Was sättigt Ihre Seele?

Ihre Seele spricht in aller Regel nicht Ihre Sprache. Gleichwohl hat Ihre Seele Ihnen recht oft wichtige Dinge mitzuteilen. Manchmal sogar lebenswichtige Dinge. Doch wie soll die Seele sich verständlich machen, wenn ihr die üblichen Kommunikationskanäle des alltäglichen Bewusstseins nicht zur Verfügung stehen? Sie muss sich andere Mittel und Wege suchen, um Ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen. Und meist nutzt die Seele dafür und dazu den Körper, in dem sie wohnt. Denn wenn Ihnen Ihr Körper einen Befehl gibt, dann werden Sie diesem nach Möglichkeit (und so schnell Sie können) folgen. Was uns unmittelbar zu der Frage führt, warum wir oft Nahrung zu uns nehmen, obwohl unser Körper absolut keinen akuten Kraftstoffmangel zu beklagen hätte.

Essen müssen als Hilferuf der Seele

Seele

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Nicht nur unser Körper bedarf der Nahrung, um betriebsbereit zu sein und zu bleiben. Auch unsere Seele hat Hunger. Natürlich liegen da die Bedürfnisse ganz woanders. Die Seele hungert nach Zuwendung, nach Verständnis, nach Liebe, nach Geborgenheit, nach unbedingter Akteptanz, nach Frieden, nach Ruhe, nach Freundschaft, nach Glück, nach Freude… ich bin sicher, Sie könnten aus Ihrer eigenen Anschauung diese Liste der Lieblingsspeisen Ihrer Seele noch beliebig verfeinern und ergänzen. Ganz genau das bitte ich Sie jetzt, tatsächlich mal zu tun. Listen Sie ruhig einmal alles auf, was Ihnen so an köstlicher Seelennahrung einfällt. Und dann beantworten Sie sich bitte selbst ganz offen und ehrlich die Frage, ob Ihre Seele von dieser Nahrung, die sie so dringend benötigt, auch immer genug von Ihnen bekommt. Denn wenn Sie diese Frage jetzt mit JA beantworten müssen, wissen Sie sofort, dass Ihre Seele das, was ihr so schmerzlich fehlt, irgendwie anders herbeischaffen muss. Und das klappt noch am ehesten über die Emotionen, die mit dem Essen verbunden sind. Ihre hungernde Seele verschafft sich über Ihren willig geöffneten Magen das Zweitbeste, was sie in ihrer Not ergattern kann: gaumenschmeichelnde Ersatzbefriedigung.

Die Seele konsumiert die Gefühle aus der Nahrung

Viele von Ihnen werden die kindliche Erfahrung teilen, dass der Verzehr von Süßigkeiten immer mit besonders liebevoller und freundlicher Zuwendung verbunden wurde. Oder denken Sie an das gemeinsame Abendessen, in der eine fröhlich schmausende Familie über herzhaften Schnittchen den bunten Tag Revue passieren ließ. Natürlich darf hier auch das gemütliche Frühstück nicht fehlen, welches insbesondere ohne Zeitdruck (und manchmal auch im Bett) den freundschaftlichen und familiären Zusammenhalt pflegt wie sonst kaum ein rituelles Mahl. Und hat man erst einmal gut und reichlich geschmaust, wird der satte, wohlgenährte und zufriedene Körper von einem wohligen Gefühl der Fülle, der Ruhe, der Befriedigung und der Entspannung durchflutet. Mit anderen Worten: Der Akt des Essens ist fest an fast unendlich viele positive Zustände gekoppelt. Und genau diese herrlichen Zustände des Wohlfühlens will die hungernde Seele dringend erleben. Wenn das nur so klappt, dass die Seele den Körper unwiderstehlichen Appetit auf Schoki, Chips & Co. funken lässt, dann ist das eben so. Würde der zum Futtern getriebene Mensch statt dessen mal in sich hinein hören, so würde er möglicher Weise bemerken, dass nicht der Körper nach Sättigung schreit, sondern die Seele. Und dann wäre es ein guter Zeitpunkt, darüber nachzudenken, wie man die Seele direkt zu Tisch bitten kann, ohne sich über den Umweg über Kalorienbomben ins drohende übergewichtige Aus zu manövrieren.

Wie kann ich die Seele hören?

Es ist nicht einfach, aber es ist machbar. Zunächst ist die Frage zu beantworten, ob Sie treffsicher zwischen echtem nagendem Hunger und appetitangeregten satten Futtergelüsten unterscheiden können. Falls das nicht der Fall ist, haben Sie mit Ihrer vernebelten Selbstwahrnehmung bereits eine wichtige Grenze in die falsche Richtung überschritten und sollten sich überlegen, ob Sie in dieser Sache vielleicht Rat oder Hilfe suchen sollten. Falls Sie aber definitiv zwischen Hunger und Fresslust differenzieren können, so empfehle ich Ihnen folgendes Vorgehen:

  • Halten Sie für wenigstens 20 Minuten inne und denken Sie intensiv darüber nach, was Sie jetzt im Grunde genommen sehr viel lieber tun würden, als zu essen. Was auch immer das wäre – es wäre genau das, was Ihre Seele jetzt gerne hätte. Wenn Sie können, dann tun Sie das. Wenn Sie nicht können, stellen Sie sich detailliert vor, wie es wäre, wenn Sie doch könnten. So oder so vermitteln Sie Ihrem Unterbewusstsein das gute Gefühl, gehört und verstanden worden zu sein.
  • Wenn Sie nach diesen 20 Minuten des meditativen Innehaltens nur noch mehr bohrenden Hunger verspüren, und wenn Ihnen absolut gar nichts einfällt, was Sie jetzt einer guten Mahlzeit sofort vorziehen würden, dann setzen Sie sich zu Tisch und genießen Sie Ihr Essen mit allen Sinnen.

Hunger kann so viele verschiedene Ursachen haben. Darum ist Essen nicht immer die beste Lösung.

– Carina Collany –

 

Beitragsfoto: Daniel Deppe

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2 Antworten

  1. Ganz aktuell ist zum Thema ein sehr spannendes Buch zu empfehlen:
    Uwe Knop – Ernährungswahn
    Dort heißt es unter anderem (Zitat):

    Genießen Sie Ihr Essen, wie es Ihnen schmeckt. Und überlassen Sie den Ernährungswahn denen, die ihn als Orientierungshilfe im Leben brauchen. Guten Hunger!

    Wahre Worte, gelassen ausgesprochen. Es lebe die „Kulinarische Intelligenz„!

  2. Generell zeigt es sich, dass an der so genannten „Ernährungswissenschaft“ nichts substanzielles dran ist. Was gestern noch verpönt war, beispielsweise Schokolade, soll heute angeblich schlank machen. Bei allen Ernährungsregeln scheint zu gelten: Bitte nicht ernst nehmen und mitte nicht befolgen. Einmal mehr erhebt die kulinarische Intelligenz schadenfroh grinsend ihr Haupt. In diesem Zusammenhang empfehle ich wärmstens die Lektüre des Beitrags
    Ab heute macht Schokolade schlank. Kein Witz
    Mein Fazit:
    Essen Sie doch, was Sie wollen! Denn Sie selbst sollten am besten wissen und beurteilen können, was Ihnen zuträglich ist und was nicht!