Frosten statt Brennen – eine schlaue Schnaps-Idee
Wie Sie ja alle wissen, ist das Brennen von Schnaps eine streng reglementierte Tätigkeit, die von vorne bis hinten unter dem wachsamen Argusauge des Staates im Allgemeinen und des Finanzamtes im Besonderen stattfinden muss. Das Herstellen hochprozentiger Alkoholika mit dem Einsatz einer geeigneten Destille muss angemeldet, genehmigt und im Endeffekt auch steuerlich abgegolten werden. Und das nicht zu knapp. Deswegen bleibt die Schnapsbrennerei wenigen gesetzestreuen Enthusiasten und einer Menge gemeldeter gewerblicher Hersteller vorbehalten.
Was aber, wenn man Schnaps nicht durch Brennen, sondern durch Frosten im heimischen Gefrierschrank herstellen könnte? Mit völlig unverfänglichen Grundzutaten, wie sie in jedem Supermarkt feilgeboten werden? Jedenfalls hätte ich noch nicht gehört, dass „Schnapsfrosten“ verboten, illegal oder sonst wie dem Gesetze zuwider wäre. Falls ich mich da irren sollte (ich bin keine Juristin 😉 ), bitte ich dringend um eine entsprechende Rechtsbelehrung unter verbindlicher Angabe der genauen Paragraphen. Dann werde ich sofort Asche auf mein Haupt streuen, und diesen subversiven Blogbeitrag hier selbstverständlich umgehend mit dem entschuldigenden Ausdruck tiefsten Bedauerns löschen. Bis dahin erlaube ich mir jedoch, die experimentalphysikalischen Grundlagen des „Schnapsfrostens“ nachvollziehbar darzulegen.
Und so funktioniert es
Besorgen Sie sich qualitativ hochwertigen Wein. Die Farbe ist dabei völlig egal, das Herkunftsland auch. Der Preis spielt ebenfalls keine Rolle, so lange der Wein von hohem Niveau ist. Immerhin weiß man inzwischen, dass Preis und Qualität bei Wein nicht übermäßig hoch miteinander korrelieren müssen 😛
Der Wein muss darum von ausgesuchter Güte sein, weil Sie unbedingt sicher gehen müssen, dass in dem edlen Tropfen nur allerminimalste Anteile giftigen Methanols sowie bestenfalls keinerlei fiese Fusel-Öle enthalten sind. Schließlich werden Sie ein Konzentrat herstellen, das Ihnen um Himmels Willen nicht schaden soll!
Gießen Sie den Wein in eine biegsame offene Plastikwanne, die in Ihren Gefrierschrank passen muss. Wie Sie wissen, gefriert Wasser am Gefrierpunkt, also bei 0° Celsius. Alkohol dagegen wird erst bei knapp -120° Celsius fest. Wenn in Ihrem Gefrierschrank die allseits anempfohlenen -15° Celsius herrschen, wird das im Wein enthaltene Wasser nach etwa sieben Stunden zu Eis gefroren sein, während der reine Alkohol immer noch lustig umherschwappt. Ein guter Zeitpunkt, um die Plastikwanne dem Gefrierschrank zu entnehmen, und um den fidel flüssig gebliebenen Alk vom fest gefrorenen Eiswasser zu separieren. Schlichtes Abseihen genügt!
BITTE VORSICHT: Das Alkohol-Konzentrat ist jetzt so kalt, dass es Ihnen beim unmittelbaren Genuss schwere und schlimme Erfrierungen in Mund und Speiseröhre zufügen würde! Darum müssen Sie das Konzentrat sich unbedingt auf Zimmertemperatur erwärmen lassen, bevor Sie davon kosten!!!
Wenn Ihnen dann schmeckt, was Sie sich zusammengefroren haben 😎 dann können Sie sich gerne überlegen, wem Sie zum nächsten sich bietenden Anlass mit einem Fläschchen „Selbstgefrorenem“ eine wirklich exklusive Freude machen mögen. Das wäre dann ein extrem individuelles Geschenk, das man wirklich nicht im Laden kaufen kann 😉
Und was geht da noch?
Sie können statt Wein natürlich auch Bier hernehmen. Dann aber bitte vorher die Kohlensäure gründlich rausquirlen – und in der Geschmacksrichtung „Wiski“ ergebnisoffen sein 😆
Auch Freunde und Liebhaber einer edlen Barrique-Note können mit gänzlich unbehandelten Leisten aus Buche oder Eiche aus dem Baumarkt auf ihre gustatorischen Kosten kommen.
Das detailliert darzulegen ist jetzt allerdings nicht mehr meine Sache. Wenn Sie dazu (und zu vielen anderen interessanten Dingen) mehr wissen wollen, dann müssen Sie dieses Buch hier lesen
Werner Gruber:
Unglaublich einfach.
Einfach unglaublich.
Ecowin Verlag Salzburg
Ich hab’s gelesen 😎 und ich würde es immer wieder tun! Allein schon wegen der „Physik des Eierkochens“ 😛
– Milla Münchhausen –
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