Rückwärts reisen kann Ihr Leben retten
Gehören auch Sie zu der großen Gruppe von Menschen, die in Bussen und Bahnen partout nicht gegen die Fahrtrichtung sitzen wollen? Dann habe ich Ihnen jetzt leider eine unbequeme Wahrheit zu vermelden:
Bei Verkehrsunfällen profitieren Fahrgäste, die einen Rückwärts-Platz besetzt haben, von einem deutlich handlungsfähigeren Schutzengel
Warum aber ist das so?
Wenn wir, Augen und Nase geradeaus, mit der Fahrtrichtung reisen, dann will unser beschleunigter Körper bei einem Aufprall auf ein stehendes Hindernis trotzdem ungebremst weiterfahren. Darum werden wir mit Wucht in den Sicherheitsgurt gepresst oder in den Airbag gedrückt. Ist beides nicht vorhanden, fliegen wir wie loskatapultierte Puppen ungebremst und ungeschützt durch den Fahrzeuginnenraum. Der nicht gesondert befestigte Kopf zerrt am Hals, was mindestens ein Schleudertrauma und meist noch schlimmere Verletzungen nach sich zieht. So finden wir uns, bis unsere eigene Masseträgheit endlich ausgebremst ist, in einer ziemlich zusammengeklappten und derbe derangierten Position wieder. Falls wir den Unfall überhaupt überlebt haben.
Beim rückwärts reisen unterliegen wir selbstverständlich den gleichen physikalischen Gesetzen. Doch wenn wir mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzen, wird unsere träge Masse bei einem Aufprall komplett vom Sitz und seiner Rückenlehne festgehalten. Wir werden also geschützt in unseren eigenen Sitz gepresst, statt wie die Wackeldackel durch die Walachei zu schießen. Und da der ebenfalls von der (hoffentlich) hohen Rückenlehne gesicherte Kopf den Hals nicht mehr gefährlich überstrecken kann, ist auch das gefürchtete Schleudertrauma vermeidbar. Ist dann endlich alles zum Stehen gekommen, sitzen wir immer noch. Zwar geschockt, aber ansonsten noch gesund.
Das ist gut nachvollziehbar, nicht wahr?
Kürzlich habe ich sogar irgendwo gelesen, dass die US-Airforce zu ähnlichen Schlüssen gelangt ist, wenn auch naturgemäß über den Wolken. Dort hat man festgestellt, dass Passagiere, die in einer Bruchlandungs-Situation auf einem Rückwärts-Sitz gesessen haben, von ihrem Sitz deutlich schonender und sicherer abgefangen wurden, als die Vorwärts-Flieger von ihren Sicherheitsgurten. Ist ja auch klar: Eine großflächige Sitzlehne kann eben einen Körper viel besser und flächendeckender abbremsen, als das beste Gurt-System es vermöchte.
Wenn Sie also in öffentlichen Verkehrsmitteln als Passagier sowohl auf aktive wie auf passive Sicherheit Wert legen, dann sollten Sie über diesen Artikel hier mal gründlich nachdenken. Und dann vielleicht sogar mit der alten Angewohnheit des vorwärts Sitzens in Bussen und Bahnen brechen. Damit im Fall des Unfalles ansonsten alles andere heile bleiben kann.
– Carina Collany –
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