Wie Domino’s den Mindestlohn austrickst

Domino's (Symbolbild, Abbildung ähnlich)

Domino’s (Symbolbild, Abbildung ähnlich)

Joey’s ist jetzt Domino’s. Und da man uns als pflegeleichten Stammkunden versprochen hat, dass trotz des neuen Namens die gediegene Qualität ganz die alte bleiben wird, haben wir gestern mal wieder eine telefonische Bestellung gemacht. Nur um zu schauen, ob der geänderte Firmenauftritt ganz sicher keine Änderung in der Güte von Pizza, Pasta & Co. bedeuten würde. Tatsächlich ist das Essen, das da so bequem ins Haus gebracht wird, unverändert schmackhaft und lecker. Allerdings hat uns etwas ganz anderes den Appetit leider gründlich verdorben. Und davon soll nun berichtet werden.

Domino‘s „Maut“ wider den Mindestlohn

Nach der ab telefonischer Bestellung veranschlagten Wartezeit klingelt es gewohnt überpünktlich an der Tür. Ein hoch aufgeschossener, blutjunger und bemitleidenswert magerer junger Mann bringt uns unsere Sachen. Da wir diesen Pizzaboten noch nicht kennen, richten wir ein paar freundliche Worte des Willkommens an ihn. Daraus entwickelt sich ein kurzes nettes Gespräch, in dessen Verlauf wir folgendes erfahren:

Wer bei Domino’s als Fahrer Bestellungen in firmeneigenen Fahrzeugen (Roller oder PKW) ausliefert, muss pro Fahrt seinem Arbeitgeber aus eigener Tasche 30 Cent „Fahrzeugnutzungsgebühr“ bezahlen. Das bedeutet konkret: Wenn ein Kunde nicht mindestens 30 Cent Trinkgeld gibt, dann muss der Pizzakurier die Fahrt im Firmenwagen von seinem bisschen Mindestlohn selbst berappen. Und viele Kunden, die online bestellen und auch gleich online löhnen, geben tatsächlich kein Trinkgeld, weil das Finanzielle ja schon abgehakt ist. So kann es passieren, dass der von Domino’s offiziell bezahlte Mindestlohn ganz drastisch dadurch geschmälert wird, dass die Fahrer die Fahrten aus dem eigenen schmalen Geldbeutel finanzieren müssen. Da kommt man bei 10 geizigen Kunden ganz schnell auf stolze drei Euro, die am Ende in der Lohntüte schmerzlich fehlen. Eine bodenlose Unverschämtheit, wenn man mich fragt! Und eine asoziale kackfreche Abzocke ausgerechnet bei denen, die ihren Minilohn wirklich am allernötigsten haben. Unglaublich!

Domino’s lässt auch Selbstfahrer selbst zahlen

Einer kleinen Unregelmäßigkeit bei der Lieferung und einer sofortigen Reklamation war es geschuldet, dass kurz nach dem blassen mageren jungen Mann ein uns bestens bekannter Pizzafahrer bei uns anschellte. Noch immer in gerechtem Zorn über das soeben Gehörte fragten wir den Fahrer, ob auch er pro Fahrt 30 Cent abgeben müsste. Und da hörten wir das hier:

Wer bei Domino’s als Fahrer mit dem eigenen privaten KFZ ausfährt, bleibt auf den dabei entstehenden Fahrtkosten seit der Einführung des Mindestlohns komplett selbst sitzen. Wo es früher eine entschädigende Pauschale dafür gab, wenn das eigene Fahrzeug für den Job zur Verfügung gestellt wurde, muss der Fahrer heute sämtliche durch die Fahrten entstehenden Kosten ausschließlich selbst schultern. Auch bei dieser Spielart der Hintergehung des Mindestlohns darf berechtigt davon ausgegangen werden, dass die Betriebskosten für die Betriebsfahrten das bisschen Geld vom Mindestlohn ganz gehörig reduzieren.

So oder so: Wer bei Domino’s Bestellungen ausliefert, muss von seinem kargen Mindestlohn einen erklecklichen Anteil an den Arbeitgeber zurückführen. Mit solch einem „Rahmenkonditionsvertrag“ kann man den Mindestlohn natürlich auch wirksam unterwandern. Bei den gesalzenen Preisen, die Domino’s für seine Speisen und Getränke aufruft, kann ich ein solches Geschäftsgebaren zum derben Nachteil des eigenen Personals nur als sittenwidrig und geschmacklos empfinden.

So gut die Leckereien auch bei Joey’s waren und bei Domino’s immer noch sind: Bei solchem „Insiderwissen“ bleibt mir persönlich auch der saftigste Chicken Wing beschämend im Halse stecken.

– Carina Collany –

P.S.:
Die Kommentarfunktion hier im WUNDERBLOG ist leider immer noch defekt. Wenn Sie diesen Beitrag diskutieren wollen, dann richten Sie Ihren Diskussionsbeitrag zur Veröffentlichung bitte per Email direkt an die Redaktion. Die Adresse finden Sie im Impressum. Vielen Dank!

P.P.S.:
Das Symbolbild zur optischen Würze dieses Beitrags wurde kostenlos und freundlich von picsforjoo zur Verfügung gestellt. Dafür einmal mehr ein dickes fettes Dankeschön!

Das könnte dich auch interessieren …

2 Antworten

  1. J. J. Kater sagt:

    Guter, treffender Beitrag, dem ich nichts mehr hinzuzufügen habe.

    J. J. Kater

    P. S.
    Bei mir funktioniert es mit den Kommentaren.

  2. Carina Collany sagt:

    Technisches Update:
    Webmaster Daniel Deppe ist es inzwischen gelungen, die widerborstige Kommentarfunktion wieder flott zu machen. Ab sofort kann hier also wieder nach Herzenslust kommentiert und diskutiert werden. Spammer und andere asoziale Schmeißfliegen müssen aber immer noch (und mehr denn je) draußen bleiben 😎

    P.S.:
    WordPress Kollegen werden sich vielleicht dafür interessieren, dass Antispam Bee für die seltsamen Störungen in der Kommentarfunktion verantwortlich war und dass es diese Probleme mit WP SpamShield jetzt hier nicht mehr gibt.