Zoo – lebenslänglicher Tierknast für Unschuldige
Lieben Sie Tiere? Das ist sehr wahrscheinlich eine ziemlich blöde Frage. Denn mit einiger Gewissheit haben Sie selbst einen Bello, eine Mieze, einen Hansi oder sonst irgendein tierisches Familienmitglied daheim unter Ihren Lieben. Ich selbst hätte auch gerne Haustiere um mich, was sich jedoch bedauerlicher Weise derzeit nicht verantwortungsvoll und artgerecht in mein Leben integrieren lässt. So viel dazu. Nur damit Sie meine Grundeinstellung kennen und richtig einordnen können. Denn so sehr ich selbst Tiere mag, so sehr verabscheue ich die
Institution Zoo
Hier werden mit aberwitzigem personellem und finanziellem Aufwand wilde Tiere in Gefangenschaft gehalten, die sich dort für den Rest ihrer Insassen-Tage einem für sie völlig unangemessenen und widernatürlichen menschlichen Reglement unterwerfen müssen. In viel zu kleinen Gehegen (Merke: Gehege sind grundsätzlich immer zu klein, wenn man nicht gerade ein Floh oder eine Seepocke ist) trotten die Tiere in dumpfer Hoffnungslosigkeit von einer Ecke zur anderen. Wenn sie Glück haben, erbarmt sich ein freundlicher Pfleger, und bastelt ihnen gelegentlich irgend etwas Groteskes zum Spielen, damit die drohende geistige Abstumpfung wenigstens für ein paar Minuten aufgehalten wird. Haben die Häftlinge aber Pech, und ihre überarbeiteten Pfleger auch so schon mehr als genug zu tun, dann bleibt den erbarmungswürdigen Kreaturen nur der schleichende Weg in den augenfälligen Hospitalismus. Oder, wie es der genial schräge Reim-Meister
Robert Gernhardt
mit bittertraurigem Realsarkasmus so treffend umschrieb:
Wie traurig dieser Wolf
In dem Gehege!
Wie schrecklich,
dass er steht!
Wie furchtbar,
wenn er läge!
Wozu überhaupt Zoos?
Die allgemein verbreiteten Gründe für die Daseinsberechtigung Zoologischer Gärten werden in aller Regel wie folgt kolportiert:
– Familienfreundliches Freizeitvergnügen ohne Altersbeschränkung für Groß und Klein
– Fremde und exotische Welten direkt vor der eigenen Haustür
– Bildungsauftrag: Die Möglichkeit, etwas über Tiere lernen zu können
– Artenschutz und Arterhalt trotz zerstörter oder bedrohter natürlicher Lebensräume
Ganz ehrlich: Von diesem scheinheiligen Salbadern könnte ich stundenlang kotzen! Wilde Tiere einsperren, damit gelangweilte übersättigte Blagen bespaßt werden können, und phantasielose Philologen trotzdem das Gefühl der Erfüllung eines pädagogischen Jobs haben? Mutti, guck mal, ein Esel! Und nicht nur einer …
Drehen wir den Spieß doch mal um
Wie würde es denn der selbsternannten Krone der Schöpfung gefallen, in kleine fummelbunte Arrestzellen gesperrt zu sein, während Scharen von Aliens daran vorbei schlendern, und sich die Antennen über diese nackten bleichen weichen stellenweise stark behaarten Würmer schlapp lachen? Was würde der hoch stehende Homo Sapiens davon halten, wenn ihm ein überdimensionales Bärtierchen seine Mahlzeiten, seinen Tagesrhythmus und sein Sexleben vorschreiben wollte, notfalls mit Nachdruck? Ganz zu schweigen vom hilflos ausgeliefert sein an den mit reichlich Tentakeln bewehrten Doktor, sofern die Bärtierchen glauben, dass man irgendwie nicht so ganz gesund sei. Da kommt doch sofort Laune auf. Bei den Aliens, wohlgemerkt. Ganz sicher nicht bei den zu Unterhaltungs- und Belustigungszwecken eingesperrten und angeglotzten Humanoiden. Verstörende Gedanken, nicht wahr? Jeglicher Würde beraubt zu sein, auf Gedeih und Verderb einer unbekannten Spezies unterstellt, und befremdlich aussehenden Gestalten primitive Erheiterung bieten zu müssen. Jede Wette, dass Sie diesen Job nicht machen möchten. Und
Das Totschlag-Argument mit dem aktiven Artenschutz
vergessen wir besser auch wieder ganz schnell. Denn wenn der Mensch in seiner unendlichen Profitgier seinen eigenen Planeten und damit sowohl seine Lebensräume als auch die seiner Mitgeschöpfe vernichtet, dann wird diese Greueltat bestimmt nicht dadurch gesühnt, dass man klägliche tierliche Restbestände irgendwo hinter Gitter bringt.
Lasst wilde Tiere da, wo sie hingehören, nämlich in ihren angestammten intakten unberührten und unausgebeuteten Lebensräumen. Wer unbedingt Elefanten live sehen will, kann ja gerne nach Afrika gehen.
– Milla Münchhausen –
Besonders deprimierend, aber auch gerade deshalb besonders empfehlenswert, ist der Artikel
Gefangen, für immer – Das erbärmliche Leben im Zoo
von Anja Richter:
http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article113747144/Gefangen-fuer-immer-Das-erbaermliche-Leben-im-Zoo.html
Wer diesen Text liest und dazu die bedrückenden Bilder von Gaston Lacombe ansieht, der kann gar nicht anders, als die Institution Zoo auf das Schärfste zu verurteilen! Ganz genau so wie ich!
Es kommt tatsächlich immer noch schlimmer! Damit die armen Viecher in ihrer lebenslänglichen Haftt nicht komplett am Rad drehen und psychotisch ausrasten, werden sie vorsorglich mit Psychopharmaka zugedröhnt:
Die Tiere in deutschen Zoos stehen unter Drogen
Angeblich leben Zootiere in Deutschland glücklich. Aber es gibt Hinweise für den systematischen Einsatz von Psychopharmaka. Ein Affe, der durchdreht, bekommt beispielsweise einfach Diazepam.
Von Elke Bodderas und Per Hinrichs
http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article127612535/Die-Tiere-in-deutschen-Zoos-stehen-unter-Drogen.html
Da gibt man dem Affen keinen Zucker, sondern Diazepam. Das macht so schön gleichgültig und so herrlich süchtig. Ganz toll!
Schafft endlich diese Zuchthäuser ab, die in zynischem Euphemismus ZOOs genannt werden. Tiere gehören nicht hinter Gitterstäbe oder Panzerglas, sondern in Freiheit. Affen müssen durch den Wald rasen können, statt halbtot vom künstlichen Baum zu hängen!