Typische Sprüche von typischen Eltern

Typische Sprüche aus der Kindheit und Jugend vergisst man nicht, denn sie sind allgegenwärtig. Wenn Mutter oder Vater meinen, ihre Kinder wieder einmal erziehen zu müssen, beginnt der Tanz. Kinder hingegen ziemen sich nicht, auf eine Etikette zu hören, geschweige sie zu leben. Sie leben in ihrer eigenen Welt.

Typische Sprüche – im Reich der Hottentotten

Schauen Sie sich doch einmal um: im Zimmer glänzten Poster der neuesten Popstars von der Wand, heimlich gemalte Herzen ließen Papier mit Namen der Liebsten erstrahlen. Niemand durfte diese Werke auch nur in die Nähe eines Rundordners befördern. Dramen spielten sich ab. Starschnitte wurden gesammelt und fein säuberlich mit extra breitem Klebeband zusammen geklebt. Somit glänzten auch diese in voller Pracht und Lebensgröße von des Zimmers letztem Fleck, an dem noch nichts präsentiert wurde. So kam auch einmal eine Zeit, in der Ordnung und Sauberkeit nicht grundsätzlich zum selbst einstudierten Tagesablauf gehörten. Ich stand neben meiner Mutter, die in einem lauten Ton folgenden Satz aus der Reihe „typische Sprüche“ von sich gab: „Das Zimmer räumt sich nicht von alleine auf“ – „och, bis ich 19 war schon“. Und weiter folgte eine Ansage, welche ich bis dato nie verstanden hatte: „Wir sind doch hier nicht bei den Hottentotten“. Schade, dachte ich, muss klasse gewesen sein, bei den Hottentotten. Großes Gelächter meinerseits brach schallend aus. Später hatte ich den Begriff einmal gegoogelt. Ah ja. Um die Herkunft der Redewendung herauszufinden, muss man in das 17. Jahrhundert zurück reisen. Holländische Seefahrer gingen in Afrika an Land und trafen dort auf ein südafrikanisches Volk, welche sich durch Klick-Laute verständigten. Laut Überlieferung sollen diese Seefahrer den Völkern den Namen „Hottentotten“ gegeben haben.

Typische Sprüche – Drama unter dem Tisch

Meine Mutter war immer ein sehr ruhiger Mensch. Ohne Hast, nur mit Ruhe. Mein Vater hingegen ein zynischer, verbissener Mann, dem nichts recht zu machen schien. Einen Satz, den wir alle aus der Serie „typische Sprüche“ kennen, flog öfters quer über den Küchentisch. Und zwar mit solch einer Wucht, als das man sich anschließend nicht mehr zu bewegen traute. Folgendes knallte in voller Breite hervor: „So lange Du Deine Füße unter meinem Tisch hast“ – „nur die Füße??“ – wieder schallendes Gelächter. Anschließend rannte ich um den Tisch, da mein Vater meinte, sich mit seiner Hand an meiner Wange auslassen zu müssen. Er traf nur nicht.

Typische Sprüche

Typische Sprüche

Es gab aber auch Tage, an denen jedes Kind sich dies und das zum Geburtstag wünschte. Ich bekam die Kleidung meiner Cousine, tolle Jeans aus dem Westen feinsäuberlich in einem Paket verpackt, welches durch die DDR Kontrollen aufgerissen und von der Postfrau aus Berlin-Biesdorf wieder zugeklebt wurde. So kam die OKAY Ware von C&A auch bei mir an. Ich wollte meiner Freundin auch so etwas Tolles schenken, und nun können Sie sich denken, was meine Mutter wieder von sich gab: „Wir haben keinen Geldscheißer zu Hause in der Ecke stehen“ – „ich dachte das wäre ein Beruf? So viel dazu.

Abi gut, alles gut

Zu guter Letzt, da war ich nahe dem Abitur, wollte schon fast aufgeben, trotz guter Noten und einem Durchschnitt von 2,8, hatte ich dennoch keine Lust mehr. Ich wollte sogleich arbeiten und Geld verdienen. Meine Mutter stand wieder vor mir mit erhobenem Zeigefinger und sagte in einem sehr ernsten Ton: „Kind, bring doch endlich mal etwas zu Ende“. Genau, das hatte ich dann auch. Der Durchschnitt meines Abi-Zeugnisses verbesserte sich auf 2,7 und ich war bereit für das Leben!

– Antje Gröschel –

Beitragsbild / Symbolfoto: Antje Gröschel

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3 Antworten

  1. Antje sagt:

    Diese Sprüche begleiten.
    :-)) Sehr schön. Danke für die Präsentation. Liebe Grüsse deine Antje ??

    • Typische Sprüche meines lebensweisen Vaters:

      „Auch der König muss zum Kacken die Hose runterziehen“

      „Gehe nicht zum Fürst, wenn Du nicht gerufen wirst“

      „Wer viel fragt, kriegt viel Antwort“

      „Man muss nicht gleich eine ganze Kuh kaufen, wenn man nur mal ein Glas Milch trinken will“

      „Wenn Dir ein Lehrer Angst macht, dann stell ihn Dir in kaputten Unterhosen vor“

      „Relativitätstheorie: Ein Haar auf dem Kopf ist relativ wenig. Ein Haar in der Suppe ist relativ viel“

      „Ich glaube daran … dass ein Pfund Rindfleisch eine gute Brühe gibt“

      Mit alledem hattest Du ja soooooo Recht, Papa 😎 DANKE für diese ewig gültigen Weisheiten 🙂