Joe Bonamassa rockt den Blues

Joe Bonamassa rockt den Blues

Joe Bonamassa rockt den Blues

Der öffentlich rechtliche Fernsehsender 3sat bereitet mir traditionell zu jedem Silvester einen hochkarätigen Musikgenuss. Am 31. Dezember 2012 hieß es in diesem Zusammenhang wieder einmal: Pop around the Clock. Und was sahen meine ungläubig staunenden Augen da im fernsehzeitschriftlich abgedruckten Musikfahrplan? 5.30 Uhr bis 7.00 Uhr: Joe Bonamassa! Da habe ich meinem Recorder natürlich sofort vorauseilend einen Aufnahmebefehl erteilt. Denn auch wenn ich am Silvesterfrühmorgen um diese fast noch mitternächtliche Uhrzeit noch strengen Matratzenhorchdienst habe, lasse ich mir diesen akustischen Leckerbissen natürlich nicht entgehen. Außerdem kann man sich so eine selbst gemachte Konserve immer wieder anschauen. Und was in diesem Fall fast noch wichtiger ist: Auch immer wieder anhören.

Wenn Sie Joe Bonamassa kennen, dann haben Sie es wahrscheinlich ganz genau so gemacht wie ich. Dann brauche ich Ihnen hier auch nichts weiter zu erzählen. Sollten Sie allerdings von Joe Bonamassa noch nie etwas gehört haben (was nach meinem Dafürhalten eine unverzeihliche Unterlassungssünde darstellt), dann lesen Sie bitte weiter. Denn dann wartet hier eine unvergleichliche musikalische Entdeckung auf Sie, sofern Sie bislang dachten, dass in Sachen groovigem Bluesrock nach Eric Clapton und B.B. King nichts wirklich Hörenswertes mehr nachgewachsen wäre.

Joe Bonamassa bluesrockt jede Bühne. Dieser auf den ersten Blick relativ unauffällig wirkende junge Mann wird zur melodiös musikalischen Urkraft, sobald man ihm eine seiner zahlreichen Gitarren in die Hand gibt. Ganz egal, ob rein akustisch unplugged oder mit voll aufgedrehten Verstärkern – Joe Bonamassa reißt sein Publikum erst mit und dann von den Stühlen. Doch wo kommt dieser musikalische Orkan eigentlich her? Und warum ist er ein lebendiges Sinnbild für alle, die erfolgreich nach den Sternen greifen mögen?

Hier kommen faszinierende Antworten auf diese spannenden Fragen.

Als der kleine Joe im Jahr 1977 das Licht der Welt erblickt, wird er in eine wild wirbelnde und extrem facettenreiche Musiklandschaft hineingeboren. So wächst der hochbegabte Junge mit stets offenen Ohren und einem unstillbaren Hunger nach Noten und Rhythmen in ein quicklebendiges Klanguniversum hinein, das das Musikzentrum in seinem unbegrenzt aufnahmefähigen Gehirn mit allen hör- und tanzbaren Stilelementen auffüllt. Joes Vater, der in schicksalhafter Fügung ein Gitarrengeschäft betreibt, schenkt seinem Jungen zum vierten Geburtstag eine voll funktionsfähige hochwertige Kindergitarre, die sofort emsig und eifrig bespielt wird. Doch der Fügung volle Härte trifft Joe erst ein paar Jahre später, als er sehr bewusst in Form einer Schallplatte in Kontakt mit dem musikalischen Wirken von „Slow Hand“ Eric Clapton und der Legende B.B. King kommt. Ab sofort weiß Joe mit der mentalen Unverbrüchlichkeit eines wahrhaft erleuchteten Geistes, was seine Bestimmung und seine Berufung im Leben ist: Er will so spielen können wie seine Vorbilder, und er will auch mit ihnen spielen können. Und da er ohne den kleinsten Zweifel an sich und an seine Mission glaubt, wird ihm sein Wunsch in verblüffend kurzer Zeit erfüllt. Und noch weit mehr als das.

Playing with the Kings

Die einmalige Synthese aus begnadetem Talent und unerschütterlicher Vision führe dazu, dass die Fachwelt schon sehr bald auf Joe Bonamassa aufmerksam wurde. Als der junge Gitarrenvirtuose gerade mal zarte 12 Lenze zählte, wurde B.B. King sein „Mitspieler“. Und heute kommt ihn Eric Clapton immer wieder gerne bei Konzerten im In- und Ausland als Gaststar auf der Bühne besuchen, um sich mit ihm bluesrockend zu messen. Wer sich danach wohl vor wem ehrfurchtsvoll verneigt?

An Einflüssen reich

Lauscht man dem begnadeten Gitarrenspiel von Joe Bonamassa, dann kann man mit ein wenig musikalischer Hintergrundbildung die Huldigungen an zahlreiche prominente Einflussgrößen deutlich heraushören. Da schmeckt es, akustisch gesehen, gelegentlich ein wenig nach Carlos Santana und nach Queen, aber auch nach Led Zeppelin und, selbstverständlich, nach Clapton und King. Sogar Hardrock-Riffs blitzen hier und da aus dem brilliant gewobenen Klangteppich. Dennoch bleibt der manische Gitarrensammler immer seinem eigenen und unverwechselbaren Stil treu. Natürlich beeindruckt Joe Bonamassa in seinen Darbietungen auch mit seiner für den Blues geschaffenen Stimme. Ganz egal, ob mit oder ohne Gesang – diese Reinkarnation des Bluesrock ist ein atemberaubender Leckerbissen. Und ein definitives „Muss“ für alle, die bei sattem Bluesrock Raum und Zeit vergessen mögen.

So wie ich.

-Carina Collany-

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Eine Antwort

  1. Johnny sagt:

    Clapton & Bonamassa – Two Slowhands are twice as nice 😎

    Wer’s nicht glaubt, muss hören:

    Joe Bonamassa – Further on up the Road (Featuring Eric Clapton) – Live at the Royal Albert Hall:
    http://www.youtube.com/watch?v=VEEfDdJyxPY

    Echt vom Allerfeinsten!