Religionsunterricht: Pro und Contra
Zu meiner Schulzeit zählte der Religionsunterricht zu den so genannten Laberfächern. Denn im Religionsunterricht konnte sich wirklich auch der allerdümmste Dünnbrettbohrer eine gediegene „Eins“ zusammenlabern, wenn er nur regelmäßig und emsig genug zum Thema daherschwafelte. Aus diesem Grund hieß es damals über die bildungsresistenten Vollpfosten immer:
Religionsunterricht und Sport sehr gut, Mathe ungenügend
In der heutigen Zeit hat diese Metapher an Aussagefähigkeit eingebüßt, da inzwischen das ganze Abitur in Deutschland zu einer hohlen Farce verkommen ist. Dennoch wird gerade über den Religionsunterricht recht beherzt gestritten: Sage und schreibe gute zwei Drittel einer für die Deutschen repräsentativen Stichprobe würden, seriösen Umfrageergebnissen zufolge, den Religionsunterricht am liebsten komplett und ersatzlos aus dem schulischen Lehrplan streichen. Ein guter Grund, sich mit dem Für und Wider dieses umstrittenen Faches qualifiziert auseinanderzusetzen.
Was spricht für einen Religionsunterricht?
- Mit einem ausgewogenen und wertneutralen pädagogischen Ansatz würde ein rein sachbezogener und von geschichtlichen Fakten getragener Religionsunterricht ein sinnvolles Basiswissen darüber vermitteln, welche Glaubensformen es wo auf der Erde gibt, wie sie entstanden sind und was man zu deren Grundlagen ganz allgemein wissen sollte.
- Eine lehrreiche Auseinandersetzung mit den psychologischen, soziologischen und geografischen Aspekten verschiedener Glaubensrichtungen kann ein Verständnis dafür schaffen, warum es konkurrierende Glaubensbekenntnisse immer wieder mit betrüblicher Zuverlässigkeit an die grausame Spitze blutiger Kriegshandlungen schaffen.
- Nur wer alle „gängigen“ Religionen kennt, kann sich optimal und zielgerichtet a) dazu entscheiden, nicht zu glauben oder doch zu glauben und b) in letzterem Falle exakt jene Religion ins eigene Leben holen, die am besten zur Persönlichkeit und zu den Wertvorstellungen des frei wählenden Menschen passt. Das wäre dann echte Glaubensfreiheit statt künstlich aufgepfropfter Zwangsfrömmigkeit.
Was spricht gegen einen Religionsunterricht?
In seiner herkömmlichen Form so ziemlich alles. Denn bislang dient „Reli“ lediglich der tendenziös bevorzugten Hinführung zur jeweils von ganz oben verordneten staatlichen Zwangsreligion. Das geht im Einzelfall sogar so weit, dass es evangelischen und davon getrennt katholischen Religionsunterricht gibt, obwohl beide Fraktionen zum gleichen Gott beten. Ein bestürzendes Beispiel dafür, dass Religionen die gläubige Menschheit entzweien und verfeinden, statt zu einen und zu verbrüdern.
Fazit
Religionsunterricht in seiner bisherigen befangenen und stark voreingenommenen Form muss definitiv aus sämtlichen Klassenzimmern dieser Erde verschwinden, da hier lediglich gesellschaftliche Brandherde und gepriesene Gründe für wahnsystemähnliche Intoleranz geschaffen werden. Statt dessen sollte ein neues Fach etabliert werden, das den Schülerinnen und Schülern objektiv und von Daten, Zahlen und Fakten getragen vermittelt, was es über die Glaubensrichtungen dieser Welt zu wissen gibt. Von Buddhismus über Voodoo bis hin zur Traumzeit. Und alles davor, dahinter und dazwischen. Die oft gestellte Frage, welche Religion denn nun die einzig wahre oder richtige wäre, kann ohnehin nur jeder Mensch für sich allein beantworten. Wahlweise in diesem oder im nächsten Leben
– Carina Collany –
Das Beitragsbild stammt von Daniel Deppe
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