Falsches Erwachen

Falsches ErwachenEines Morgens tauche ich aus einem höchst merkwürdigen Traum auf, der mich durchaus beunruhigt hat. Ich rufe nach meinem Mann, der sich bereits in der Küche an der Kaffeemaschine zu schaffen macht. Er kommt ins Zimmer, und ich erzähle ihm von meinen seltsamen nächtlichen Erlebnissen. Er hört mir geduldig und aufmerksam zu, fragt hier und da nach, und sogar unsere Katzen springen auf mein Bett und kommentieren lautstark meine Erzählungen. Sogar über die geöffnete Balkontür kommen nun Menschen von der Straße herein und versammeln sich neugierig um mein Bett. Das ist mir denn doch des Guten etwas zu viel, und ich möchte die fremden Leute bitten, die Wohnung zu verlassen. Doch es sind inzwischen schon so viele, dass ich mir nicht mehr so recht Gehör verschaffen kann. Ich will meine Stimme erheben und laut rufen, aber meine Stimme ist urplötzlich komplett weg. Außerdem kann ich mich auch überhaupt nicht mehr bewegen. Stumm und hilflos muss ich vom Bett aus mit ansehen, wie immer mehr fremde Menschen die Wohnung verwüsten und Berge von Hausrat wegschleppen. Der völligen Verzweiflung nahe unternehme ich einen letzten Versuch, mich irgendwie aus dem Bett zu schaffen. Doch kein einziger Muskel will mir gehorchen. Ich bin von Kopf bis Fuß gelähmt. Plötzlich wird es dunkel. Und es riecht nach Kaffee. Ich …

… schrecke schweißgebadet aus dem Schlaf hoch. Dabei verursache ich wohl ein derart gequältes Geräusch, dass mein Mann, der sich bereits in der Küche an der Kaffeemaschine zu schaffen macht, sofort an mein Bett eilt. Er fragt mich, was los ist. Doch ich bin noch so verwirrt, dass ich erst einmal prüfe, ob ich mich wieder bewegen und ob ich wieder sprechen kann. Außerdem suche ich verstohlen nach den Katzen, die wir in Wirklichkeit gar nicht haben, und die zu meiner großen Erleichterung auch nirgends zu sehen sind. Dann erzähle ich meinem etwas verblüfft dreinblickenden Mann, dass ich gerade eben einen höchst merkwürdigen Traum hatte …

Ein Opfer der eigenen Nachtschatten

Was ich da erlebt habe, kennen Sie vielleicht selbst aus eigener Anschauung, oder haben es möglicher Weise schon mal in einem spannenden Psycho-Thriller als dramatisches Handlungselement gesehen. Die korrekte Fachbezeichnung für dieses gar nicht mal so seltene Phänomen lautet „Falsches Erwachen“:

Falsches Erwachen bezeichnet einen abrupten Spielhandlungs-Wechsel in einem laufenden Traumgeschehen, das dem Träumenden vorgaukelt, aus Traum und Schlaf erwacht und mithin wieder bei normalem Bewusstsein zu sein. Tatsächlich träumt der Schlafende jedoch immer noch. Aus der vollen Überzeugung, ganz wach im realen hier und jetzt zu agieren, obwohl das Gehirn in Wirklichkeit immer noch schlummert und träumt, können die kompliziertesten und bedrohlichsten Wahrnehmungen mit entsprechend intensiver Emotionalität erwachsen. Und: Man kann mehrere Male hintereinander „falsch erwachen“, wenn man einen echt miesen Tag erwischt hat.

Wie „Falsches Erwachen“ entsteht, verstehen weder Neurologen noch Psychologen so wirklich. Es gibt zwar eine ganze Menge gescheiter Hypothesen dazu, doch leider noch keine harten Fakten. Fest steht nur, dass dieses Phänomen die Betroffenen derart derbe an der Nase rumführt, dass der eigene Verstand als bedroht erlebt werden kann.

Verkackeiert vom eigenen Kopfkino 😛 wo soll das bloß noch hinführen? Jedenfalls wird es so sicher nie langweilig 😆

– Milla Münchhausen –

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