Lieder vom Tod, die Trost spenden

Lieder vom Tod

Lieder vom Tod

Von Herzeleiden und Liebesfreuden kann jeder fiepsende Barde auch ohne Talent ein simples Lied singen, doch wie sieht es da für Lieder vom Tod aus? Bei der empathischen Vertonung des Abschieds für immer trennt sich die trällernde Spreu vom wahren Weizen. Denn nur anspruchsvolle Künstler mit echtem emotionalem Tiefgang wagen es, das sozial wenig akzeptierte Thema von Trauer und Verlust für Lieder vom Tod musikalisch aufzugreifen. Gerade deshalb sei hier ein exemplarischer Blick auf zeitgenössisches Liedgut der inhaltlich ernsthaften Art geworfen. Und bitte keine Bange: Am Ende wird jeder Hinterbliebene den liebevollen und achtsamen Auftrag haben, beizeiten glücklich zu leben, und glückliche Erinnerungen im quicklebendigen Herzen zu zelebrieren.

Lieder vom Tod #1: Fury in the Slaughterhouse: When I’m dead and gone

Dieser Titel grinst dem Tod frech ins knöcherne Antlitz. Denn hier bittet der zu Grabe zu Tragende ausdrücklich darum, dass die Partnerin, die er zurücklässt, in ihrem weiteren Leben so glücklich wie nur möglich sein und bleiben solle. Darüber hinaus ordnet er in seinem letzten Willen an, dass er an seinem Grab keine Heulsusen zu sehen wünscht. Ein interessanter Gedanke übrigens. Wenn der Tote bei seiner eigenen Beerdigung zu Gast sein würde: Hätte er dann lieber tief traurige gebrochene Gestalten um sich, oder doch lieber Menschen, die sich seiner lächelnd erinnern, und die sich bei einem Glas Wein oder bei einer Tasse Kaffee humorige Geschichten über ihn erzählen?

Lieder vom Tod #2: Terry Jacks: Seasons in the Sun

Todkranke, die in außergewöhnlich klarer Weise mit der eigenen nahenden Endlichkeit konfrontiert sind, entwickeln bisweilen eine bewundernswerte Abgeklärtheit und einen glücklichen Frieden mit der eigenen Vergänglichkeit. Einen derartigen begnadeten Effekt besingt Terry Jacks. In seinem Stück lässt er einen dem Tode geweihten Kranken sein bisheriges Leben Revue passieren, wobei viele liebe Freunde und Verwandte in der Gedächtnisgalerie auftauchen. So erinnert sich der Singende an viele bunte und lustige Episoden, die auch über seinen zu erwartenden Tod hinaus nicht vergessen sein sollen. Ein Weiterleben in liebevoller Erinnerung besiegt die Sterblichkeit. Das macht den Tod in der Mitte des Lebens natürlich nicht erstrebenswert. Aber es kann ihm viel Schrecken nehmen.

Lieder vom Tod #3: Tom Jones: Green Green Grass Of Home

Sowohl Krankheiten als auch schwere Straftaten können einen Menschen zum Tode verurteilen. Wer kann schon die Gedanken eines Menschen nachvollziehen, der auf seine finale Strafe wartet? Tom Jones hat das immerhin versucht. In seinem Evergreen beschreibt er die letzten Phantasien eines Mannes, der der Vollstreckung seines Todesurteiles entgegensieht. Ist er schuldig oder nicht? Das spielt in diesen letzten Momenten keine Rolle. Denn seine von glücklichen Erinnerungen an bessere Zeiten gespeisten Tagträume rühren allemal an. So lehrt uns ein „Dead Man Walking“, das Glück des Augenblicks und die Freude am puren Leben wertzuschätzen.

Lieder vom Tod #4: Hugh Laurie: Six Cold Feet In The Ground

Auch mental schlichter gestrickte Gemüter haben die Gabe, dem Tod seine wertschätzenden Seiten abzugewinnen. In diesem Sinne interpretierte „Dr. House“ einen alten und traditionsreichen Titel neu, um ihn dem Vergessen zu entreißen. Dabei geht es um einen Mann, der seine Frau dafür gewinnen möchte, auch (und gerade) nach seinem Tod stolz auf ihn zu sein, weil er ein guter Mann war. Möge sein kalter toter Leichnam bald auch „Six Feet Under“ liegen, so war und ist er doch eine Zierde seines Geschlechts, die einer ehrenvollen Erinnerung durch seine geliebte Gefährtin mehr als würdig ist.

Kann Singen gegen erdrückende Trauer funktionieren? Manchmal vielleicht schon.

-Carina Collany-

 

Foto: Daniel Deppe

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5 Antworten

  1. A.S. sagt:

    Bei „Boston Legal“ gibt es eine Folge, wo Michael J. Fox einen den Tode geweihten Lungenkrebspatienten spielt, der noch zu seinen Lebzeiten seine eigene Beerdigungsparty gibt, damit er da selbst noch halbwegs lebendig mitfeiern kann. Er sagt, wenn er schon tot wäre, dann könnte er ja nicht mehr mit seinen „Trauergästen“ zusammen sein. Das nenne ich mal eine Art, dem eigenen Sterben entgegenzusehen! Klar, es ist nur eine Spielhandlung in einer Fernsehserie. Doch für meine Meinung spricht nichts dagegen, sich daran mal ein kleines Beispiel zu nehmen.

  2. Milla sagt:

    Über den Tod von George Michael wird mich so schnell nichts hinwegtrösten. Ich wüsste jedenfalls auf Anhieb mindestens ein Dutzend nutzloser bis gefährlicher Figuren, die der Tod sich verdammt nochmal eher hätte holen müssen als diesen tollen Ausnahmekünstler!

    In großer Wut, unendlicher Trauer und endgültiger Misotheie – Milla

  3. Alfred E. Neumann sagt:

    „Green Green Grass of Home“ wurde von Curly Putman geschrieben und komponiert, Tom Jones war nur der Interpret.

  4. Alfred E. Neumann sagt:

    @Milla
    Ich glaube, Sie brauchen wirklich dringend eine Therapie, wenn Sie über den „Verlust“ dieses seit seit langem schwer drogensüchtigen „Ausnahmekünstlers“ nichts hinwegtrösten kann.