Karfreitag – ein religiöses Relikt zum Abwracken
Der Karfreitag, ein so genannter stiller Feiertag, legt Menschen sämtlicher Glaubens- und Unglaubensrichtungen frech verbietende Zwänge auf. Denn wer da glaubt, und auch, wer da nicht glaubt, ganz egal woran, muss in Deutschland am Karfreitag in stillem Gedenken an die Kreuzigung des Erlösers starr verharren. Am Karfreitag dürfen nicht mal die Kirchenglocken läuten, so still ist dieser Gedenktag. Doch wie zeitgemäß und wie gerecht ist es, allen Leuten dieses Kreuz mit dem Kreuz aufzuzwingen? Zu dieser Frage kommt aus Österreich eine erfrischend richtungsweisende und beispielhaft moderne Antwort
Persönlicher Feiertag statt Karfreitag
Österreich hat den abgewirtschafteten Karfreitag einfach mal abgeschafft. Denn in Österreich ist der Karfreitag für viele Menschen schon längst kein echter Feiertag mehr. Darum wurde dort im Februar beschlossen, dass die Leute, als Ersatz für den bedeutungslos gewordenen Karfreitag, einen individuellen Anspruch auf einen „persönlichen Feiertag“ aus dem Urlaubskontingent bekommen. Dann kann jeder Österreicher seinen ganz eigenen Feiertag genau dann feiern, wann er will. Ganz ohne politische, religiöse, spirituelle oder anderweitig einengende Vorschriften. Das nenne ich fortschrittlich.
Frei-Tag statt Karfreitag
Die drei dicken Vorteile dieser österreichischen Methode liegen sonnenklar auf der Hand:
- Nicht in jedem Glaubenssystem spielt ein Gekreuzigter eine Hauptrolle. Warum sollten dann alle Menschen, ungeachtet ihrer religiösen Überzeugungen, am selben Tag etwas „feiern“, was in ihrer Glaubenswelt gar keine Bedeutung hat?
- Und auch umgekehrt: Warum sollten an einem Karfreitag nur Christen & Co. frei haben, während Andersgläubige arbeiten gehen müssen? Egal, wie: Eine Fraktion ist bei solchen Sachen immer der Verlierer.
- Die moderne Arbeitswelt hat die so genannten Feiertage ohnehin schon gestrichen. Jeder, der regelmäßig in 24/7/365 Dienstpläne eingeteilt wird, erfährt dies am eigenen Leib. Wenn ich beispielsweise Krankenschwester oder Altenpflegerin oder Feuerwehrfrau oder Polizistin oder Busfahrerin bin, dann sind Feiertage für mich sowieso nichts weiter als farblich hervorgehobene Datumszahlen im Kalender. Gearbeitet werden muss nämlich trotzdem. Kar hin, Freitag her.
Für alle Beteiligten ist es doch am Besten, wenn sich ein Jeder seinen Feiertag nach persönlichem Wunsch da nehmen kann, wo er wirklich etwas zu feiern hat. Was auch immer das dann wäre. In Österreich hat man das verstanden. Wünschenswert wäre es, wenn zu diesem Thema auch den Deutschen mal die Geistesglocken läuten würden. Auch wenn dieser mein Wunsch vermutlich ein frommer bleiben wird
– Milla Münchhausen –
Beitragsbild: Jon Tyson
Tolles Ding! Ich gehe noch weiter – ich sage: alle, ja alle, wirklich ALLE (!!!) kirchlichen Feiertage konsequent abschaffen und den Beschäftigten dafür pauschal fünf Tage mehr Urlaub im Jahr geben. Wer will, kann ja dann trotzdem oder gerade deshalb Ostern und Weihnachten und was weiß ich noch alles feiern. Und wer zu anderen Göttern betet, kann seinen Glauben perfekt in seinen Kalender eintragen. Das wäre doch was! Außerdem würden mit dem ganzen kirchlichen Feiertagsgeraffel auch die regelmäßig wiederkehrenden Belagerungszustände in Supermärkten und auf Autobahnen wegfallen. Entzerung macht Laune! Und beim Erstellen von Dienstplänen würde auch Entspannung einkehren. Die Feste feiern, wie man sie selbst fallen lässt – ein Gedanke, der sowohl in Sachen privater Selbstbestimmung als auch in Sachen Betriebswirtschaft supersexy ist. Meine Meinung.
Ich bin Inhaber eines KMUs. Wenn ich auf die o.g. Weise die Urlaubswünsche meiner Belegschaft „entzerren“ könnte, wäre ich für so eine Lösung ausgesprochen dankbar. Denn wenn die wenigen Angestellten, die man hat, alle zur selben Zeit weg sind, weil es da Feiertage hat, dann ist es manchmal unmöglich, einen Betrieb am Laufen zu halten. Ich würde meinen Mitarbeitern sogar freiwillig mehr als 5 zusätzliche Urlaubstage geben, wenn ich als Unternehmer damit den ganzen Feiertagsstress los wäre!