Aldi in Soest – das macht wütend!

Im Aldi in Soest hat unsere Gastbloggerin Antje Gröschel im März diesen Jahres (2020), als es mit Corona begann, eine Einkaufssituation erlebt, die buchstäblich nach Veröffentlichung schreit. Lassen wir Frau Gröschel also jetzt und hier persönlich zu Wort kommen:

Aldi in Soest – Ungerechtigkeit wird hier groß geschrieben

Liebe Leserschaft des WUNDERBLOGs,

Ich bin traurig und gleichzeitig auch sehr wütend. Ich spiele ungern Moralapostel. Aber mein gestriger Einkauf bei Aldi in Soest erzeugte im Nachhinein bei mir extreme Gefühle. Im Moment sind die Menschen egoistisch und ICH bezogen. Meine Beobachtung gilt, subjektiv, den Soestern in unmittelbarer Umgebung.

Ich hatte mir einen kleinen Einkaufszettel geschrieben, wollte Frischbackhefe, 1-2 Mal Mehl und etwas Fleisch und Skyr besorgen. Wenig, da wir auch nicht besonders viel Geld haben. Aber darum gehts nicht. Mir geht es darum, dass ich schockiert und extrem traurig darüber bin, wie Menschen nur an sich denken.

Eine ältere Dame steht vor einen leeren Regal und kann noch nicht einmal ihre alltäglichen Dinge einkaufen. Sie hat nur eine kleine Tüte dabei, in die nicht viel passt. Ein kleiner Einkauf, vielleicht für ein paar Tage. Nun zurück zu uns/mir. Wir backen momentan Brot selbst. Dazu benötigen wir pro Woche, sagen wir mal 1 kg Mehl, 2 x Frischbackhefe. ZWEI MAL! Ich habe 2 Päckchen Mehl kaufen wollen und 4 mal Frischbackhefe. Nicht viel, für 2 Personen. An der Kasse angekommen, wird meine Ware über das Band gezogen. Als die Dame an der Kasse die Frischbackhefe abrechnen will, NIMMT SIE MIR 2 DAVON WEG UND SAGT, DAS WÄRE ZU VIEL. ? Zack!

Aldi in Soest – was zu viel ist, ist zu viel

Ich war so etwas von sprachlos, dass ich nicht mehr reagieren konnte. Habe ich einen Hinweis übersehen, dass ich im Aldi in Soest NUR 2 X Hefe kaufen darf, für 9 Cent? Anscheinend mache ich etwas falsch. Ich beobachte eine Familie, möglicherweise auch eine Mischung aus dem und aus Freunden, die gemeinsam den Laden betreten. Alle vier kaufen aus unterschiedlichen Richtungen im Laden ein. Sie stellen sich an zwei verschiedene Kassen, damit es wohl nicht auffällt, dass sie zusammen gehören. Ich gehe, nach dem Einpacken meiner Ware, derweil zum Auto. Im Auto laufen mir plötzlich die Tränen. Was ist passiert?? In welchem Film bin ich gerade ?? Und es geht weiter.

Getrennt einkaufen, zusammen hamstern

Die „FAMILIE“ oder die „FREUNDE“ steigen mit ihrem Einkauf ZUSAMMEN ins Auto. ? Wie bitte? Denke ich und würde am liebsten aussteigen und sie bitten, mir diese Verhaltensweise zu erklären. Sie haben die doppelte Menge an Waren gekauft, welche „eigentlich“ angesagt ist.

Ich weine erneut. Was ist bloß los? Ein Trauma erreicht meine Gedanken. Längst vergessen oder verdrängt. DIE DDR! Ich bin dort aufgewachsen. Wir hatten genug zu Essen, aber wir mussten auch massiv sparen. Unter dem Ladentisch wurde getauscht. Für ein Päckchen Kaffee gab es Fleisch oder ein Brot. Das war so. Es lief so ab. Niemand hat gebunkert. Es wurde getauscht. Dennoch war es unglaublich schwer. Nach diesem Erlebnis beim Aldi fühlte ich mich in die DDR Zeit versetzt. Das längst verdrängte Trauma ist wieder da. Natürlich ist die momentane Situation damit nicht zu vergleichen. Wir leben im Überfluss und wissen gar nicht, was wir zuerst einkaufen sollen, da es so ein massiv vielfältiges Angebot gibt. Nur meine vier Frischbackhefe darf ich nicht mitnehmen und für meinen Mann und mich und mich Brot backen?? ?

Aldi in Soest – wat willze machen? Da machse nix…

Die Kassiererin merkt, dass ich schockiert bin, kann es aber anscheinend nicht ändern. Sie schaut mich an, ich schaue sie an: „Tut mir leid, dass habe ich nicht gewusst“. Sie merkt, dass ich nicht lüge. Tat ich auch nicht.

Aber was mich an der Sache stört ist das ICH ICH ICH! Wir kommen klar. Wir versuchen alles, um uns das Leben so schön wie möglich zu gestalten. Konzerte, manchmal auch Urlaub, ein paar Tage frei. Mehr nicht. Wir sparen uns das Geld, um die Touren von Joachim Witt mitzufahren. Wir reisen hinterher ?. Das ist unser Lebenselixier.

Ich möchte die Menschen nicht verurteilen. Mein Ansinnen ist es, Menschen zu helfen, nicht zuletzt auf Grund meines Berufes als Altenpflegerin. Ich bin in der Hinsicht sicher emotionaler als Andere, helfe gerne, ohne darüber nachzudenken, und versuche, alles so gut es geht, zu tun. Fehler passieren, Missmut, Ungerechtigkeit. Doch daraus lernt man. DOCH GESTERN WAR DAS MASS VOLL! ??

Meine Tränen liefen heute auch. Ich kann sie nicht zurückhalten! SO VIEL EGOISMUS! Sagt jetzt nicht, dass es normal ist und schon immer so wahr. Das weiß ich allein! ?? Und es ist nicht nur hier im Aldi in Soest so! Weiß ich auch!

WÜTEND! TRAURIG! Wie starrsinnig, selbst bezogen, irrsinnig, gedankenlos, egoistisch, nur an sich denkend, über die Menschen tretend, welche nicht die Möglichkeit haben, Dinge im Überfluss zu bunkern, einige Menschen doch sind. ?

Wir geben trotzdem unser Bestes. Auch in der momentanen Situation! WIR! NICHT „ICH ICH ICH“.

– Antje Gröschel –

Beitragsbild / Symbolfoto:
Free To Use Sounds

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4 Antworten

  1. Antje Gröschel sagt:

    Liebe Carina,
    herzlichen Dank für diesen Blogeintrag… bin mal gespannt auf die Reaktionen! 😉

    Wenn ich etwas als ungerecht erachte, dann diese Situation. Ich kann mich glücklich schätzen , dass ich in einem Land lebe, in dem es an Überfluss nur so schreit. Aber solche Dinge gehen mir einfach an die Substanz.
    Ich habe schon den nächsten Beitrag im Gepäck! Da wird auch wieder ordentlich gemeckert 🙂
    Schöne Grüße an alle

    • Immer raus damit! Ich bin mir sehr sicher, dass viele Leute in unserer Leserschaft ähnlich ärgerliche Erfahrungen gemacht haben. Es ist dann immerhin ein Trost, zu lesen, dass man damit nicht alleine dasteht. In diesem Sinne – schöne Grüße zurück 🙂

  2. Bernd sagt:

    Dann geh doch zu Netto!

  1. 17. Juli 2020

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