Tonträgergeschichten einer bekennenden „Queen“

Tonträgergeschichten wie die meine können nur von jenen Menschen wirklich verstanden und nachempfunden werden, die in etwa mein Jahrgang sind. Welcher Jahrgang das ist, wird nicht verraten, da man eine Dame nie nach ihrem Alter fragt. Doch ich bin sicher, dass sich die geneigte und gesetzte Leserschaft in meinen Schilderungen wiederfindet, und dass daran dann sehr leicht zu erkennen sein wird, welche Generation hier „My Generation“ ist.

Tonträgergeschichten – die frühen Jahre

Seit ich denken kann, habe ich Musik gebraucht und mit Musik gelebt. Schon sehr früh im Leben durfte ich mit dem gediegenen Tonbandgerät meiner Eltern geliebte Klänge erst konservieren und dann konsumieren. Auch einen Plattenspieler gab es schon in meinem Elternhaus. Es war ein Plattenspieler mit 10er Wechsler; ein Gerät, das man heute wohl eher als Plattenfräse bezeichnen würde. Aber egal. Denn irgendwann bekam ich mein eigenes Gerät, so dass meine Eltern nicht immer zum Mithören in der guten Stube gezwungen waren. Später gesellte sich zu meinem „Equipment“ noch ein Cassetten-Recorder hinzu. Dieses Wunderwerk der Technik erlaubte es mir u.a., bei Musiksendungen im Fernsehen direkt ab Lautsprecher mit dem Mikrophon mitzuschneiden. Dieses Vorgehen setzte allerdings absolute Ruhe im Zuschauerraum voraus. Eine Bedingung, die nicht immer erfüllt wurde.

Tonträgergeschichten – die mittleren Jahre

Die zunehmende Technisierung meines privaten Musik-Archivs brachte es mit sich, dass ich meine Schallplatten grundsätzlich auf Musikkassetten überspielte. Das brachte zwei Vorteile. Zum einen werden Schallplatten vom ständigen Abspielen nicht unbedingt besser, und so konnte ich das kostbare Vinyl nachhaltig schonen, ohne auf meine Musik verzichten zu müssen. Zum anderen konnte ich mit meinen Musikkassetten meinen Walkman füttern, was mich auch auf unvermeidlichen Fahrten mit Bussen und Bahnen (oder bei sonstigen blöden Wartezeiten) akustisch bestens versorgt sein ließ. Mein Walkman war zwar ein strammer Batterienfresser, aber man gönnte sich ja sonst nichts. Es war eine Zeit, in der ich nie im Traum daran gedacht hätte, dass man moderner aufgestellt sein kann. Ich sollte mich sehr, seeeeehr irren.

Tonträgergeschichten – die Digitalisierung

Tonträgergeschichten

Tonträgergeschichten – God save the Queen 😉

Meine Plattensammlung (inklusive Singles und Maxi-Singles) konnte sich wahrhaftig sehen lassen. Doch die Zeit bleibt nicht stehen. Plötzlich eroberten CDs den Musikmarkt, und die gute alte Schallplatte war dem Untergang geweiht. Das versetzte mich durchaus in Sorge. Also setzte ich mich hin und schrieb eine lange Liste mit all jenen Alben, ohne die mein Leben in Zukunft zwar möglich, aber sinnlos gewesen wäre. Und diese Liste arbeitete ich Stück für Stück ab, in jenem engen Rahmen, den mein schmaler Geldbeutel zwingend vorgab. So kaufte ich mir nach und nach die CD von jeder Platte, die ich schon hatte. Allen voran die Alben von Queen. Wer kann schon ohne Freddy leben? Ich jedenfalls nicht. Und da ich auf meinen gewohnten Unterwegs-Komfort nicht verzichten wollte, ließ ich mir zu Weihnachten einen Discman schenken. Irgendwann hatte ich dann alles auf dem neuesten Stand, total digital, und meine bestaunenswerte Schallplattensammlung war einer nicht minder bestaunenswerten CD-Sammlung gewichen. Jetzt konnte mir nichts mehr passieren. Oder doch?

Oh doch!

Immer, wenn Du denkst, da geht nichts mehr … plötzlich waren CDs mega out und mp3 waren hip und angesagt. Wieder einmal stand ich vor der Entscheidung, ewig gestrig zu bleiben, oder der Zukunft Tribut zu zollen. Und wieder einmal entschied ich mich dafür, mit der Zeit zu gehen. Also digitalisierte ich alle meine CDs und fütterte einen frisch erstandenen mp3-Player mit den Ergebnissen stundenlanger Plackerei und Brennerei am Computer. Es war schon erstaunlich: Meine gesamte musikalische Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hatte auf einmal Platz auf einem unscheinbaren Gerät, das nicht viel größer als eine Scheckkarte war. All meine Musik lässig in der Hosentasche, das war schon was. Jetzt waren all meine CDs so überflüssig geworden wie damals meine Tonbänder, meine Musikkassetten und meine Schallplatten. Trotzdem habe ich ein paar CDs behalten. Aus reinen Nostalgiegründen, denn einen CD-Player besitze ich inzwischen nicht mehr.

Wie sagte schon Agent K (aka Tommy Lee Jones), einer der legendären „Men in Black„, als ein außerirdischer Tonträger gefunden wurde? Er sagte:

Oh Mann, jetzt muss ich mir das Weiße Album schon wieder neu kaufen.

Ganz genau so ging es mir auch, wahrlich nicht nur mit dem weißen Album. Und damit finden meine Tonträgergeschichten ein vorläufiges Ende. Erst einmal … oder doch „To Be Continued“? Das steht in den Sternen. Sozusagen in den „Stars on 45

– Carina Collany –

Beitragsbild: Brett Jordan auf unsplash

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