Fundgrube Sperrmüll

Fundgrube Sperrmüll

Fundgrube Sperrmüll

Ich gestehe hier und heute frank und freimütig, dass mich wohl geordnete Ansammlungen von Sperrmüll magisch anziehen. Denn ich habe schon sehr oft die Erfahrung gemacht, dass es dort viele gut erhaltene Dinge zu entdecken gibt, die ich bestens gebrauchen kann. Und so schäme ich mich meiner großen Lust am „kerscheln“ nicht das allerkleinste Bisschen.

Was die Leute aber auch so alles wegwerfen … einmal, ich traute meinen Augen nicht, habe ich eine herrliche alte Musiktruhe mit einem immer noch wohlklingenden eingebauten Röhrenradio vor dem verfressenen Sperrmüllwagen gerettet. Ein andermal guckte mich ein schöner großer geflochtener Weidenkorb an, der nicht die kleinste Macke hatte. Natürlich haben bei mir auch schon untadelig erhaltene kleine Tische, Schränke und Kommoden ein neues Zuhause und eine neue Verwendung gefunden. Aber auch intakte Spiegel, mediterrane großvolumige Ballonflaschen oder ähnliches Deko-Rohmaterial verschmähe ich nie. Einmal habe ich sogar einen wunderschönen farbenprächtigen Pierrot aus Porzellan mit aufwändig handgenähter Bekleidung mit zu mir nach Hause genommen. Wie man so etwas Hübsches achtlos auf der Straße auf einem Haufen zertrümmerter Schrankbretter aussetzen kann, weiß ich wirklich nicht. Überhaupt scheint die Bereitschaft, sich von Sachen rigoros zu trennen, die noch absolut verkehrsfähig sind, recht ausgeprägt zu sein. Na, mir soll’s Recht sein. Jedenfalls dann, wenn ich als Erste am Schauplatz der privaten Ausmist-Aktion bin 😉 So wie neulich, als sich irgendwer kurz entschlossen von einem knappen Dutzend großformatiger Kunstdrucke auf Leinwand getrennt hat. Hey, wenn sich hier jetzt jemand als anonymer Stifter wieder erkennt: Die ausrangierten gerahmten Hingucker haben sich inzwischen über mehrere Haushalte verteilt, wo sie wieder sehr willkommen an den Wänden hängen 😉

Mit offenen Augen und freiem Geist auf Beutezug gehen, macht wirklich Laune. Dabei halte ich mich lediglich bei Polster und Plüsch sowie bei ganz offenkundig defekten oder durchnässten Gegenständen strikt zurück. Schließlich will ich trotz meines immensen Jagdeifers kein Ungeziefer zu Gast bitten, und mich auch nicht der Gefahr aussetzen, mich an kaputtem Trödel zu verletzen. Dabei darf ich freudig zu Protokoll geben, beim verantwortungsbewussten und vorsichtigen Sperrmüllstöbern bisher immer nur Volltreffer gelandet zu haben.

Selbstverständlich bin auch ich in dieser Hinsicht absolut großzügig. So habe ich einmal einen sehr alten Tischgrill weggeben wollen, der zwar noch technisch einwandfrei, aber eben auch schon ziemlich unappetitlich verranzt war. Kaum hatte ich das gute Stück abgestellt, kam auch schon ein Herr des Weges und griff beherzt zu. Ich sprach den Mann an und gab zu bedenken, dass sein Beutestück wohl kaum mehr für den Einsatz in der Küche tauge. Da erzählte er mir, dass er hier nicht für sich selbst, sondern für seinen Hund die eine oder andere Wurst erwärmen wolle. Sein Hund liebe nämlich gegrillte Würste, während seine Frau es nicht gestattete, dass die Hunde- und die Menschenwürste im selben Gerät zubereitet werden. Nun aber habe sein Hund einen eigenen Grill nur für sich allein! Was für ein nettes Gespräch sich aus dieser „Zufallsbegegnung“ noch entwickelt hat, kann sich jeder denken. Es endete damit, dass ich für das fürsorgliche Herrchen noch ein paar andere bestens brauchbare Dinge übrig hatte, die er auch noch sehr gerne mitgenommen hat.

Ich könnte Ihnen noch sehr viele lustige „Kerschel-Geschichten“ erzählen. Von meinem ausgedienten Schweden-Sofa, dass sich ein paar muntere Schrebergärtner als Luxus-Sitzplatz für das jährliche Osterfeuer an Land gezogen haben. Oder von dem gefühlten Doppelzentner abgenudelter Schallplatten, die aus meinem Haushalt direkt in den Privatbesitz eines jubelnden Sperrmüllkommando-Oberbefehlshabers übergegangen sind. Es ist eben ein stetiges Geben und Nehmen draußen auf den Straßen 😎 und ich bin mir ganz sicher, dass auch Ihr interessierter und neugieriger Blick schon mindestens einmal an einem nach verborgenen Schätzen aussehenden Sperrmüllberg hängen geblieben sein dürfte.

Nur zu! Trauen Sie sich! Es ist nämlich ziemlich wahrscheinlich, dass Sie einen beglückenden Fund machen werden 😉

– Carina Collany –

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Eine Antwort

  1. Milla sagt:

    Hier in Essen kann man übrigens seit Neuestem seinen Sperrmüll ganz offiziell unter der „Patenschaft“ der Entsorgungsbetriebe freundlich verschenken:

    Entsorgungsbetriebe Essen GmbH
    Tausch-/Verschenkmarkt
    http://www.ebe-essen.de/privatkunden/verschenkmarkt/

    Finde ich persönlich ne klasse Initiative. Mir haben auch schon öfter die Haare geblutet, wenn ich gesehen habe, was da so alles an guten und brauchbaren Sachen im Wertstoffhof in den Schredder sollte. Verschenken statt verschrotten – das ist doch mal ne nachhaltig umweltfreundliche Ansage!