Werbung in meiner Wahrnehmung

Werbung in meiner Wahrnehmung

Werbung in meiner Wahrnehmung

Gleich vorweg: Ich mag Werbung gerne! Und zwar dann, wenn sie handwerklich gut gemacht ist, wenn sie mich interessant über echte Neuheiten auf dem Markt informiert und wenn sie mich zum Lachen bringt. Von dringend willkommenen Toilettenpausen während spannender Spielfilme auf privaten Fernsehsendern mal ganz abgesehen 😉

Der große Bohei, der bisweilen um Werbung gemacht wird (beispielsweise das „Cannes Lions International Advertising Festival“ mit seiner Cannes-Rolle oder „Das Jahr(Buch) der Werbung“), zeigt mir, dass ich mit meiner Freude an exquisiter Werbung wahrlich nicht allein dastehe. Und so finde ich mich als kleines Teilchen in einer großen Zielgruppe wieder, die mit professioneller Werbung angesprochen werden soll und auch angesprochen werden will. In dieser Eigenschaft erlaube ich mir heute mal eine freundliche Manöver-Kritik an alle Werbeagenturen, die Fernsehwerbung entwickeln. Zur besseren Orientierung: Ich gehöre zur „Generation Gold“, bin weiblich, lasse mich gerne anregen, kaufe aber keinen alten Wein in neuen Schläuchen.

Kritikpunkt 1: Nur, weil man etwas mit dem Computer machen kann, bedeutet das noch lange nicht, das man es auch machen sollte.

Was heute mit CGI so alles geht, ist schon der Wahnsinn. Optische Opulenz ohne Ende. Natürlich greifen da auch Werber gerne zu, um ihrem ansonsten vielleicht visuell wenig gewinnenden Produkt ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. So weit, so vertretbar. Doch wenn zum Beispiel eine TV-Werbung für ein Auto nur dadurch glänzt, dass lebendig gewordene und grimmig dreinblickende Immobilien es mit Farbbeuteln beschießen, während die vom untoten Stadt-Dschungel gejagte Karre sich in grotesken Steptanz-Schritten und Sprung-Figuren ergeht, dann muss ich klar und deutlich sagen: Thema verfehlt, Sechs, setzen.

Kritikpunkt 2: Hektische Schnitte wirken nicht lebhaft, sondern eben einfach nur hektisch.

Selbstverständlich ist die MTV-Generation an rasante Bildschnitte bestens gewöhnt und hat demzufolge ein sehr schnelles Auge. Daraus darf auch gerne geschlussfolgert werden, dass eine vergleichsweise kürzere Verweildauer eines Bildes auf der geistigen Wandtafel des Zuschauers völlig in Ordnung ist. Allerdings sollte davon nicht abgeleitet werden, dass eine Werbung umso schwungvoller und umso moderner wahrgenommen wird, je hektischer die Szenen wechseln und je überstürzter eine konfuse Botschaft übermittelt wird. Wird hier eine pseudo-intellektuell-elitäre Zeitgeist-Sau mit stark überhöhter Geschwindigkeit von Möchtegern-Kreativen durch Dorf getrieben, dann schaut man dem rasenden Wildschwein als Werbekonsument nur noch verstört hinterher und denkt sich: Hä? Wat war dat denn da grade?

Kritikpunkt 3: Kinder um jeden Preis kommen nicht bei jedem gut an.

Wenn eine Werbung Produkte sehr speziell für Eltern oder für Kinder anpreisen will, dann lasse ich mir die überdimensionierten Kulleraugen oder das Geblöke gar lieblicher Sprösslinge noch gefallen; auch wenn mir persönlich das ewige und bereits derbe abgedroschene „Kinder und Tiere verkaufen am besten“ schon ziemlich auf den Geist geht. Doch warum muss ich mir bei einer Werbung für eine Bank ohne Vorwarnung den ohrenbetäubend grellen Hochfrequenz-Alarmschrei einer verzogenen Rotzgöre anhören? Soll ich meine starken Rückenschmerzen wirklich nur deshalb mit einem rezeptfreien Medikament behandeln, damit ich anschließend wieder irgendwelche verzärtelten Blagen auf meinen Schultern durch die Gegend wuchten kann? Und ist es wirklich nötig, dass dümmlich kritzelnde Teppichratten für die erwünschte Absatzerhöhung von SmartPhone,Tablet & Co. siegesgewiss grinsend ihre gähnenden Zahnlücken vor die Kamera halten? Mich törnt das jedenfalls total ab. Und ich habe mich als kaufwillige Kundin schon sehr oft sehr bewusst gegen (!!!) ein bestimmtes Produkt entschieden, weil ich diesen allgegenwärtigen Gebrätsche-Terror nicht unterstützen will.

Haben auch Sie konstruktive Kritik an der nicht immer ganz so schönen und heilen Werbewelt zu üben?

Vielleicht fallen Ihnen unglaubwürdige Promis auf die Nerven, die für Geld für jeden Mist werben? Oder vielleicht fühlen Sie sich in Ihrer Intelligenz beleidigt, weil man Ihnen drei mal in Folge den gleichen Werbespot vor die Linse knallt, damit Sie in all Ihrer Demenz nur ja die Botschaft nicht sofort vergessen? Ich freue mich auf jeden sachdienlichen Kommentar Ihrerseits. Die Leitung ist jetzt geöffnet 😉 motzen und moppern Sie los!

– Carina Collany –

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Eine Antwort

  1. Motzarella sagt:

    Blagen sind voll die Beulenpest. Sowohl in der Werbung als auch im richtigen Leben 😡 aber es gibt jemanden, der das noch treffender sagen kann als ich:

    http://ruthwitt.wordpress.com/2011/07/04/ich-hoffe-sie-hassen-kinder