Jerry Cotton – Hamburg ist das bessere Manhattan
Schon als junges Mädchen habe ich G-Man Jerry Cotton sehr geliebt. Was für ein gediegenes Mannsbild! Und auch in seinen rasanten Kinofilmen hat er stets eine blendende Figur gemacht. Was ich in jungen Jahren, atemlos in den Kinositz gepresst, für bare Münze genommen habe, vermag ich heute mit der Kraft nichtrostender alter Liebe und der Weisheit fortgeschrittener Lebensjahre aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Und der ist nicht minder spannend.
Was ich damals als Jugendliche noch nicht wusste: Die Jerry Cotton Spielfilme sind, technisch gesehen, ein gekonnter Zusammenschnitt aus original US-amerikanischem Stock-Material und in Deutschland gedrehten Szenen und Sequenzen. So kommt es, dass in einem einzigen optischen Atemzug (zumindest scheinbar) der Held erst wie eine gesengte Sau mit seinem roten Jaguar durch Manhattan heizt, um die verfolgten Gangster dann an den Landungsbrücken am Hamburger Hafen zu stellen. Oder sonst irgendwo in Hamburg. Zum Beispiel an einer kleinen alten Tankstelle in einer hügeligen Winkelgasse mit großkalibrigem Kopfsteinpflaster.
Ich persönlich habe mit Hamburg rein gar nichts am Hut. Mein Mann allerdings ist ein langjährig erfahrener Hamburg-Kenner, der bestimmte Ecken und Winkel dieser Weltstadt so gut wie seine eigenen Hosentaschen kennt. Klar, dass ihm diese ganz spezielle Ortskundigkeit beim cineastischen Retro-Genuss mit schönster Regelmäßigkeit begeisterte Ausrufe entlockt. So auch beim Anschauen der „Mordnacht in Manhattan„. Denn an vielen Stellen ist er selbst persönlich schon gewesen und wüsste mich auch heute noch dorthin zu führen, wo dermaleinst vor vielen Jahren die Filmkameras gedreht haben. So wird die „Mordnacht in Manhattan“ zur vergnüglichen Zeitreise ins alte Hamburg und gleichzeitig zu einer städtearchitektonischen Retrospektive mit sattem Unterhaltungswert. Wer also das alte Hamburg kennt und liebt, dem bietet Jerry Cotton auch und gerade heute eine Städtetour in die heile Welt der urbanen norddeutschen Vergangenheit.
Ich für meinen Teil delektiere mich derweil an den herrlichen urtümlichen ausladenden amerikanischen Straßenkreuzern, die mir das perfekt eingemischte Stock-Material beschert. Und natürlich ruht mein Blick damals wie heute wohlgefällig auf Jerry Cotton, dem Held meines gestrengen Gerechtigkeitsempfindens und dem Piloten eines der schönsten Polizeiautos der Welt. Darauf marsch einen Marsch!
– Carina Collany –
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