Ethnische Aneignung trifft deutschen Bewältigungshintergrund
Wikipedia definiert ethnische Aneignung (auch kulturelle Aneignung, engl. „cultural appropriation„) als kritisch zu betrachtende Adaption eines Bestandteils einer Kultur von Mitgliedern einer anderen Kultur oder Identität. Auf gut deutsch: man nehme sich rotzfrech etwas, das eigentlich einer ganz anderen Kultur gehört, und verwende es in mehr oder weniger unbekümmerter Respektlosigkeit für eigene unterhaltsame Zwecke. Immer noch nicht klar, was ethnische Aneignung meint? Kein Problem. Lesen Sie einfach weiter und bestaunen Sie Ihre eigene Mittäterschaft.
Beispiele für ethnische Aneignung
Faschingskostüme, die sich der traditionellen Optik einer anderen Kultur bedienen. Die Klassiker sind hier Indianerkostüme , Chinesenkostüme , Russenkostüme (ja, auch der selige Ivan Rebroff hat übelste ethnische Aneignung betrieben) oder auch ganz allgemein asiatische Kostüme (z.B. Geisha), orientalische Kostüme (z.B. ein arabischer Stammesfürst) , HulaHula-Hawaii-Kostüme oder Kostüme, die Trachten und Folklore (z.B. Flamencotänzerin) fokussieren. Es gibt kaum eine Kultur, zu der es nicht das passende Faschingskostüm gibt. Pfui Teufel! Wie kann man nur an Fasching so taktlos und so respektlos daherkommen! Dazu kommt, dass es ja Leute geben soll, die sich auch außerhalb der närrischen Jahreszeit mit Attributen anderer Kulturen dekorieren und ausstaffieren. Dreadlocks auf deutschen Köpfen, traditionelle Maori-Tattoos auf den Oberarmen urbaner Dschungelkämpfer, japanische Teezeremonien als Frischekick fürs Kaffeekränzchen – die Liste ist schier endlos.
Was kann Deutschland gegen ethnische Aneignung unternehmen?
Nun, Deutschland könnte das tun, was es immer tut: neue Gesetze erlassen, neue Ministerien schaffen, neue Formen des Fremd- und Selbstschämens gesellschaftlich etablieren, neue Bußgeldkataloge drucken. Am besten wäre ein Bundesministerium für Ethnische Ethik. In diesem neu zu schaffenden Ministerium müssten aus allen weltweit bekannten Ethnien und Kulturen repräsentative Stellvertreter sitzen. Und zwar jedweden Geschlechts. Dieses extrem umfangreiche Gremium würde dann in regelmäßigen Plenarsitzungen in aller Ausführlichkeit darüber befinden, was in Deutschland als wertschätzende Würdigung einer fremden Kultur gerade noch so eben statthaft ist, und was als Akt der frechen Respektlosigkeit bei Strafe verboten werden muss. Bis hier alles abgearbeitet wäre, empfehle ich, sich zu Fasching lediglich einen nicht modifizierten Kartoffelsack überzustülpen. Das muss dann einfach mal an Verkleidung reichen.
Fazit
Die argumentative Totschlagkeule des Rassismus wird hierzulande allzu schnell geschwungen. Meiner Meinung nach hilft dieser Eiertanz auf Reispapier der friedlich freundlich humorvollen Überwindung kultureller Barrieren nicht. Und wenn Familie Carpendale wegen eines harmlosen Indianer-Outfits gleich einen fetten Shitstorm über sich ergehen lassen muss (nur eins von vielen Beispielen gutmenschlicher Überreaktion), dann muss man sich fragen dürfen, was als Nächstes gesellschaftlich geächtet wird. Wahrscheinlich darf man dann hierzulande bald keinen Kaffee und auch keinen grünen oder schwarzen Tee mehr trinken. Denn Kaffee ist ja bekanntlich ein traditioneller „Türkentrunk“ und die Teepflanze gehört als zeremonielles Getränk den Japanern . Armes Deutschland! Du wirst auf so vieles schmerzhaft verzichten müssen, um dem ewig über Dir schwebenden Damoklesschwert der Rassismusanklage wenigstens ansatzweise auszuweichen.
– Milla Münchhausen –
Beitragsbild/Symbolfoto von Atul Pandey auf Unsplash
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