Cinema queer – Weil ich ein Mädchen bin
Manchmal weiß frau selbst nicht, dass sie irgendwie andersrum tickt, bis es ihr ihre wohlmeinende soziale Umwelt eines traurigen Tages schonungslos aufs christlich gebackene Butterbrot schmiert. So ergeht es auch Megan in der bonbonbunten Kinokomödie „Weil ich ein Mädchen bin„. Megan ist eine bildhübsche blutjunge Blondine, wohlerzogen, Cheerleaderin und mit einem angesehenen Highschool-Hengst liiert. Doch warum mag sie ihren schneidig sportlichen Verehrer noch nicht mal so richtig schlabbersabber speichelspritzend küssen? Warum hat sie in ihrem Schulspind statt der pubertär üblichen Fotos von nackten Boygroup-Boys Bilder von jungen Mädels in knappen Kostümchen hängen? Und warum findet sie so ein deviantes Verhalten völlig normal? Klarer Fall: Megan ist homosexuell und gehört insoweit sofort in ein straff reglementiertes Umerziehungslager. So ist es elterlicherseits beschlossen und verkündet. Und damit startet ein höchst bemerkenswerter Film, den jeder Liebhaber schrullig schrägen Humors und maßloser Übertreibungen unbedingt gesehen haben muss:
Weil ich ein Mädchen bin
Da ich bei dieser mit allem Nachdruck ausgesprochenen Film-Empfehlung ohne Spoilerwarnung auskommen will, darf ich an dieser Stelle nicht mehr von der absolut köstlichen Handlung verraten. Was ich aber ohne Probleme geben kann, sind ein paar Hinweise auf einen Cast, der seiner Aufgabe mehr als gerecht wird.
Oh Harold, wie bist Du gewachsen!
Jeder, der schon einmal den Kult-Film „Harold und Maude“ gesehen hat (und wer hätte das nicht?), wird sich an den jungen schlacksigen Harold erinnern, der nicht unbedingt mit sozial angepasstem Verhalten, mit Kadavergehorsam gegenüber der Mutter oder mit einer standesgemäßen Partnerwahl geglänzt hat. Tatsächlich ist dieser vom Tod faszinierte Teenie, der so gerne Jaguars in Leichenwagen umfrisiert hat, inzwischen gnadenlos erwachsen geworden. Das Knie guckt schon oben aus den schütter gewordenen grauen Haaren raus, und ein klitzekleines Bäuchlein wölbt sich über den schlabberigen braunen Brunzelhosen. Ja, sehr verehrtes Kino-Publikum: Kein geringerer als Bud Cort spielt hier den besorgten Familienvater, der seine vom rechten Geschlechtsorientierungsweg abgekommene Tochter sofort in eine private Heilanstalt wider die Homosexualität einweisen lässt. Allein diese anspielungsreiche Besetzung muss man sich auf der köstlich amüsierten Zunge ganz genüsslich zergehen lassen.
RuPaul als maskuliner Einpeitscher
Wer wäre wohl ungeeigneter, blutjungen tuntigen Queerschlägern nachhaltig und überdauernd ungehobeltes männliches Machogehabe einzubläuen? Ganz recht: RuPaul Charles, die angesagteste Drag-Queen der 1990er Jahre. Wahrscheinlich hat die Casting Agentur ganz genau deswegen diesen schillernden Exoten für die Rolle des Zuchtmeisters angeworben. Wer RuPaul aus seinen sonstigen Fernsehauftritten oder sogar live von der Bühne kennt, wird sich wahrscheinlich bei der Vorstellung, ihn als gestrengen Drill Sargent zu erleben, vor Lachen am Boden rollen. Oder das hemmungslose Sabbern anfangen
A propos Sabbern: Irgendwann kommt dann auch noch ein sommerlich spärlich bekleideter Landschaftsgärtner ins bunte Spiel, von dem sich Männlein wie Weiblein gleichzeitig gerne mal die Rasenkante trimmen lassen würden. Wer „Tom of Finland“ kennt, weiß in etwa, was ich damit meine.
Kurzum: Der Streifen „Weil ich ein Mädchen bin“ befriedigt den Kinofreund in jeder Hinsicht. Einfach mal unvoreingenommen anschauen und viel Spaß dabei haben!
– Milla Münchhausen –
Mehr queer? Bitte sehr 😉
„Er sucht Ihn“ auf der Kinoleinwand
Wenns doch nur öfter so bunt wär 🙂