Darf’s ein Tüchlein mehr sein?
Lebt man in der reichhaltigen Konsumwelt einer freien Marktwirtschaft, dann stellt sich recht bald die Tendenz ein, als Kunde auf gediegen hohem Niveau zu jammern. Ich mache da absolut keine Ausnahme. Und im Moment habe ich mich auf die freche Bevormundung durch Feucht-Tücher eingeschossen, mit deren Hilfe ich dazu gezwungen werden soll, mehr zu verbrauchen, als ich eigentlich wollte. Kommen Sie schon – Sie alle kennen das! Und ich wette, dass sich jeder von Ihnen schon mal über eines der nachfolgend beschriebenen Szenarien geärgert hat.
Feuchte Haushaltstücher gelten als schnelle und unkomplizierte Helfer in der Küche, wenn ganz schnell irgend ein aktueller Schmutzfleck sauber und hygienisch weggewischt werden soll. Natürlich liegt auch auf meinem Küchenfensterbrett eine angeblich wiederverschließbare Packung solcher mild flüssigseifenhaltigen Einmaltücher. Gut – das mit dem „wiederverschließbar“ hat sich spätestens nach der 10. Entnahme eines Tuches von allein erledigt. Aber das macht nichts. Ich beschwere einfach die sich stets widerborstig nach oben rollen wollende Lasche mit der Spülbürste, und die Klappe bleibt zu, ob es ihr nun passt oder nicht. Mit der gezielten Entnahme einzelner Tücher ist und bleibt es allerdings so eine Sache. Das Problem: Meistens brauche ich wirklich nur ein einziges Tuch, um ein Mikro-Malheur zu beseitigen. Das andere Problem: Es kommen grundsätzlich wenigstens zwei und meist noch mehr Tücher aus der Packung, auch wenn ich nur ganz vorsichtig an einem einzigen zupfe. Die Drecksdinger sind so perfide zusammengelegt, dass ich auf diese Art und Weise eine ganze Packung Feuchttücher mindestens doppelt so schnell verbraucht habe, als mein zu beseitigendes Minischmutzaufkommen dies nahe gelegt hätte. Nun könnte man sagen, dass etwas mehr Hygiene in der Küche ja nicht schaden kann. Das mag sein. Dennoch würde ich lieber selbst bestimmen können, wann ich wie viele feuchte Küchentücher verbrauchen will. Kann ich aber nicht.
In meinem Bad gehören feuchte Babytücher und feuchte Gesichtsreinigungstücher zum Standardsortiment. Die sind echt prima, wenn man sich mal schnell zwischendurch ein klein wenig frisch machen möchte. Und weil die in einer festen Spender-Dose gut verschlossen sind, gibt es auch kein Problem mit dem drohenden Austrocknen. Doch die Nummer mit der ungewünschten Mehrfach-Entnahme bleibt leider. Besonders dann, wenn die Packung noch neu und prall gefüllt ist, gelingt es mir nur alle Schaltjahre mal, lediglich das eine einzige Tuch zu entnehmen, das ich auch haben will. So wird mein Verbrauch auch hier ohne meinen Wunsch über Gebühr gesteigert. Eine Frechheit!
Als letztes Beispiel sei feuchtes Toilettenpapier ins Feld geführt. Hier gelten die gleichen Beschwerden wie in der Bad-Abteilung. Allerdings kommt auf dem stillen Örtchen erschwerend hinzu, dass das vorbefeuchtete Produkt nicht übermäßig reißfest ist. So ist es mir schon oft passiert, dass ich bei einem durch zunehmende negative Emotionalität beeinflussten Einzel-Entnahmeversuch das Tuch meiner Begierde unabsichtlich zerstört habe, was dann natürlich auch voll für den Arsch ist. Oder eben dann gerade nicht mehr. Dazu möchte ich nur bemerken, dass ich wie ein Klingone fluchen kann, wenn es mir angemessen erscheint.
Nur gut, dass mich dabei niemand hört und sieht. Ich hoffe es jedenfalls 😉
– Milla Münchhausen –
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