Apollo-Optik: Brillenwunder und Servicewüste
Vor Kurzem gab es bei Apollo-Optik ein Angebot, dass ich nicht ablehnen konnte: Brillen, komplett mit Basisgläsern in Sehstärke, für insgesamt Summa Summarum tutto completto 19 Euro. Für diesen erstaunlich geldbeutelfreundlichen Kurs sagt mir ein „normaler“ Optiker noch nicht mal, wie spät es ist. Darum wollte ich unbedingt ausprobieren, was mir denn da als preisbewusster Kundin für meine 19 Euro so alles an scharf kalkuliertem Durchblick geboten werden würde.
In der von mir heimgesuchten Filiale von Apollo-Optik begrüßte man mich freundlich und zeigte mir eine zwar recht überschaubare, aber dennoch facettenreiche Auswahl an Brillengestellen, die für das
19 Euro Angebot
zur Verfügung standen. Es fiel mir durchaus leicht, mich sofort für eines dieser günstigen und dennoch tageslichttauglichen Modelle zu erwärmen. Der Optiker nahm das Gestell meiner Wahl an sich, legte es beiseite und bestimmte meine Dioptrien-Werte anhand der Brille, mit der ich den Laden betreten hatte. Dabei war er auch noch so nett, mir in meine „Speckdeckels“ ein paar frische Gucklöcher reinzuputzen 😛 anschließend trat ich in Vorkasse, bekam einen entsprechenden Zahlungsbeleg ausgestellt und verließ die Filiale mit dem Versprechen, dass man mich anrufen würde, sobald die Brille zur Abholung bereit wäre. Ganz ehrlich:
So schnell habe ich in meinem ganzen Leben noch nie eine Brille gekauft
Die komplette Aktion hat keine 10 Minuten gedauert, und zu keiner Zeit hat irgendwer versucht, mir doch noch irgendwas Hochpreisigeres aufzuschwätzen. Rein, raus – fertig. Insgeheim hatte die neue Brille jetzt schon den Spitznamen „Kaninchen“ 😆 und heute war nach flotten zwei Wochen der große Tag der Abholung gekommen.
Der junge Mann, mit dem ich heute bei Apollo-Optik zu tun hatte, erwies sich zwar nicht unbedingt als übermäßig gut gelaunt, aber auch nicht als direkt unfreundlich. War mir auch egal. Ich wollte den Herrn ja nicht heiraten, zumal ich, wie auch schon beim ersten Besuch, in Begleitung meines Ehemannes war. Es wurde mir meine neue Brille ausgehändigt, die auf Anhieb prima passte, gut aussah, und meinen ansonsten stark kurzsichtigen Blick hervorragend schärfte. Tatsächlich war ich angenehm erstaunt, was das im Komplettpreis enthaltene „Basisglaspaket“ so alles leistet. Und ich bekam sogar noch ein passendes Hartschalen-Brillenetui mit dazu. Für so ein vorteilhaftes Preis-Leistungs-Verhältnis legt man sich doch gerne eine schicke Ersatzbrille in die Schublade. Ich war jedenfalls hoch zufrieden und würde so ein Angebot, wenn es denn mal wieder käme, glatt noch einmal wahrnehmen.
Soweit das Lob.
Und jetzt zum Tadel
Mein Ehemann hatte eine Brille dabei, deren Bügel dort, wo sie sich um die Ohrmuschel krümmen, schon stark abgenutzt waren. Aus brüchig gewordenem Kunststoff herausragendes scharfkantiges Metall machte es unmöglich, das ansonsten noch tadellos passende Nasenfahrrad zu benutzen. Und so fragte mein Mann den Apollo-Optiker, ob es denn eine Möglichkeit gäbe, da noch was zu retten.
Der solcherart Befragte erteilte sofort einen abschlägigen Bescheid. Reparieren könne man diese abgetragenen Brillenbügel keinesfalls. Es sei lediglich möglich, beim Hersteller des Brillengestells nigelnagelneue Ersatzbügel zu ordern, die dann gegen die alten abgewetzten ausgetauscht werden würden. Das sei natürlich teuer. Mein Mann bedankte sich für die Auskunft und wir verließen den Laden. Ich ganz happy mit meinem Kaninchen, und er ganz betrübt mit der niederschmetternden Diagnose 😥
Zum Glück führte uns der Heimweg an einem „normalen“ Optiker, einer Filiale von Elsweiler & Temme, vorbei. Da gingen wir hinein, mein Mann zeigte seine untragbar gewordene Brille her und bat um Rat. Und siehe da: Die konsultierte junge Dame verschwand voller freudiger Kundenorientierung und voll beruflicher Leistungsmotivation mit der derangierten Brille in der Werkstatt, um bereits nach wenigen Minuten samt Siegerlächeln auf den Lippen zurückzukehren. Sie hatte es fertig gebracht, die verschlissenen Kunststoffkappen höchst professionell vom Metallskelett des Brillenbügels zu lösen, durch neue Kunststoffkappen zu ersetzen und somit eine einstmals sündhaft teure Brille in Nullkommanix wieder in Stand zu setzen. Das ganze für lächerliche sechs Euro! Jetzt war mein Mann natürlich voll des Lobes. Außerdem hätte er nicht übel Lust dazu gehabt, dem
Servicewüstling Apollo
sein soeben gemachtes Erlebnis unter die Nase zu reiben 😈 doch was kratzt es den Mond, wenn ein Hund ihn anheult? Auf jeden Fall hat Elsweiler & Temme bei meinem Mann jetzt einen dicken Stein im Brett, während Apollo-Optik es bei ihm gründlich verkackt hat.
Die Gegensätze berühren sich. Und das mit gutem Grund, denn dazu sind sie ja da 😉
– Milla Münchhausen –
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