Journey – eine spirituelle Reise mit einzigartigen Fremden
Wer seine PlayStation mit gediegenem Zeitvertreib betanken will, der kommt an Journey nicht vorbei. Ballerfreaks, Egoshootermaniacs und martiale Kampfeskünstler sollten von Journey allerdings die Finger lassen. Denn hier wird niemand verdroschen, niemand getötet und noch nicht einmal jemand verletzt. Bei Journey ist der Name Programm. Denn einzig der Weg ist das Ziel.
Journey – mehr Meditation als Konsolenspiel
Stell Dir vor, Du hast mitten in einer endlosen Wüste die Ruinen einer längst im Sand versunkenen geheimnisvollen Stadt gefunden. Und Du bist dort ganz allein. Neugierig machst Du Dich auf die Suche nach Tempeln, die Du aktivieren musst, und nach fremden Wesen, die nur Du mit Deinen magischen Kräften aus einer langen Gefangenschaft befreien kannst. Es gibt auch mysteriöse Bänder, die im Wüstenwind flattern, und die Dir dabei helfen, eingestürzte Brücken zu reparieren, damit Du Deinen Weg weiter gehen kannst. Während Du entdeckst, was es zu entdecken gibt, schaust Du Dich immer wieder um und hoffst, doch noch irgendwo einen Gefährten zu entdecken. Und da! Plötzlich leuchtet es hell am Bildschirmrand auf und Du erspähst einen Fremden, der Dir in Größe und Gestalt gleicht. Nun bist Du nicht länger einsam. Den Rest der Reise bestreitet ihr ab jetzt zusammen. Ihr löst Rätsel, aktiviert Symbole, findet wertvolle Kostbarkeiten, trickst bösartige Flugwächter aus und sinkt in einer frostigen Gletscherlandschaft gleichzeitig ermattet zu Boden. Ihr zeigt Euch gegenseitig wertvolle Geheimnisse und tolle Manöver, tanzt zusammen, lauft zusammen, fliegt zusammen und gebt Euch gegenseitig Wärme und Kraft, wenn es mal kalt und strapaziös wird. Und habt ihr das unverfehlbare Ziel der Reise schließlich erreicht, werdet ihr sogar zusammen wiedergeboren. Nur miteinander sprechen könnt ihr nicht. Jeder muss allein am Verhalten des anderen ergründen, was gerade Sache ist.
Der Clou bei Journey:
Der gefundene Gefährte ist nicht etwa eine seelenlose Spielfigur, sondern ein Mitspieler aus Fleisch und Blut, der irgendwo auf der Welt in genau dem selben Moment wie Du Journey spielt. Du triffst also mitten im Spiel (muss dann natürlich der Onlinemodus sein) einen echten Menschen, den Du nicht kennst, der sonstwo auf dieser Erde genau wie Du den Controller in der Hand hält und der sich ganz genau so wie Du darüber freut, jetzt im Spiel nicht mehr alleine zu sein. Allein der Zufall hat Euch in Journey zusammengeführt. Und obwohl ihr euch absolut fremd seid, und nicht miteinander reden könnt, steht ihr einander bei und macht die Reise gemeinsam. Nachdem das Spiel beendet ist, seid auch ihr wieder getrennt und werdet euch weder in der Virtualität noch im echten Leben je wieder begegnen. Zwei völlig Fremde, gewissermaßen wahllos zusammengeführt, ziehen kraftvoll am selben Strang und werden zu treuen Gefährten auf Zeit. Ganz ohne Worte. Was für ein hochgradig spirituelles Sinnbild!
Parallelen zu Journey in Kinofilmen
Der Plot „Völlig Fremde finden sich zusammengewürfelt und müssen jetzt eng zusammenarbeiten, um es zu schaffen“ ist Kinoliebhabern sehr vertraut. Exemplarisch benennen kann man hier die Filme „Enemy Mine“ oder „Cube„. Auch die Fernsehserie „Lost“ basiert größtenteils auf diesem Prinzip. Doch während in all diesen fiktiven Film-Fällen die Protagonisten wenigstens die Möglichkeit zur verbalen Verständigung haben, sind die beiden Journey Spieler auf nonverbale Kommunikation angewiesen. Das macht das zielgerichtete Miteinander sehr spannend, wenn auch sehr störanfällig. Nur wer sich auch „ohne Worte“ und damit über alle kulturellen Grenzen hinweg versteht, kommt hier weiter. Eine freundliche Botschaft, die angenehm nachdenklich macht.
Trifft man seinen Journey Gefährten wirklich niemals wieder?
Nun ja – im Spiel nicht. Doch wenn es die beiden zufällig einander online begegneten Mitspieler unbedingt wollen, können sie sich natürlich nach dem Spiel über das PlayStation Netzwerk Freundschaftsanfragen schicken und über diese Schiene in einen echten persönlichen Austausch kommen. Dann würde sich weisen, ob die im Spiel entstandene Verbrüderung auch der Realität standhält. Auch eine durchaus spannende Frage.
– Carina Collany –
Beitragsbild (Symbolbild) von Sam Mgrdichian auf unsplash.com
Man kann Zeichen mit den Füßen in den Sand oder in den Schnee schreiben. Nix kompliziertes. Ein Herz geht einfach. Das versteht jeder sofort. Das verweht zwar schnell. Aber wenn der Gefährte schneller versteht, als der Wind weht, versteht er gut. Und kann ganz genau so antworten. Ein supertolles Gefühl zwischen zwei Menschen, die sonst gar nichts voneinander wissen als dass sie gerade das selbe Spiel spielen 🙂 es hat schon irgendwie was zauberhaftes.