Living Apart Together – geht das auf Dauer gut?

Living Apart Together

Living Apart Together

Living Apart Together wird abgekürzt mit LAT und heißt auf deutsch: Zusammen leben und getrennt wohnen. Nüchtern könnte man auch sagen: Living Apart Together ist das Basismodell einer Beziehung von Paaren ohne gemeinsamen Haushalt. Dabei sind die Partner zwar durchaus fest liiert, wohnen aber dennoch nicht zusammen. Warum eigentlich nicht?

Living Apart Together – Die Vorzüge

  • Die Menschen unterscheiden sich in ihrem partnerschaftlichen Verlangen nach Nähe einerseits und Distanz andererseits. Dabei können die Bedürfnisse der beiden Partner nach Abstand und Nähe sehr unterschiedlich ausfallen. Wohnt man getrennt, ist es a) leichter, sich aus dem Wege zu gehen, wenn mal wieder distanzierte Psychohygiene auf dem Plan steht und b) kommt es erst gar nicht zu den gefährlichen Gefühlen der Enge. Problem: Der Partner, der mehr Nähe braucht und will, zieht in diesem Fall leider oft die emotionale Arschkarte.
  • Wenn zwei gestandene und lebenserfahrene Menschen weder ihre psychologische Autonomie noch ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit an der Garderobe einer gemeinsamen Behausung abgeben wollen, dann haben sie allen Grund, sich gegen eine Wohnform zu sträuben, die Kompromisse und Einschränkungen fordert. Man mag sich ab einem gewissen Alter einfach nicht mehr verbiegen und zurecht stutzen lassen. Kein Wunder also, dass Living Apart Together insbesondere bei Menschen jenseits der 40 Lenze nachgewiesener Maßen als ausgesprochen attraktive Lösung der Frage „zu mir oder zu Dir“ gilt.
  • Wer in Sachen Partnerschaft schon mal derbe „ins Nasse“ gegriffen hat, wird als gebranntes Kind das Feuer scheuen. Da heißt es in einer neuen Beziehung: Trau, schau wem! Und genau diese gesunde Skepsis wird dann von Living Apart Together abgedeckt. Denn wer erst gar nicht zusammen zieht, der muss sich bei einer Scheidung auch nicht mehr von Tisch und Bett trennen. Und wenn die Liebe zwei getrennte Wohnungen auf Dauer nicht aushält, dann war sie womöglich ohnehin nicht stark genug, um für immer und ewig zu halten.
  • Sieht man sich nur mit ausdrücklicher Verabredung, dann genießt man die gemeinsame Zeit automatisch deutlich aktiver und intensiver. Man lebt und erlebt sich immer wieder anders und neu. Und der hässliche graue Alltag, in dem man sich auf Dauer so lustlos aneinander gewöhnt hätte, hat keine Chance, das Prickeln verebben zu lassen. Wenn man nicht sieht, ob der Partner die Zahnpastatube zuschraubt oder nicht, wen juckt es dann?

Living Apart Together – Die Nachteile

  • Getrennte Wohnungen bedeuten oft auch getrennte Freundeskreise. Das kann zu Zwistigkeiten in der gemeinsamen Freizeitgestaltung führen. Und auch zu der Frage, warum sich der Partner so überzufällig häufig mit einer gewissen anderen Person verabredet, die man selbst am liebsten auf den Mond schießen möchte. Was zwangsläufig in einer die Treue prüfenden Vertrauensfrage endet.
  • Bleibt man im Living Apart Together Modell als Individuum autark, ist die Angst vor dem Scheitern einer Beziehung deutlich geringer. Immerhin muss man nirgends ausziehen und kann sich beim eigenen engen Freundeskreis erleichternd ausheulen. Das macht es einfacher, Good Bye zu sagen. Ein Kampf um eine Beziehung lohnt sich weniger, wenn die Angst vor der Trennung durch Living Apart Together komfortabel abgefedert ist.
  • Wohnt man nicht zusammen, lernt man den Partner auch nie wirklich völlig kennen. Man bleibt sich insoweit immer irgendwie ein Stück weit fremd. Um sich davon nicht ins Bockshorn jagen zu lassen, braucht es jede Menge Vertrauen in den Partner. Und jede menge Energie, dieses Vertrauen aufrecht zu erhalten und die weißen Flecken auf der Landkarte des Anderen nicht zu fürchten.

Living Apart Together – Gut oder nicht?

Hier gibt es nur eine passende Antwort: Die Partner müssen sich einig sein, was sie wollen und was nicht. Und das hängt von den persönlichen Einstellungen ab:

  1. Brauche ich die tägliche, auch die alltägliche Nähe zu meinem Partner?
  2. Wie nötig brauche ich meine eigenen Schutzräume und für mich reservierten Rückzugsmöglichkeiten?
  3. Würde ein Zusammenleben mich ersticken, während meine Freiräume mich aufblühen und aufleben lassen?
  4. Ertrage ich meinen Partner wirklich „in guten wie in schlechten Zeiten“?
  5. Sind mein Partner und ich uns einig in unseren diesbezüglichen Wünschen, Vorlieben und Präferenzen? Oder will ich etwas, womit mein Partner unglücklich würde?

Living Apart Together – Fazit

Partner sollten unbedingt rechtzeitig, also vor einer Entscheidung für oder gegen ein Living Apart Together Modell, darüber reden, welche Hoffnungen, Wünsche, Ängste, Konfliktquellen etc. hier ein Problempotenzial bieten. Partner tun sich in dieser Entscheidungssituation absolut keinen Gefallen, wenn sie sich aus Rücksicht, Bequemlichkeit, Scham, Feigheit oder Furcht verstellen. Oder darauf vertrauen, dass sie sich an die neue Situation schon irgendwie gewöhnen werden. Oder dass die Zeit irgendwann das Runde in das Eckige einpassen wird. Vorprogrammierte Beziehungsprobleme sind gefährlich tickende Zeitbomben, die denkende Menschen keinesfalls mit in eine Partnerschaft bringen sollten. Ganz egal, ob sie sich für Living Apart Together entscheiden oder nicht.

– Carina Collany –

Beitragsbild: C Chapman auf Unsplash

C Chapman

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Eine Antwort

  1. Arne sagt:

    Nicht zu vergessen das Spar-Potenzial. Zwei getrennte Haushalte zu führen ist nun mal meist doppelt so teuer wie ein einziger Haushalt. Wenn zwei Menschen sich gut verstehen, kann das Zusammenleben extrem viel Geld vor dem Verbrennen schützen 😉