PsychoPuzzle: Wäre ich gerne jemand anderes?

PsychoPuzzle: Wäre ich gerne jemand anderes?Sind Sie als Mensch mit Ihrem So-Sein und mit Ihrem Da-Sein vollkommen zufrieden und wunschlos glücklich? Dann meine allerherzlichsten Gratulationen zu Ihrem gelungenen Auftritt auf der Bühne Ihres Lebens. Allerdings lehrt mich meine professionelle Erfahrung, dass Sie sehr wahrscheinlich das eine oder andere an Ihrer persönlichen Existenz zu bemängeln haben. Und dass es wahrscheinlich irgendwo auf der Welt einen Menschen gibt, mit dem Sie lieber jetzt als gleich Körper und Seele tauschen wollen würden. Ist das so? Dann könnte Ihnen die Frage, wer Sie viel lieber wären als Sie selbst, und warum, einen besonders wertvollen Schlüssel in das Schloss Ihrer mentalen Weiterentwicklung stecken.

Welche Person möchten Sie sein?

Gehen Sie in sich und lassen Sie sämtliche erstrebenswerten menschlichen Existenzen, die Ihnen in den Sinn kommen, detailliert Revue passieren. Sperren Sie niemand aus Ihrer Phantasie aus und lassen Sie jeden zu Wort kommen, der bei Ihrer inneren Parade an Ihrem Sitz vorbeidefiliert. Wenn Sie mit dieser Übung durch sind, wählen Sie bitte genau einen Kandidaten aus, in dessen Haut Sie viel lieber stecken würden als in Ihrer eigenen. Den lassen Sie jetzt vortreten.

Was macht diese Person so besonders?

Erstellen Sie nun eine ausführliche Liste dessen, was das Leben des von Ihnen Auserkorenen so erstrebenswert macht, dass Sie Ihr eigenes Leben dafür in die Pilze jagen würden. Sind es äußerliche Dinge wie ein gutes Aussehen, viel Geld in der Brieftasche oder bejubelte Prominenz? Sind es innere Werte wie Tugend, Bescheidenheit oder Geradlinigkeit? Sind es Lebensumstände wie zum Beispiel eine glückliche Partnerschaft, ein verwirklichter Traum oder ein luxuriöser Wohnsitz in der Karibik? Was auch immer Sie hier finden, müssen Sie aufschreiben. Lassen Sie sich Zeit dabei und gehen Sie gründlich vor. Die Liste soll nämlich nachher so vollständig wie möglich sein.

Jetzt wird abgerechnet

Nachdem Sie inzwischen sehr präzise umrissen haben, was den Tausch Ihres Lebens motivieren würde, ist es an der Zeit, vor Ihrer eigenen Haustüre zu kehren. Dazu müssen Sie jede einzelne Position auf Ihrer „Tauschliste“ mit Ihrer ganz privaten Realität vergleichen. Was finden Sie dort, was auch Sie auch jetzt schon haben, oder mit Leichtigkeit schnell manifestieren könnten? Wo müssen Sie eine persönliche Fehlanzeige konstatieren? Und – ganz wichtig! – bei welchen Posten spüren Sie den giftgrüngelben Neid in sich nagen? Keine Bange: Neid ist grundsätzlich etwas Gutes. Denn der Neid zeigt uns, was wir (noch) nicht haben, obwohl wir der festen Überzeugung sind, dass wir es eigentlich haben sollten. Lassen Sie deshalb bitte Ihren Neid im Rahmen dieser Übung zu Zwecken der Selbstdiagnostik zu. Er kann Ihnen viel von Ihnen und über sich erzählen.

Was wirklich zählt …

Sie haben nun aufschlussreiche Klarheit darüber, was Ihnen in Ihrem Leben schmerzlich fehlt. Jetzt ist der Moment gekommen, eine Gewichtung vorzunehmen, und mit den eigenen Wucherpfunden Kompensationsoptionen zu entdecken. Vielleicht sind Sie nicht mit Modelmaßen gesegnet, aber dafür müssen Sie auch nicht monatelang von Zellstofffetzen und Leitungswasser leben. Vielleicht sind Sie nicht übermäßig wohlhabend, aber dafür müssen Sie auch nicht um Ihre Sparguthaben fürchten, wenn es im Euroraum mal wieder ganz gefährlich merkelt und schäublet. Vielleicht sind Sie derzeit ohne festen Partner, aber dafür können Sie Ihre Freiheit ausgiebig genießen. Vielleicht kennt Sie kein Schwein, aber dafür müssen Sie sich auch keine Gedanken um aufdringliche Paparazzi oder gewissenlose Zeitungsschmierfinken machen. Ich denke, Sie haben das Bild.

Soll und Haben wollen

Ihre Liste zeigt Ihnen jetzt, welche Aspekte vielleicht doch nicht ganz so wichtig sind, wie Sie eingangs dachten, und wo es andererseits in Ihrem Leben wirklich substanziell hapert. Das echte „Hapern“ erkennen Sie an der Anwesenheit von zwickendem Neid und an der Abwesenheit eigener „Guthaben“. Das sind Ihre Baustellen. Da müssen Sie ansetzen, wenn Sie sich weiterentwickeln wollen. Fragen Sie sich, was Sie eigentlich davon abhält, A zu besitzen, B zu sein oder C zu können. Wenn hier keine wirklich gravierenden oder moralisch ethischen Gründe gegen die Realisierung gehegter Wunschvorstellungen sprechen, und wenn Ihre angestrebten Ziele keinem anderen Menschen schaden würden – worauf warten Sie dann noch?

Legen Sie los. Erschaffen Sie sich neu als Ihre eigene Idealvorstellung. Dann werden Sie schon bald mit niemand mehr tauschen wollen.

– Carina Collany –

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