Quer und Kreuz – Gedankenblitzen beim flitzen zulesen

Quer und Kreuz - ofenbrotes Frisch

Quer und Kreuz – ofenbrotes Frisch

Quer und Kreuz denkt unsere Gastautorin Antje Gröschel gerne mal. Und weil Sie, werte WUNDERbare Leserschaft, ihr dabei nicht direkt zuhören können, werden Sie hiermit herzlich dazu eingeladen, zuzulesen. Auch diese praxisorientierte Wortschöpfung, „zulesen„, geht auf das Quer und Kreuz Konto von Frau Gröschel. Ein Verb, welches, wie die Redaktion findet, in Entstehung, Existenz und Bedeutung längst überfällig war. Folgen Sie also nun bitte unserer Gastautorin durch eine bunte Mischung aus Quer und Kreuz Gedanken, die freundlich zum Weiterdenken anregen. Dazu servieren wir hier eine duftende Scheibe frisch und selbst gebackenen Brotes frisch aus dem Backofen. Möge der Appetit in jeder erdenklichen Form angeregt werden.

Quer und Kreuz – Roter Klatschmohn und blaue Kornblumen

Insekten, die surren und summen, Käfer, die krabbeln und kriechen, am Rand des Roggenfeldes. Gottes Schöpfung ist staunenswert lebendig im Feldrain. Wer kennt eigentlich noch den alten Begriff „Rain“ für den Randstreifen eines Feldes, den Grenzstreifen zwischen zwei Äckern oder Fluren?

Das beschriebene Mini-Paradies von der heilen Natur ist leider museal und nicht zeitgemäß. Ich entdeckte es vor einigen Jahren beim Besuch eines Bauernhausmuseums in Süddeutschland. Dort werden die Häuser aufs Altenteil geschoben und für spätere Generationen bewahrt. Aber auch die Ländereien drum herum akkurat nach alter Tradition gehegt und gepflegt.

Wer hingegen zwischen Feldern spaziert oder radelt, die mit hochmoderner Agrartechnik beackert werden, sucht diesen kleinen Kosmos am Wegesrand vergeblich. Eine monotone Agrarsteppe, ohne wildwachsende Blühstreifen dazwischen, breitet sich aus. Jeder Quadratmeter Ackerboden hat dem Ernteertrag zu dienen. Da ist kein Platz mehr für Blüten und Pollen, Kleingetier und Vögel.

Wie sieht eine „enkeltaugliche“ Landwirtschaft aus, fragte jüngst das evangelische Magazin „Chrismon„. Eine Ökobäuerin und ein Professor für Agrarwissenschaft versuchten, im Interview Antworten zu geben. Welche Landwirtschaft wollen wir letztlich? Die Politiker streiten, ob EU-Milliarden nur noch für gesellschaftliche Leistungen wie Natur-, Tier- und Klimaschutz bereit gestellt werden sollen. Und die Bevölkerung reagiert mehr und mehr angsterfüllt auf Meldungen über Bienensterben und quälende Massentierhaltung, über Monokulturen der Agrarindustrie, deren Feldfluren bis zum Horizont reichen.

Ein Urlaub auf dem Land ist eine gute Gelegenheit für Großstädter, sich mal Gedanken über umweltfreundliche Landwirtschaft, mehr biologische Vielfalt und artgerechte Tierhaltung zu machen. Reisen Sie mit offenen Augen durch die Landschaft. Kaufen Sie mal im Hofladen bei einem Bio-Bauern ein und vergleichen Sie die Produkte dort mit denen in Ihrem Supermarkt zu Hause. Vielleicht entdecken Sie Obst und Gemüse, wie Sie es in Erinnerung haben. Wäre doch ein Urlaubserlebnis der besonderen Art.

Teuflisches neben dem Teller

Messer, Löffel, Finger. Das ist das klassische Essgeschirr seit Beginn der Menschheit. Das Messer, das Urwerkzeug aus der Feuersteinklinge entstanden, begleitete schon die Steinzeitmenschen. Löffel oder Kellen als Schöpfgefäße hatten Vorbilder aus der Natur: Muscheln und große Blätter ersetzten die hohle Hand. Und die Speisen, zubereitet aus Früchten und Tieren der göttlichen Schöpfung, gelangten mit den von Gott gegebenen Händen in den Mund.

Und die Gabel? Eine Gabel kannten die Menschen lange nicht. Nur ein Sechstel der Weltbevölkerung tafelt heutzutage mit dem klassischen Besteck aus Messer, Löffel, Gabel. Ein Drittel benutzt Stäbchen. Die übrige Menschheit isst wie seit Urzeiten mit den Fingern. Die Gabel liegt erst seit etwa 200 Jahren neben dem Teller. Die Tischetikette schreibt vor, dass sie links neben dem Tellerrand oder, für den Nachtisch, oben quer, mit dem Griff nach links, ihren Platz hat. Vereinzelt sind erste kleine zwei- oder dreizinkige Essgäbelchen aus der ägyptischen, griechischen und römischen Antike bekannt. Aber was sollte denn auch das gemeine Volk mit einer Speiseforke anfangen, wenn es nur die Wahl zwischen Suppe, Brot und Brei hatte? Es benutzte höchstens Astgabeln oder Bratspieße, um die Jagdbeute über dem offenen Feuer brutzeln zu lassen.

Der Benediktinermönch Petrus Damiani, einer der einflussreichsten Geistlichen des 11. Jahrhunderts, wetterte gegen die Sitte, die in kleine Stücke geschnittenen Speisen mit einer Gabel in den Mund zu schieben. Damiani tat alles, um das Essgerät als Teufelswerk zu verdammen. Hildegard von Bingen sah ein Jahrhundert später im Gebrauch der Gabel eine Verhöhnung Gottes. Aus dieser Zeit stammt wohl auch die Tischregel, diesen Teil des Bestecks nicht mit den Zacken nach oben zu halten, um die Engelchen nicht aufzuspießen. Und heute verabschieden sich viele hungrige Mäuler gerade wieder von der Gabel. Wer Fast-Food wie Döner Kebab, Hot Dogs und Hamburger mit Pommes als Lieblingsspeise erkoren hat oder zur Finger-FoodParty eingeladen ist, wozu braucht der das vierzinkige Teufelswerkzeug? Was Essmanieren angeht, scheinen wir zurück auf dem Weg in die Steinzeit zu sein.

– Antje Gröschel –

Beitragsbild / Symbolfoto / Backwerk / Mundbewässerung: Antje Gröschel

Print Friendly, PDF & Email

Das könnte dich auch interessieren …

Eine Antwort

  1. Antje sagt:

    Mundbewässerung…wie großartig ist das denn ! 😀
    Liebe Grüße !! 🙂 Ich wünsche allen einen schönen guten Appetit 🙂