Was Regenwahrscheinlichkeit wirklich bedeutet
Bestimmt haben auch Sie schon mal bei der Wettervorhersage den Begriff der Regenwahrscheinlichkeit gehört. Doch wissen Sie wirklich, was das ganz konkret bedeutet? Lassen Sie uns das anhand der nachfolgenden Quizfrage ganz schnell und diskret rausfinden.
Eine Wetterfee verkündet, dass die Regenwahrscheinlichkeit am morgigen Tag für ein bestimmtes Gebiet 40 Prozent betragen wird. Was will sie uns damit sagen?
a) Morgen wird es dort an 40 Prozent des Tages regnen. Rechnet man einen Tag mit 24 Stunden, so muss insgesamt mit 9,6 Stunden Regen gerechnet werden. Den Rest der Zeit bleibt es trocken.
b) Morgen werden dort 40 Prozent der Fläche unter Dauerregen stehen. Die restlichen 60 Prozent des Vorhersagegebietes werden von Regen komplett verschont bleiben.
c) Bei Wetterlagen wie dieser könnte es prinzipiell regnen, muss aber nicht unbedingt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich morgen einen Schirm brauche, wenn ich dort vor die Tür gehe, steht etwas unter halbe/halbe.
Na? Haben Sie die richtige Antwort?
Tatsächlich ist Lösung c) korrekt. Wenn Sie das ohne Zögern herausgefunden haben, dann gehören Sie zu jenen Menschen, die in der Schule bei dem Thema Wahrscheinlichkeitsrechnung gut aufgepasst haben. Allerdings gehören Sie dann gleichzeitig auch zu einer qualifizierten Minderheit. Denn nicht jeder hatte in der Schule einen guten Matheunterricht, und nicht jeder mag sich während seiner pubertären Sturm- und Drangzeit mit der nötigen Aufmerksamkeit für die Finessen von Statistik und Stochastik interessiert haben.
Und wenn schon. Was kratzt mich die Regenwahrscheinlichkeit?
Vermutlich ist es meist nicht so wirklich wichtig, ob man draußen mal Regen abbekommt oder nicht. Doch Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung reichen im prallen Leben und im alltäglichen Kommunikationsangebot weit über die Frage „Regen oder keiner“ hinaus. Denn jede Statistik, mit der Sie konfrontiert werden, verlangt von Ihnen eine Risiko-Entscheidung. Risiko-Entscheidung bedeutet hierbei, dass Sie sich für ein ganz bestimmtes persönliches Verhalten entscheiden müssen, obwohl Sie diese Entscheidung mit einer gewissen verbleibenden Unsicherheit, also mit einem Rest-Risiko fällen müssen (bei nicht genug oder zu vielen irrelevanten Informationen und/oder unter drängendem Zugzwang). Das kann eine Weggabelung im Wald sein, an der die Wahrscheinlichkeit, dass Sie als ortsunkundiger Spaziergänger in die falsche Richtung zu laufen, 50 Prozent beträgt. Das kann ein Gebrauchtwagen sein, der Sie als potenziellen Käufer vielleicht optisch anlacht, dessen innere Werte Ihnen aber später mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit noch Probleme bereiten werden. Oder es kann die Frage sein, ob man wirklich zur Krebsfrüherkennung gehen sollte. Wie Sie sehen, kann es durchaus lebensentscheidende Gründe geben, sich grundsätzlich mit Statistik und mit Wahrscheinlichkeitsrechnung auszukennen. Dieses Wissen wird nämlich im Alltagsvollzug pausenlos gebraucht. Da sind jene Zeitgenossen klar im Vorteil, die sich ihre Chancen und Risiken (auch und gerade in stressigen Situationen) möglichst fehlerfrei selbst ausrechnen können.
Wie kann auch ich mir diesen Vorteil sichern?
Es gibt einen Buchautor, den ich Ihrer Aufmerksamkeit empfehlen möchte, falls Sie sowohl Ihre intuitiven Fähigkeiten als auch Ihren statistischen Sachverstand sach- und fachkundig aufpolieren wollen. Der Mann heißt Gerd Gigerenzer und hat schon mehrere sehr lesenswerte Bestseller zu den Themen Risiko, Intuition und Skepsis verfasst. Googeln Sie doch mal den Herrn Gigerenzer und/oder stecken Sie mal Ihre Nase in seine Bücher, damit man Sie nie wieder an selbiger herumführen oder gar genasführt im Regen stehenlassen kann 😎
In der Tube treffen Sie den Mann natürlich auch an 😉
Entscheidend ist das Bauchgefühl, meint Gerd Gigerenzer
– Carina Collany –
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