Offener Brief der Polizei Aalen an alle Motorradfahrer

Technikmuseum Speyer

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Petrus sei Dank – der Frühling kommt mit sonnigen Riesenschritten in unsere Breiten zurück. Und zusammen mit dem ersten Blütenduft in warmen Brisen sausen auch wieder die Motorradfahrer durch die Straßen. Selbstverständlich sei den Freunden sportlicher Maschinen der Spaß an der Beschleunigung von Herzen gegönnt. Doch leider wird die Lust am Biken, wie jedes Frühjahr, so auch dieses Frühjahr wieder durch vermeidbare Unfälle schmerzlich getrübt. Die „jungen Wilden“ haben noch keine ausreichende Erfahrung, und die alten Moped-Hasen überschätzen sich auch schon mal gerne. Dazu kommt für beide Gruppen, dass die Fahrsicherheit über den Winter durchaus spürbar einrostet. So oder so muss die Polizei in diesen Tagen einmal mehr (saisonal bedingt) zu ungezählten Unfallstellen eilen, an denen es Verletzte und nicht selten auch Verstorbene zu beklagen gibt. Und all das nur, weil sich ungeduldige und uneinsichtige Biker fahrlässig falsch einschätzen.

Die Polizei Aalen wollte diese betrüblichen Tatsachen nicht länger unkommentiert lassen, und verfasste einen offenen Brief an alle Motorradfahrer. Falls Sie selbst Motorrad fahren, oder jemanden kennen, der dieser Leidenschaft frönt, dann bitte ich Sie sehr herzlich darum, diesen Brief jetzt und hier zu lesen, und sich die Botschaft zu Herzen zu nehmen und gezielt weiterzugeben. Davon könnten Leib und Leben abhängen.

Liebe Motorradfahrer,

wir kennen uns seit vielen Jahren aus nahezu täglichen Begegnungen. Wir kennen uns dadurch überdurchschnittlich gut und wissen wie der jeweils andere tickt. Wie es meist bei so engen Beziehungen ist, versteht man sich mal besser und mal nicht so gut. Wir hatten schon schöne Zeiten miteinander, schöne gemeinsame Ausfahrten, Sie erinnern sich an die Sternfahrt im vergangenen Jahr, aber auch an großartig besuchte Motorradgottesdienste in Schwäbisch Hall und die tollen Veranstaltungen am Ebnisee. Aber wir wissen beide auch, dass wir hin und wieder nicht so zufrieden sind miteinander, wenn Sie schneller fahren, als es uns recht ist oder wir bei unseren Kontrollen aus Ihrer Sicht zu kleinlich vorgehen.

Was durch unsere jahrelange enge Verbundenheit aber auch entstanden ist: wir wissen wie verletzbar Sie sind. Wir sind dabei oft empfindsamer als Sie selber und wir wollen Sie gerne vor solchen Verletzungen bewahren.

Manchmal stellen wir fest, dass wir Sie mehr schützen wollen, als Sie selbst beschützt werden möchten. Daran wollen und werden wir festhalten. Wir wissen, dass das möglicherweise hart klingt und nicht bei jedem gut ankommt. Aber wir sagen Ihnen auch, warum wir das tun: wir waren nämlich schon dabei, wenn Motorradfreunde von Ihnen zerbrochen und verrenkt auf der Straße lagen. Viele solche wirklich schrecklichen Bilder begleiten uns Tag für Tag und gehen uns auch über den Dienst hinaus nicht mehr aus den Köpfen. Und wir hatten einschneidende Begegnungen mit Angehörigen, denen wir sagen mussten, dass ihre Lieben ihr Leben auf der Straße gelassen haben, als Motorradfahrer oder als Opfer von Motorradfahrern. Wir haben mit den Hinterbliebenen gelitten und wir haben mit ihnen geweint.

Wir wollen nicht, dass auch Sie auf der Strecke bleiben und deshalb werden wir uns um Sie kümmern, bevor es der Unfalltod tut. Wir werden Sie, wie jedes Jahr, von der Straße holen, wenn wir feststellen, dass Sie die Regeln brechen. Dazu werden wir an vielen Orten Kontrollen durchführen. Wir werden Ihre Geschwindigkeit messen und Ihr Motorrad technisch überprüfen. Wir werden Sie anzeigen, wenn Sie gegen die Regeln verstoßen und wir werden uns mit Ihnen freuen, wenn alles in Ordnung ist.

Und wir sehen dabei nicht nur Sie, sondern auch all diejenigen, die durch sinnlose Raserei belästigt oder gefährdet werden und die wir vor Nerv tötendem Lärm und vor körperlichem Schaden bewahren wollen. Wirklich schön wäre es, wenn wir gemeinsam daran arbeiten könnten, dass die nachvollziehbare Freude am Motorradfahren weder Verdruss noch Leid für Andere bringt.

Ersparen Sie uns, dass Sie sich auf der Straße verletzen, dass Sie dort sterben oder anderen den Tod bringen. Ersparen Sie das Ihrer Frau, Ihren Kindern, Ihren Eltern, ersparen Sie sich das selbst und den anderen. Passen Sie auf sich auf und fahren Sie rücksichtsvoll, Sie würden uns damit eine große Freude machen.“

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Polizeipräsidium Aalen

Quelle: http://www.swp.de/crailsheim/lokales/region/Ein-offener-Brief-der-Polizei-an-alle-Motorradfahrer;art5511,3152172

– Carina Collany –

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Eine Antwort

  1. Organspende sagt:

    Ich finde diesen offenen Brief sehr freundlich und menschlich sehr engagiert. Denn man könnte die ganze Sache auch noch ganz anders auf den Punkt bringen, und das in einem einzigen Dreiwort-Satz:
    Transplantationsmediziner lieben Motorradfahrer!