Fuchskinder in der Schule des Lebens
Alle Jahre wieder werden Fuchskinder zu Waisenkindern. Es gibt viele beklagenswerte Gründe, die eine Fuchsmutter für immer und ewig von ihrem Nachwuchs trennen. Doch manchmal haben diese hilflosen und alleine nicht überlebensfähigen verlassenen Fuchskinder Glück im Unglück. Dann werden sie von tierlieben Menschen gefunden, die sie umgehend zu einem Wildtierschutzverein bringen. Dort können die Kleinen lernen, zu überleben, und in der Schule des Lebens zu großen wilden Füchsen heranzuwachsen.
Wer lehrt die Fuchskinder das „fuchsen“?
Tatsächlich leben in Wildtierschutzvereinen oft auch Tiere, die zu krank sind, um sich in freier Wildbahn zu behaupten. So kann es dazu kommen, dass eine ausgewachsene Füchsin, die es im Wald nicht mehr schaffen würde, im Wildtierschutzverein als Dauergast als hervorragende Lehrerin für die Fuchskinder arbeitet. Von dieser alten Füchsin können die Adoptivkinder sehr viel lernen. Und da sehr junge Fuchskinder noch nicht menschenscheu sind, können freundliche Menschenhände die Altfüchsin bei ihrer Erziehungsarbeit behutsam und bedachtsam unterstützen.
Was müssen Fuchskinder lernen?
Der Aufgabenkatalog für die Kleinen ist enorm. Was darf man essen, was nicht? Wie lässt sich spielerisch das optimale Jagdverhalten lernen? Wen darf man getrost angreifen, vor wem soll man besser fliehen oder in Deckung gehen? Wer ist Freund, wer ist Feind? Vor was sollte man Angst haben und was ist ungefährlich? Wie kommuniziert man als Fuchs? Was ist artgerechtes Verhalten und was sollte man sich besser nicht angewöhnen? All das und viel mehr steht bei den Jungfüchsen auf dem Stundenplan. Und da die Altfüchsin selbst ein waschechtes und walderfahrenes Wildtier ist, kann sie die Kleinen alles lehren.
Wann nehmen die Kleinen Abschied?
Diese wichtige Frage beantwortet die Natur von ganz allein. Denn Füchse sind keine handzahmen Schmusetiere und sollen es bitte auch nicht sein. Ein gesunder erwachsener Fuchs scheut, wie allgemein bekannt ist, menschliche Gesellschaft. Irgendwann in der Erziehung der Jungtiere kommt folgerichtig der Tag, an dem sie eine natürliche, wichtige und richtige Scheu vor Menschen entwickeln. Dann meiden sie zunehmend die Nähe, ja sogar den Anblick von Menschen. Haben die Halbstarken während dieser wichtigen Phase den direkten und ungehinderten Zugang zum Wald, dann kommen sie höchstens noch gelegentlich im „Waisenhaus“ vorbei, um dort nach Fressbarem zu suchen. Irgendwann finden auch diese sporadischen Besuche nicht mehr statt; dann sind die Adoptivkinder endgültig flügge geworden und erobern als bestens auf das Leben vorbereitete Wildtiere ihr natürliches Revier, den Wald. Begleitet werden sie dabei von der Hoffnung, ein langes und glückliches Fuchsleben in wilder Freiheit führen zu können.
– Carina Collany –
Beitragsbild: © Carina Collany (alle Rechte vorbehalten)
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