Freundliche Schätze aus Fotoalben
Ich wette, dass jeder von Ihnen in einer stillen Stunde Schätze aus Fotoalben bergen könnte. Dazu möchte ich Ihnen ein kleines privates Beispiel geben. Denn auch ich habe Schätze aus Fotoalben zu bieten.
Schätze aus Fotoalben: Die erste Apfelsine
Ist dieser kleine Fratz mit seinen großen Kulleraugen nicht absolut niedlich? Zugegeben, ich bin im Laufe der letzten weit über 50 Jahre definitiv aus meinem hölzernen Spielstühlchen herausgewachsen. Umso dankbarer bin ich meinem seligen Vater, dass er seinerzeit geistesgegenwärtig mit dem Fotoapparat draufgehalten hat, als ich zum ersten Mal in meinem jungen Leben in eine Apfelsine gebissen habe. Meinen weit aufgerissenen Augen ist anzumerken, dass ich den spontanen Sinnesreiz des fruchtsauren Genusses damals noch nicht recht in „lecker“ oder „igitt“ einzuordnen wusste. Und auch heute noch amüsiere ich mich königlich über diesen so liebevoll konservierten Augenblick meiner Kindheit.
Schätze aus Fotoalben als Grundlage für die Biografiearbeit
Heute arbeite ich als eine so genannte zusätzliche Betreuungskraft nach §53c SGB XI in einer stationären Pflegeeinrichtung. Und das gewährt mir die Freude und den Luxus, mein Vergnügen über die fruchtsaure Momentaufnahme meiner Kindheit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern meines Seniorenzentrums in geselliger Runde teilen zu können. Dazu brachte ich eines fröhlichen Sonntags privates Fotomaterial (mit und ohne Apfelsinen) für eine lustige generationsübergreifende Gruppen-Biografiearbeit auf meinen Wohnbereich mit. Selbstverständlich waren auch alle willkommenen Gäste herzlich dazu eingeladen und aufgerufen, mit eigenen Fotos oder auch ganzen Fotoalben lebhaft zu dieser bildstarken Sonntags-Veranstaltung beizutragen. Beim Betrachten der zahlreichen Zeit-Zeugen wurden viele spannende Erinnerungen wieder quicklebendig. Und das hier verewigte Zeitkolorit sorgte dafür, dass selbst die damals üblichen Schwarz-Weiß-Fotos für die farbigsten Rückblenden sorgten.
Fröhlich ausgelassene Familienfeiern, so wie beispielsweise die hier rechts abgebildete, kannten viele Veranstaltungsteilnehmer noch bestens aus ihren eigenen „Lebensbüchern“. Darum entwickelten sich auch sofort viele interessante Gespräche, in denen wir gemeinsam die guten alten Zeiten erst Revue passieren und anschließend hochleben ließen. Dabei kamen wir nicht nur vom Hölzchen aufs Stöckchen, sondern auch vom Nierentisch zum guten alten Boiler über dem Spülstein in der Küche. Bilder sagen eben immer mehr als 1000 Worte. Besonders gefreut habe ich mich über ein Fotoalbum, das der Sohn einer Bewohnerin eigens zu diesem Sonntagsangebot mitgebracht hatte. Zu sehen gab es da jede Menge Bilder, die anlässlich der goldenen Hochzeit der Bewohnerin gemacht wurden. Da ist es gut nachvollziehbar, dass die Zeit an diesem Vormittag nur so dahin flog.
Und da wir schon bei dahin fliegender Zeit sind: Der süße Bub, der auf dem Gruppenfoto ganz vorne zu sehen ist, zählt inzwischen über 60 Lenze. Da kann man nur mit Wilhelm Busch sagen:
Einszweidrei, im Sauseschritt, läuft die Zeit; wir laufen mit
– Carina Collany –
Neueste Kommentare