007 – Erschüttert, nicht gerührt

007 - Erschüttert, nicht gerührt

007 – Erschüttert, nicht gerührt

Als ein gar nicht mal so geheimer Geheimagent namens Bond – James Bond – seine ersten 007 Fußstapfen auf der Filmleinwand hinterließ, war die virile Welt noch in Ordnung. Der Held konnte literweise Wodka Martini trinken, ohne jemals an Zielsicherheit oder Schlagkraft einzubüßen, oder überhaupt auch nur minimal angeheitert zu wirken. Die schönsten Frauen lagen 007 in Scharen zu Füßen, allezeit für ihn bereit. Und auch nach durchliebten Nächten, lebensgefährlichen Fronteinsätzen oder bedrohlichen Begegnungen mit dem unglaublich Bösen imponierte ein James Bond als 007 immer kultiviert, voller Stil und ästhetischem Feingefühl und stets mit einem charmanten Scherzwort auf den Lippen. Durch und durch ein britischer Gentleman eben. Deshalb habe ich sie alle geliebt und aus meinem Kinosessel heraus seufzend angeschmachtet.

Alle? Na ja, nicht so ganz. Denn die

007 Fehlbesetzung George Lazenby

war mit seiner rührselig geschüttelten Art nicht so wirklich mein Fall und hatte anschließend auch den Anstand, seinen Dienst bei Ihrer Majestät zu quittieren. Diesen großen Gefallen wird mir der derzeit mit astronomischen Freudenhaus-Gagen amtierende Daniel Craig leider nicht tun.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Daniel Craig ist ohne Frage ein ganz vorzüglicher Mime. Aber für meinen persönlichen Geschmack ist er ganz und gar kein wahrer Bond, James Bond. Denn wo bei dem alten 007 britisch unterkühlter bis schwarzer Humor und jede Menge attraktive Kultiviertheit und unglaubliche Bildung die Rolle auszeichneten, kommt Daniel „The BondBody“ Craig als ungehobelter Rüpel und sozial verwahrloster Flegel daher. Es geht einfach überhaupt gar nicht, dass ein Bond, James Bond, auf die freundliche Frage, ob er seinen Martini geschüttelt oder gerührt bestellen möchte, die patzige Antwort „Sehe ich etwa so aus als ob mich dass interessiert?“ vom Stapel lässt.

Und dennoch: Der grenzwertig soziopathisch angelegte Bond 2.0 füllt die Kinokassen wie kaum einer seiner Vorgänger. Woran kann das liegen? Auf diese Frage finde ich nur eine einzige Antwort: Ich als Modell Ü50 bin schlicht und ergreifend nicht mehr die Zielgruppe für das rotzige Bond-Update. Die Kinogänger von heute wollen ganz offensichtlich so einen „Ich scheiß drauf“-Bond sehen. Ganz egal, wie krude das Drehbuch und wie nebensächlich die Handlung auch sein mag. Hauptsache, jede Menge Leute kriegen ordentlich den Frack voll und James Bond kann seine blanken Muskeln spielen lassen, wenn er nicht gerade seine emotionale Ungerührtheit demonstriert. Ganz ehrlich: Mich schüttelt es da. Doch das rührt die neue „Generation Bond“ nicht im mindesten.

Nur gut, dass ich nicht jeden neuen Scheiß mitmachen muss. Dem Heimkino sei Dank. Denn dort darf ich, wann immer ich will, Pierce Brosnan & Co. als wahre Bonds verehren. Und Herrn Craig rufe ich ganz gelassen zu: Stirb an einem anderen Tag.

– Carina Collany –

Das könnte dich auch interessieren …

4 Antworten

  1. Dicki sagt:

    Habt ihr gewusst, dass Mister Craig acht lange Jahre mit Frau Makatsch zusammen war? Also mich schüttelt es da …

  2. Peter sagt:

    „Da scheiß ich drauf“ ist schon sehr passend. Das tu ich nämlich in diesem Fall sehr gerne. Auf den neuen „James Bond“ und auf den Hauptdarsteller. Denn dieses nervige und gelangweilte Scheiß-Egal-Getue kotzt mich richtig an. Nicht nur hier, sondern generell. Und leider ist das wohl gerade ganz schwer IN. Ach, was ist die Welt doch vor und hinter dem übergroßen Flatscreen schön.

    Heike Makatsch mag ich übrigens generell lieber leiden 😉

  3. Carina Collany sagt:

    Inzwischen hat sich sogar die Wissenschaft des Themas angenommen. Das grausige Fazit: James Bond wurde über die Jahre immer aggressiver, immer gewaltbereiter und immer tödlicher. Ein aktuelles Rollenmodell für modern brutale Zeiten? Scheint leider so 🙁

    Den Fachartikel finden Sie online unter dem Titel:

    Bond, James Bond: A Review of 46 Years of Violence in Films

    auf

    http://archpedi.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1476813

    Da kann ich Ihnen beim Lesen leider nicht viel Spaß wünschen …

    Pazifistische Grüße von Carina Collany

  4. Miss Mannipennih sagt:

    Jetzt ist es amtlich: Daniel Craig ist der hässlichste James Bond ever
    https://www.n-tv.de/leute/Das-ist-der-haesslichste-Bond-aller-Zeiten-article20264529.html
    Da spricht mir die Wissenschaft direkt mal aus der seele 😉