Leb wohl, Quincy!

Leb wohl, Quincy!

Leb wohl, Quincy!

Er war der Vater und die Mutter aller spannenden und erfolgreichen Gerichtsmediziner-Serien im Fernsehen: Dr. Quincy, forensischer Pathologe. Verkörpert wurde das knurrige Raubein mit der sanften Seele auf brilliante, glaubwürdige und durch und durch authentische Weise von „Männerwirtschafter“ Jack Klugman. Dieser sympathische Mime mit einer starken Schwäche für Zigaretten und schöne Frauen ist am Heiligabend 2012 in den Armen seiner Lebensgefährtin im gesegneten Alter von 90 Jahren gestorben. Nun muss er auf höherer Ebene ungeklärte Todesfälle unter die Lupe nehmen.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Dr. Quincy in den 1980er Jahren die tradierte deutsche Fernseh-Krimi-Landschaft gehörig durcheinander wirbelte. Noch niemals zuvor hatte sich ein Gerichtsmediziner dermaßen prominent im Vordergrund kriminalistischer Ermittlungen befunden. Dr. Quincy ließ Fernseh-Deutschland erstmals an den methodisch fundierten und fachlich sachlich begründeten Gedankengängen eines Arztes teilhaben, der nicht dem Leben, sondern dem Tod die Geheimnisse entreißen muss, damit dem Gesetz und der Gerechtigkeit Genüge getan werden kann. Oder, persönlicher formuliert: Dr. Quincy weckte mein flammendes Interesse für eine der tiefgründigsten und schwierigsten ärztlichen Fachrichtungen überhaupt.

Unvergessen jene Episode, in der beim Ausheben einer mächtigen Baugrube ein schon recht betagter menschlicher Knochen, vom Bein stammend, gefunden wird. Dr. Quincy gelingt es, aus all jenen Informationen, die dieser Knochen dem wissenden und geschulten Verstand zu geben vermag, den kompletten Menschen (inklusive Haarfarbe!) zu rekonstruieren, der mit diesem Knochen zu seinen Lebzeiten unterwegs war. Mit einer dementsprechend angefertigten Phantom-Zeichnung (!!!) kann schließlich der Mörder ermittelt und überführt und somit die Gewalttat gesühnt werden.

Whow!

Unvergessen aber auch jene Sequenz, in der ein ausgesprochen eiliger Dr. Quincy die Erstsemester dadurch noch rechtzeitig los wird, in dem er sie, einen nach dem anderen, am Seziertisch einer besonders übel zugerichteten Leiche (mit beträchtlicher Liegezeit auf dem abgelebten Tacho) aus den Latschen kippen lässt. Schwärzer konnte Humor damals wirklich nicht sein.

Danke, lieber Dr. Quincy, für all die Inspiration und für all die mentalen Anreize, sich mit der faszinierendsten und forderndsten aller medizinischen Disziplinen näher zu beschäftigen. Und dabei trotz des allgegenwärtigen gewaltsamen Todes nie den Humor zu verlieren.

Mit Jack Klugman haben wir alle einen einmaligen Schauspieler für immer verloren. Einen, der in dieser wunderbaren Ausführung schon längst nicht mehr hergestellt wird.

In freundlichem Gedenken – Carina Collany

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Eine Antwort

  1. CC sagt:

    Von Dr. Quincy habe ich persönlich sehr viel gelernt. Aber auch das „Chicago Hope“ ist nicht spurlos an mir vorübergegangen. Auch wenn ich selbst keine studierte Medizinerin bin, so habe ich doch schon oft mein Umfeld mit erstaunlich fundiertem medizinischen Insiderwissen verblüffen können, das ich mir als Serien-Junkie im Laufe der Zeit angeeignet hatte. Heute durfte ich lesen, dass ich da nicht die einzige bin, die quasi auf dem TV-Bildungsweg ihren Onkel Doktor gemacht hat:

    „Dr. House“ rettet deutschen Patienten
    http://www.gmx.net/themen/gesundheit/krankheiten/92b2jzk-dr-house-rettet-deutschem-leben#.focus.%22Dr%20House%22%20rettet%20Deutschen.310.651

    Da sag mir noch einer was gegen Arzt-Serien 😉