Grundig Würzburg 4 – Patina für die Ohren

Wie ich bereits hier mit Stolz und Freude verkündet habe, bin ich dank der großherzigen Gabe eines guten Freundes zur begeisterten Besitzerin eines Grundig Würzburg 4 Tonbandgerätes geworden. Seither genieße ich immer wieder regelmäßig und mit wachsender Begeisterung die harmonischen Klänge, die von meiner mehr als lieb gewonnenen Bandmaschine samt des charakteristischen Duftes warmer Röhren ausgehen. Und damit auch etwas Abwechslung an die Ohren kommt, hat mir mein liebenswürdiger Gönner inzwischen auch schon eine stattliche Sammlung bespielter Tonbänder zukommen lassen. Eines davon hat mich buchstäblich umgehauen. Warum, das möchte ich heute gerne mal erzählen.

Hugh Laurie in Würzburg

Ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich Hugh Laurie sowohl als Schauspieler wie auch als Musiker außerordentlich wertschätze. Selbstverständlich sind daher auch die beiden Alben, die er bislang herausgebracht hat, in meinem persönlichen Besitz. Und wer Hugh Laurie als Musiker kennt, der weiß sofort, dass wir hier von Rhythm and Blues, New Orleans, Mardi Gras und Gospel reden.

Intimen Kennern der Szene wird dabei auch bekannt sein, dass der enorm inspirative Professor Longhair Hugh Laurie zu dem gemacht hat, was er heute auf der Bühne ist. Wer hier nicht so bewandert ist, möge einfach zur Kenntnis nehmen, dass es sich um Kompositionen so etwa um Anfang bis Mitte der 1900er Jahre gehandelt hat. Also samt und sonders um Stücke, die nach heutigen Maßstäben schon sehr, seeeeeeehr alt sind 😉

Natürlich kommen die aktuellen Alben von Hugh Laurie im kristallklaren Sound unserer modernen Zeit daher. Doch wie hätten die Stücke wohl geklungen, wenn man sie original in ihrer damaligen Zeit gehört hätte? Wie hätte es geklungen, wenn „Dr. House“ damals, in den historischen Südstaaten, im „Grand Ole South„, mit seiner unvergleichlichen Copper Bottom Band in der Faschingszeit oder nach einer Beerdigung rhythmisch fetzig losgelegt hätte? Es hätte mit Sicherheit ganz genau so geklungen wie … von der entsprechenden Tonbandaufnahme, abgespielt von meiner musikalischen Zeitmaschine namens Würzburg 4 😀

Digital Natives werden wahrscheinlich die stets und ständig nach unten gerichteten Nasen rümpfen, wenn man ihnen erzählt, dass eine glasklare brillante Studioaufnahme auf ein steinaltes Tonband überspielt wurde, um dann von einem fast schon prähistorischen Röhren-Tonbandgerät abgespielt zu werden. Doch der magische Klang der lebendig gebliebenen Vergangenheit, der durch diese Transformationen erzeugt wird, ist mit nichts anderem zu erreichen. Es ist so, als könnten die Ohren durch ein aktiviertes akustisches Stargate direkt ins Damals lauschen. Das gibt dem Begriff der Authentizität eine völlig neue (und fast schon quantenphysikalische) Bedeutung. Auf jeden Fall aber sorgt diese ganz spezielle „Würzburger Zeitreise“ bei mir immer und immer wieder für wohlige Gänsehäute 🙂

Das können nur wahre Baby-Boomer wirklich verstehen. Und noch ein paar wenige andere Menschen, die aus ihren früheren Leben einiges an Wahrem, Gutem und Schönem mitgenommen haben 😎

– Carina Collany –

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