kochen gleich ziemlich derbe vergangen.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch Sie sich schon oft mit diesem Mist beschäftigen mussten. Denn die blöden Hersteller finden ganz offensichtlich ein perverses Vergnügen darin, ihre bescheuerten Etiketten mit den fiesesten Klebstoffen an den dümmsten Stellen festzupappen. Ich persönlich sehe mich leider genötigt, neben Waschbenzin immer auch acetonhaltige Lösungsmittel (also billigen Nagellackentferner) sowie Terpentin und natürlich auch WD40 im häuslichen Giftschrank zu haben. Manche Etiketten gehen sogar nur dann ab, wenn man ihnen mit einem Fön ordentlich Feuer unter ihrem klebrigen Arsch macht.
Muss ich mir das eigentlich gefallen lassen?
Nein. Muss ich nicht. Ich werde mir ab sofort nichts mehr kaufen, was mit einem Etikett verschandelt ist, das ich nicht mit einem Lächeln und an einem Stück rückstandsfrei locker lässig abziehen kann. Und sollte sich das vor Ort im Geschäft nicht zweifelsfrei feststellen lassen, dann muss mir eben das geschulte Verkaufspersonal den überzeugenden Beweis liefern. Ich lasse mich jedenfalls nicht mehr leimen. Und das sollten Sie auch nicht.
– Milla Münchhausen –
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